Falken: Hartes Programm innerhalb von fünf Tagen

Feiertage müssen genutzt werden und so wird auch am kommenden Dienstag,
dem Tag der Deutschen Einheit, Eishockey gespielt. Rosenheim, Weiden
und Ratingen, so heißen die Mannschaften, mit denen sich die
Käthchenstädter in den nächsten fünf Tagen messen müssen.
Die Heilbronner Falken reisen zunächst am Freitag nach Rosenheim.
Die Worte „Verletzte Tiere sind gefährlich“ gelten in diesem besonderen
Fall auch für Starbulls. Vier Niederlagen an den ersten vier Spieltagen
der Saison haben eine schmerzhafte Wunde bei Rosenheim hinterlassen.
Kaum einer wird sagen, dass es an der Stärke der anderen Mannschaften
lag, denn mit Peiting, Füssen und Weiden sind wahrlich keine
„Unschlagbaren“ Kontrahenten angetreten. Einzig gegen den SC
Riessersee, der nach vier Siegen zu Recht an der Tabellenspitze steht,
darf man auch verlieren. Von eben jener Tabellenspitze sind die Bayern
jedoch sehr weit entfernt. Der vorletzte Platz ist sicher nicht das
angestrebte Ziel der Vereinsführung. Die Fans reagieren mit Ironie und
Wut. Ihrer Meinung nach soll Trainer Ron Chyzowski seinen Hut nehmen.
Noch steht die Führungsriege allerdings hinter dem sympathischen
Trainer. Liegt es also an der Mannschaft?
Im Tor bilden wie schon in der Vorsaison Oliver Häusler und sein
Back-up Danijel Kovacic ein verlässliches Duo. In der Verteidigung
wurden Oldie Heinrich Schiffl, Andreas Paderhuber sowie Matthias
Bergmann durch Paul Weismann und den Kanadier Dory Tisdale ersetzt. Ob
damit adäquat ersetzt wurde, steht in den Sternen. Gabriel Krüger,
Christian Gegenfurter und Offensivverteidiger Ronny Martin sind bekannt
und bewährt. Auch den Falkenfans dürften die beiden letzteren noch in
Erinnerung sein, trugen sie doch auch schon das Falkentrikot. Einen
Stammplatz im grün-weißen Team soll sich das erst 17-jährige Talent
Sinan Akdag, mit einer Förderlizenz der Krefeld Pinguine ausgestattet,
erspielen. Auf diese sechs festen Verteidiger muss sich Chyzowski
verlassen können, allerdings kann er bei Bedarf wie auch teilweise
schon im Vorjahr auf einige junge Talente in der Rosenheimer
DNL-Mannschaft zurückgreifen.
Im Sturm wird die Hauptlast weiterhin auf den Schultern des inzwischen
41-jährigen Mondi Hilger sowie Andreas Schneider liegen. Hilger konnte
allerdings erst im vierten Spiel für den SBR auflaufen, da er
terminlich verhindert war. Dahinter tummeln sich mit Stephan Gottwald
(auch ein Ex-Falke), dem Amerikaner Patrick Neundorfer, Patrick Senger,
Markus Kempf, Bernd Kühnhauser und dem Kanadier Jeremy Stasiuk gleich
mehrere potenzielle Torjäger. Zusammen mit dem Deutsch-Kanadier Sean
Fischer, welcher es letzte Saison sogar auf 17 DEL-Einsätze für den
deutschen Meister brachte, sollte Rosenheim eigentlich drei fast
gleichwertige Sturmreihen beibringen können. Aufgestockt wird der
Angriff mit den DNL-Spielern Ralph Crisan, Thomas Weiszdorn, Daniel
Bucheli, Patrick Hager und Stephan Stiebinger.
Es gibt nun zwei Möglichkeiten, wie sich das Spiel am Freitag in
Rosenheim gestalten könnte: Zum einen könnte die Leistung der Starbulls
weiterhin im negativen Bereich liegen und somit den Falken ein leichtes
Spiel bescheren, zum anderen liegt ein unglaublicher Druck auf dem
bayerischen Team. Sie müssen gewinnen, um eine noch schlimmere Krise zu
verhindern. Keine leichte Aufgabe für Falken-Coach Rico Rossi, seine
Jungs auf diese Situation einzustellen.
