Gare bleibt – und das als Deutscher

„Nach langen Wochen des Verhandelns konnten wir Lanny davon überzeugen, mit uns weiter den Weg zu gehen. Es war und ist klar, dass speziell nach der Nachricht über den anstehenden deutschen Pass die Chancen nur minimal waren und dass Lanny wirtschaftlich auf einiges wird verzichten müssen – selbst wenn wir unsere Möglichkeiten ausschöpfen. Ich glaube, letzten Endes hat das Herz eines Sportlers über den Verstand gesiegt“, sagt EC-Geschäftsführer Andreas Ortwein, der somit einen zunächst fast als unmöglich erscheinenden Coup gelandet hat.
Gare ist seit dem Wechsel aus Crimmitschau vor drei Jahren der kreative Kopf des Teams, was er in der abgelaufenen Spielzeit eindrucksvoll mit 44 Toren und 83 Vorlagen in 59 Spielen erneut unter Beweis gestellt hat. Der Bald-Deutsche spielte womöglich eine der besten Saisons seiner Karriere, was natürlich die Konkurrenz auf den Plan rief - vor allem auf dem Hintergrund des deutschen Passes. Der 32-jährige Center, der seit zwei Jahren mit einer Deutschen verheiratet ist, fühlt sich in der Kurstadt allerdings mehr als wohl, eine Rolle beim Verbleib des Ausnahmestürmers spielte möglicherweise auch die Vertragsverlängerung seines „Ziehvaters“ Fred Carroll. „Lanny ist unser Kopf und Motor im Team. Nachdem vor 14 Tagen die Info kam, dass er seinen deutschen Pass im August / September bekommen wird, war ich mir eigentlich sicher, dass es kaum noch eine Möglichkeit gibt, ihn in Bad Nauheim zu halten. Ich hatte mich für diesen Fall mit Wolfgang Kurz und Andreas Ortwein intensiv um Alternativen in den letzten Wochen bemüht, diese brauchen wir nun aber nicht mehr. Umso mehr freue ich mich, dass sich Lanny für das Gesamtpaket Bad Nauheim entschieden hat und wir weiter auf ihn bauen können. Nun werden wir in den nächsten Wochen in aller Ruhe des Rest des Kaders zusammenbauen und uns gut vorbereiten. Wir werden ein Top-Team haben“, sagt der kanadische Headcoach der Kurstädter zur Weiterverpflichtung seines Noch-Landsmanns.
Andreas Ortwein ist sehr glücklich über den Verbleib von Lanny Gare, was den Geschäftsführer des EC Bad Nauheim jedoch einiges an Überzeugungsarbeit gekostet hat. „Ich glaube, zu Lannys Einsatz und seiner Identifikation mit dem EC brauchen wir nichts mehr zu sagen. Ich war in den letzten vier Wochen bestimmt fünf Mal mit Lanny essen und mindestens gefühlte zehn Mal Kaffee trinken und habe versucht, ihn davon zu überzeugen, den von uns eingeschlagenen Weg weiter mitzugehen. Lanny hat einen Vertrag für zwei Jahre unterzeichnet. Das zweite Vertragsjahr kommt in jedem Fall, falls wir aufsteigen sollten, und im Falle eines Verbleibs in der Oberliga ist es seine Entscheidung bis zum 1. Mai 2012, ob er bleibt oder möglicherweise dann die Chance 2.Bundesliga woanders wahrnimmt. Für uns eine sehr gute und faire Lösung“, freut sich der Nieder-Weiseler über die Weiterverpflichtung.
Lanny Gare sagte im Rahmen seiner Vertragsunterzeichnung: „Nach den Gesprächen mit Andreas Ortwein und den bis dahin verpflichteten Spielern wusste ich, dass wir in der nächsten Saison ein starkes Team haben werden. Da ich ja in Kürze meinen deutschen Pass bekomme, kann sogar ein weiterer starker Ausländer geholt werden. Ich hatte zwar Angebote von anderen Vereinen, doch meine Mission in Bad Nauheim ist noch nicht erfüllt. Ich konnte nach drei Jahren nicht einfach so weggehen, ohne das große Ziel Bundesliga-Aufstieg erreicht zu haben. Ich hätte es mir auch nicht vorstellen können, bei einem Zweitligisten zu spielen und am Ende dann Bad Nauheim als Aufsteiger jubeln zu sehen, ohne dass ich dabei wäre. Ich bin emotional einfach sehr stark mit den Roten Teufeln verbunden und ich kann es kaum erwarten, bis es wieder losgeht“, so der Mittelstürmer.