In der Overtime das Glück erzwungen - EHC München mit Mühe
Beim Vergleich der beiden heimstärksten Mannschaften der Oberliga Süd, boten der EHC München und der EC Peiting den knapp tausend Besuchern eine ereignisreiche Partie. Neun Tore, eine für Verunsicherung sorgende neue Regel, eine Spieldauerdisziplinarstrafe sowie ein ohne jede Linie agierende Schiedsrichter, der vielfach für Kopfschütteln sorgte. Am Ende stand ein Overtime-Sieg des EHC München zu Buche, der sich in der Zurückeroberung der Tabellenführung positiv niederschlug.
Dem ersten Spieldrittel etwas Positives abzugewinnen verlangt eine gehörige Portion Phantasie vom neutralen Betrachter. Der Gast erwartet defensiv, mit dem nötigen Respekt, den ein auswärts erfolgsarmes Team zwangsläufig vor einem Aufstiegsaspiranten hat. Die Hausherren, bei denen Pete Brearley aus familiären Gründen fehlte, zwar optisch überlegen, jedoch nicht zwingend in ihren Angriffsbemühungen. Lediglich Sebastian Schwele hatte zweimal einen Shorthander auf der Kelle, fand aber im sehr konzentriert spielenden Marc Dillmann seinen Meister. Bei eigenem 5 gegen 3 wurde zu kompliziert gespielt respektive zu überhastet geschossen. Für Verwirrung unter so manchem Zuschauer sorgte die Anwendung der noch nicht allerorts bekannten Regel der Spielverzögerung. Findet die Scheibe direkten Zugang in die seitlichen Fangnetze bzw. in die Spielerbänke, ist der Absender mit einer kleinen Strafe zu bedenken. Über Sinn oder Unsinn zu diskutieren wäre müßig, die Schiedsrichter sind angehalten diese Regel konsequent anzuwenden. So schickte Andreas Aumüller in den ersten zwanzig Minuten gleich drei Gäste ob deren ungenauer Scheibenkontrolle auf die Strafbank, einmal freilich zu unrecht.
Eine Entschädigung für die bislang nüchterne Darbietung sollte in Abschnitt zwei folgen. Ron Newhook, glänzend bedient von Thomas Vogl, sorgte per schnellem Gegenzug für die Führung. Peitings Coach Hans Schmausser meinte im Anschluss, in dieser Phase hätte das Defensivverhalten seiner Mannen gleich überhaupt nicht mehr gestimmt. Wohl war, denn auch bei Beppi Eckmairs schöner Einzelaktion, die zum 2:0 führte, wurde es dem Münchner Stürmer relativ einfach gemacht. Einmal in Fahrt legte der Klassenprimus gleich nach. Erneut Ron Newkook war es, der Marc Dillmann verlud. Aber auch die Peitinger meldeten sich zu Wort und verbuchten einen Torerfolg. Bei doppelter Überzahl zeigte Kyle Doyle mit einem Rückhandschlenzer aus spitzem Winkel seine Klasse. Im Gehäuse des EHC debütierte übrigens Dennis Hipke, nachdem der eigentlich vorgesehene Steffen Karg für Ingolstadt den erkrankten Jimmy Waite ersetzen musste.
Zum Ende des zweiten Drittels kam plötzlich Hektik auf. Vorwiegend auf der nun nicht mehr oberligareifen Vorstellung von Referee Aumüller begründet. Dessen zuvor schon kaum erkennbare Linie geriet nun außer Rand und Band. Sportlich gings mit dem 4:1 der Hausherren weiter. Eine als Befreiung gedachte Scheibe erreichte den just in diesem Moment von der Strafbank kommenden Mike Burman, der den mitgeeilten Tim Leahy mustergültig bediente. Unter normalen Umständen sicher eine Vorentscheidung, wenn da nicht noch die Ereignisse der vierzigsten Minute gewesen wären. Erst gestattete die Mnüchner Defensive dem Peitinger Rob Brown im Gefühl des sicheren Siegers freie Fahrt in Richtung Hippke, welche der US-Boy mit einem Schlenzer ins kurze Eck erfolgreich zu Ende brachte. Dann überkamen Beppi Eckmair die leidigen Gelüste eines Revanchefouls. Als sich Eckmairs Schläger im Gesicht eines Gegenspielers wiederfand, war die Begegnung für den ehemaligen Haßfurter zurecht vorzeitig beendet. Eine Tatsache die Schorsch Kink auf die Palme brachte. Sehr entäuscht sei er, so Kink, da er mit Eckmair bereits wiederholt eindringlich über dessen Disziplin gesprochen hat. Es war die zweite Hinausstellung Eckmairs in diesem Monat.
Die fünfminütige Unterzahl führte zu Beginn des Schlussabschnitts zu einem Bruch im Münchner Spiel. Der ECP zeigte sich nun wesentlich mutiger und übernahm mehr und mehr das Kommando. Zu ergiebigerer Ausbeute als dem Anschlusstreffer durch Markus Keppeler reichte es indes nicht. Vermutlich wäre dieses 4:3 auch der Endstand gewesen, hätte nicht Dennis Hippke kurz vor dem Ende einen Blueliner von Daniel Jonsson passieren lassen. Auf der anderen Seite ließen Leinsle und Vogl ihre Möglichkeiten ungenutzt, so dass die Peitinger unverhofft, jedoch keineswegs unverdient, zu einem Punktgewinn kamen. Für den Zusatzpunkt zu Gunsten des EHC sorgte Tim Leahy in der Overtime.
ECP-Coach Hans Schmausser fühlte sich nach der Partie als moralischer Sieger. Seine Truppe habe nach dem 1:4 eine Trotzreaktion gezeigt und war körperlich bis zum Ende gut in Schuss.
Schorsch Kink zeigte sich beeindruckt von der Qualität der Peitinger Kontingentspieler sowie von Keeper Dillmann. Auch über seine Mannschaft fand er lobende Worte. Konzentriertes Spiel in den ersten vierzig Minuten, dazu die Chancenauswertung in Abschnitt zwei zufrieden stellend. Desweiteren erfreute Kink die Tatsache, dass nunmehr mit Vollmer bzw. Karg stets ein erfahrener Torhüter zur Verfügung steht. (orab)
Tore:
1:0 (22:27) Newhook (Vogl), 2:0 (23:19) Eckmair (Steinmann), 3:0 (25:14) Newhook (Leinsle, Kink), 3:1 (27:16) Doyle (Forslund), 4:1 (35:35) Leahy (Burman, Hiemer), 4:2 (39:14) Brown (Herbst, Melong), 4:3 (43:40) Keppeler (Forslund), 4:4 (57:38) Jonsson (Melong, Doyle). 5:4 (63:16) Leahy (Jann, v.Schilcher)
Strafen: München 22 + 10 (Wedl) + 5 + Spieldauer (Eckmair) - Peiting 20
Schiedsrichter: A.Aumüller (Adam, Timmermanns)
Zuschauer: 1135
Spieler des Spiels: Tim Leahy