Das Heimspiel am Sonntag bestreiten die Falken gegen die Blue Devils
aus Weiden. In der Vorbereitung konnten die Oberpfälzer in der Knorr
Arena keine Treffer landen und wurden von den Käthchenstädtern mit 6:0
nach Hause geschickt. Das Rückspiel in Weiden ging bei einem
„Keiner-darf-sich-verletzten“- Spiel mit 5:4 an den EV.
Im Tor liegt dabei, nachdem Lukas Lang nur noch für Nürnberg in der DEL
spielen wird, die alleinige Verantwortung auf Thomas Ower, der dieser
Aufgabe aber gewachsen sein sollte. Als Back-up steht Christian Meiler
bereit, Nummer 3 ist Oliver Engmann. Der Abgang von Wade Winkler ist in
der Verteidigung nur schwer zu verschmerzen. Als Ersatz kam der Finne
Turo Virta. Virta kommt wie Winkler aus Italien und verspricht
zumindest vom Spielertyp und auch seinen Scorerqualitäten mit Winkler
vergleichbar zu sein. Der zweite Verlust in der Verteidigung ist
Vitalij Blank. Ob es dem von Regionalliga Nord Meister Rostock
gekommenen Michael Stockbauer gelingt, Blank zu ersetzen, erscheint
noch unwahrscheinlich. Ansonsten gibt es bei den Blue Devils in der
Verteidigung keine Veränderungen. Den Part des Offensivverteidigers
nimmt neben Virta weiterhin der Tscheche Jan Penk ein. Roman Göldner,
Christian Witthohn und Thomas Kastner vervollständigen die Weidener
Verteidigungsreihen. Fällt einer dieser sechs aus, kommen Sebastian
Meindl und/oder Florian Domke aus dem Juniorenbereich zum Einsatz. Auch
im Angriff reißen verschiedene Abgänge sehr große Löcher, die es zu
stopfen gilt. Antti Karhula und Tom Herman spielen nächste Saison in
Crimmitschau und auch Florian Ondruschka, Sebastian Wolsch und Michal
Piskor gehen nicht mehr für den EVW auf das Eis. Turo Virta bringt
dafür aus Neumarkt den 40-jährigen Tschechen Petr Korinek mit. Ihm zur
Seite stehen der Finne Miikka Jäske, der letzte Saison in der ersten
Liga Dänemarks bei den Herlev Hornets und der 2. schwedischen Liga bei
IFK Arboga auf dem Eis war, und der Schwede Patrik Moberg. Bis jetzt
ein durchaus starker Sturm, allerdings folgen mit Michael Fendt,
Christoph Koziol, Lukas Hausmanninger und Stephan Hagn eher Akteure mit
dem Titel „Ergänzungsspieler“. Für Trainer Jiri Neubauer also eine
Herausforderung, möglichst zwei starke Sturmreihen aufzubieten. Die
dritte Reihe um Florian Zellner sowie vermutlich den 21-jährigen Marcel
Waldowsky wird wohl dafür sorgen, die ersten zwei Reihen zu entlasten.
Andreas Geigenmüller, Benjamin Frank und Stefan Hofmeister (Young
Devils) dürften nur bei Ausfällen oder sporadisch zu Einsätzen kommen.
Sowohl Waldowsky als auch Hagn sind im Moment allerdings
verletzt/krank, sodass Neubauer wohl auf sie verzichten muss.
Die dritte Mannschaft, der die Falken in den folgenden fünf Tagen die
Punkte klauen wollen, sind die Ratinger Ice Aliens. Furios starteten
sie in die Saison, schlugen erst Miesbach (6:2), dann Weiden (8:3) und
schließlich Berlin (7:1), bevor sie am letzten Spieltag an Peiting
(3:4) scheiterten.
