Falken: Playoffs gegen den EHC Freiburg
Zwei Siege am Wochenende - Entwarnung bei Jason DunhamEs ist soweit, die Heilbronner Falken stehen auf dem zweiten Tabellenplatz und
treffen in der Aufstiegs-Qualifikation auf den EHC Freiburg. Ein
baden-württembergisches Derby, was kann man sich als Fan der Mannschaften mehr
wünschen? Volles Stadion, gespannte Atmosphäre, verbale Schlagabtausche auf den
Rängen und Nervenkitzel bis zum Schluss. Natürlich wollen beide Mannschaften das
Halbfinale erreichen, einfach wird es daher sicher nicht. Hier eine Analyse der
beiden Playoff-Kontrahenten:
Die Hauptrunde:
EHC Freiburg – die Wölfe:
Aus 48 Hauptrundenspielen konnten sich die Wölfe 74 Punkte sichern und
stehen damit auf dem siebten Tabellenplatz. 24 Siegen (davon 21 nach regulärer
Spielzeit) stehen 24 Niederlagen (19 nach regulärer Spielzeit) gegenüber. Den
höchsten Sieg verbuchte der EHC auswärts in Grafing, als man den EHC Klostersee
mit 9:3 schlug. Die höchste Niederlage mussten die Badener ebenfalls auswärts
hinnehmen. 7:1 unterlagen sie dem SC Riessersee. Der Negativmonat des EHC war
der November: Acht Niederlagen in Folge ließen die Sorgenfalten bei Trainer
Sergej Svetlov tiefer werden. Doch die Wölfe berappelten sich wieder und sind
derzeit seit sechs Spielen ungeschlagen.
Heilbronner EC – die
Falken:
Die Bilanz der Falken nach 48 Hauptrundenspielen kann
sich sehen lassen: 34 Siege (davon 31 nach regulärer Spielzeit) gegenüber 11
Niederlagen und damit 108 Punkte, d.h. Tabellenplatz zwei. Waren 60 Minuten
gespielt und kein Sieger ermittelt, verließen die Falken das Eis in dieser
Saison nie als Verlierer. Wie schon Freiburg verbuchten auch die Heilbronner
ihren höchsten Sieg gegen den EHC Klostersee, allerdings vor heimischer Kulisse.
Mit 14:1 fegte man die Bayern vom Eis. Eine weitere Gemeinsamkeit mit den
Wölfen: Die höchste Niederlage musste man in Heilbronn ebenfalls gegen den SC
Riessersee hinnehmen (2:8). Eine Besonderheit bei den Falken ist, dass nach
einer Niederlage stets ein Sieg folgte, d.h. die Käthchenstädter haben in dieser
Saison noch nie zwei Spiele hintereinander verloren. Derzeit können die Falken
auf vier Spiele ohne Niederlage zurückblicken.
Die Mannschaft:
EHC Freiburg – die
Wölfe:
Im Tor der Wölfe wurde in dieser Saison mehrmals gewechselt. Zunächst
musste der in der Vorbereitung sehr unglückliche Lukas Smolka seinen Platz
räumen. Ersetzt wurde er durch Edgars Masalskis, dieser wiederum wurde in der
Liga nicht heimisch und wechselte zu Dynamo Minsk. Inzwischen steht der Kanadier
Tim Knudsen zwischen den Pfosten. Der 28-jährige stand auch schon in der 2.
Bundesliga für den REV Bremerhaven auf dem Eis. Gegen die Falken zeigte er in
dieser Saison in zwei Spielen Licht und Schatten. Bei der 2:6-Heimniederlage
konnte er nicht überzeugen, beim 4:1-Auswärtssieg in der Knorr Arena dagegen
rettete er seiner Mannschaft die Punkte.
Eine kleinere Sensation tat sich im Sturm der Badener auf: Von den
Bietigheim Steelers aus der Asstel-Bundesliga wechselte Petr Mares nach
Freiburg. Ebenfalls aus der 2. Bundesliga, von den Moskitos Essen, kam Georg
Havlik zum EHC, um die Verteidigung der Wölfe zu stabilisieren. Mit beiden
Verpflichtungen reagierte man auf Verletzungen. Ravil Khaidarov fällt mit
Knieproblemen aus, Thomas Gaus ebenfalls und für Matthias Vater ist nach einer
Schulterverletzung die Saison beendet. Des Weiteren kam vom ETC Crimmitschau mit
Antti Karhula noch ein Stürmer, der Torgefahr ausstrahlt.
Gleich vier Stürmer kann der EHC aufweisen, die 50 Scorerpunkte und mehr
haben. Angeführt wird das Quartett von Martin Kotasek, gefolgt von Vladimirs
Mamonovs, Michal Bartosch und Tobias Samendinger. Trotzdem ist keiner dieser
Scorer in der ligenweiten Liste der Topscorer zu finden. In der Torschützenliste
steht Kotasek mit 30 Toren in 48 Spielen auf Platz 10. Besser schneidet der
punktbeste Verteidiger der Wölfe ab: Aleksandrs Siskovics reiht sich liegenweit
auf Platz acht ein. „Bad Boy“ der Wölfe ist mit 151 Strafminuten Robert
Hoffmann, das Team insgesamt liegt auf Platz 6 der
Teamstrafenwertung.