Auch die Aliens haben ihren Kader gründlich entrümpelt. 13 Abgängen
stehen 15 Neuzugänge gegenüber und auch hinter der Bande steht mit
Thomas Popiesch ein neuer Mann, der letzte Saison noch selber für die
Moskitos aus Essen in der 2. Bundesliga auf dem Eis war.
Im Tor vertrauen die Außerirdischen nach dem Abgang von Torsten Schmitt
auf ein Duo aus Routinier Carsten Solbach und den aus Bremerhaven
kommenden Ronny Glaser. Dritter Goalie ist der 18-jährige Marco Ohmann.
Betreut werden die drei Goalies von niemand Geringerem als Andrej
Trefilov. Der ehemalige Top-Goalie der Düsseldorfer Metro Stars wird in
der kommenden Saison seine ganze Erfahrung aus rund 15
Eishockey-Profijahren im Nachwuchsbereich der Ice Aliens einbringen.
Außerdem wird er das Goalie-Trio der ersten Mannschaft betreuen.
In der Abwehr sieht man nur noch ein Gesicht vom Vorjahr: Jan-Philipp
Priebsch. Der Rest setzt sich aus Neuverpflichtungen zusammen. Neuer
Chef der Hintermannschaft soll der aus Hannover gekommene Sean Owens
sein. Von ihm darf man zwar auch keine Wunderdinge erwarten, dass er
aber im Vergleich zu seinem Vorgänger Chris Gustafson eine spürbare
Verstärkung ist, zeigte sich bereits letzte Saison, als beide in der
Meisterrunde gemeinsam für die Hannover Indians aufs Eis gingen. Mit
Alexander Engel holten die Ruhrpottler außerdem einen der sichersten
Oberligaverteidiger der vergangenen Jahre. Alexander Baum verdient
ebenfalls das Prädikat „Grundsolide“. Der 21-jährigen Malte Seifert,
der es in der letzten Saison immerhin auf 30 Einsätze für Duisburg in
der DEL brachte, soll nun auch zu einer soliden Spielweise hingeführt
werden. Als sechster Verteidiger eingeplant ist der 18-jährige Kölner
Förderlizenzspieler Torsten Ankert. Auch Ankert schnupperte bereits im
Vorjahr DEL Luft und soll sich nur über Ratingen für eine DEL Karriere
empfehlen. Das Kontrastprogramm gegenüber den bisher jugendlichen
Verteidigern soll der inzwischen 39jährige Ex-DELer Klaus Micheller
stellen. Micheller ist sicher kein besonders herausragender Defender,
sollte aber vor allem wegen seiner Erfahrung für die Jungen als
Führungsspieler gelten.
Der Sturm dürfte das Prunkstück der Aliens sein und hat dies auch in
den ersten Saisonspielen bewiesen. In der Tabelle auf dem zweiten Platz
haben die Ratinger die meisten geschossenen Tore auf ihrer Seite. Dafür
verantwortlich sind unter anderem die vier Ausländer Antti-Jussi
Miettinen, Janne Kujala, Travis James Mulock und Ryan Smith. Der
erfahrene André Grein, der im Moment der punktbeste Spieler in Ratingen
ist, Denis Cardona und Jan Taube wissen definitiv, wo das gegnerische
Tor steht. Die Talente Philip Hendle, Patrick Handl, Henry Martens,
Mats Schöbel (auch letzte Saison noch bei den Falken aktiv) und Tobias
Orkan tun den Rest. Einzig der Abgang von Matthias Vater schmerzt. Wenn
aber noch Udo Schafranski seine gute Vorsaison wiederholen kann und
Björn Reiser das Niveau der Oberliga gut aufnimmt und Fuß fasst, dann
sind die Aliens auch im Sturm sehr gut besetzt.
Das Programm, das die Falken erwartet, ist also alles andere als
leicht. Doch mit der richtigen Einstellung und Konzentration über die
gesamte Spielzeit dürften doch einige Punkte bei den Falken bleiben.
FG82