Special Teams:
In der Überzahl waren die Wölfe in dieser Saison in 379 Situationen 59
mal erfolgreich, kassierten allerdings 13 Treffer bei eigener numerischer
Überlegenheit und finden sich damit auf Platz 10 der Überzahlstatistik wieder.
Besser läuft es dagegen in eigener Unterzahl: 376 Situationen und 76 Gegentore
bekommen bringen eine Unterzahl-Effizienz von fast 80%. Noch dazu gelangen den
Wölfen sogar 14 Tore bei eigener Unterzahl.
Gefährlichster Schütze im Powerplay der Wölfe stellt mit 11
Überzahl-Toren in 48 Spielen Vladimirs Mamonovs dar. Haben die Freiburger einen
oder zwei Mann weniger auf dem Eis, muss vor allem auf Petr Mares geachtet
werden, ihm gelangen in 19 Spielen bereits fünf Shorthanded Goals.
Heilbronner EC – die
Falken:
Rico Rossi hat etwas, das ihn in dieser Liga fast einzigartig werden
lässt: Er hat den Luxus zu viele Spieler zu haben. Durch das Hinzukommen der
zwei Förderlizenzspieler Fabio Carciola und Sachar Blank, die sich in der DEL
bei den Mannheimer Adlern nicht durchsetzen konnten, muss Rossi einen Spieler
aussetzen lassen.
Weitere personelle Veränderungen waren zu Beginn der Saison die
Verletzung von Pascal Appel, der Abgang von Benjamin Finkenrath, die
Neuverpflichtung von Ronny Glaser und den beiden auswärtigen
Förderlizenzspielern Henry Martens (Köln) und Sebastian Vogl (Ingolstadt). Beide
werden zunächst für ihre DEL-Clubs in den Playoffs aktiv sein. Nicht nur im Tor
und im Sturm gab es Veränderungen, zunächst verpflichtete man Sean Owens aus der
Insolvenzmasse der Ratinger Ice Aliens, später wurde Eric Lodge kurz vor
Transferschluss im Januar durch Paul Esdale ersetzt.
Fünf Stürmer haben in der Hauptrunde zwischen 65 und 87 Punkte erreicht.
Angeführt wird die teaminterne Liste von Chris Stanley, gefolgt von J.F.
Caudron, Frank Petrozza, T.J. Caig und Luigi Calce. Caudron und Stanley belegen
ligenweit Platz zwei und drei, Petrozza Platz 10 und Caig Platz 16 der
Topscorerstatistik. Bester Verteidiger der Falken ist der 19-jährige Mannheimer
Förderlizenzspieler Christopher Fischer (Platz 18). Tobias Stolikowski belegt
mit 170 Strafminuten Platz drei der „Bad Boy“-Wertung. Insgesamt gehören die
Falken zu den Körper spielenden Mannschaften, was ihnen ligenweit Platz 11
beschert.
Special Teams:
Zwar ging die Überzahl-Effizienz der Falken gegen Ende der Saison etwas
zurück, trotzdem belegen sie mit 87 Treffern in 390 Situationen Platz vier
hinter Garmisch, Tölz und Ravensburg. Tore bei numerischer Überlegenheit mussten
sie erst siebenmal hinnehmen. Chris Stanley ist die Nummer eins der
Überzahlschützen der Liga mit 22 Treffern in 50 Spielen. In Unterzahl sind die
Falken kaum zu schlagen, nur der SC Riessersee besitzt noch eine bessere
Unterzahlquote. 54 Gegentore bei 381 Situationen sind ein Grund auf Platz zwei
dieser Statistik zu stehen. In diesen Situationen trumpfte vor allem J.F.
Caudron auf: Sechs der zwölf Shorthander steuerte der quirlige Stürmer
bei.
Fazit:
Die Statistiken sprechen klar für die Heilbronner Falken. Dreimal
verließen die Käthchenstädter das Eis als Sieger, einmal fanden sie kein Mittel
gegen die Wölfe. Es treffen nun zwei Mannschaften mit unterschiedlichen Systemen
aufeinander. Auf der einen Seite das technisch versierte „Ostblock“- Eishockey
der Wölfe, auf der anderen Seite das körperbetonte, aber trotzdem auch
spielerisch starke nordamerikanische Spiel, das die Falken beherrschen. Rico
Rossi hat viel Zeit aufgewendet um seine Mannschaft intensiv auf den
Playoff-Gegner einzustellen. Und auch die Fans können es kaum erwarten, denn ein
Playoff-Derby ist doch immer etwas Besonderes. (FG82)