Falken: Erst Farmteam, dann Aufstiegsfavorit

Ein abwechslungsreiches Programm wartet am kommenden Oberliga-Wochenende auf
die Heilbronner Falken. Am Freitag treffen sie vor heimischem Publikum auf die
Eisbären Juniors aus Berlin, das Farmteam des amtierenden Deutschen Meisters
(13.01.2006, 20.00 Uhr, Knorr-Arena Heilbronn), ehe sie am Sonntag
(15.01.2005, 17.00 Uhr) die lange Reise zum Aufstiegsfavoriten ETC
Crimmitschau antreten müssen.
Nach einigen unansehnlichen Auftritten, die im desolaten 1:4 gegen Neuwied
kurz vor der Jahreswende gipfelten, meldeten sich die Heilbronner Falken
zuletzt mit einen deutlichen 6:1 bei den Roten Teufeln Bad Nauheim
eindrucksvoll zurück. Dabei zeigte sich insbesondere das zuletzt schwächelnde
Überzahlspiel verbessert und es wurde deutlich, dass vor allem technisch
beschlagene Cracks wie Jean-François
Caudron, Andrej Kovalev oder Igor Dorochin von der neuen, verschärften
Regelauslegung profitieren. Diesen Vorteil wollen die Falken auch gegen die
Eisbären Juniors aus der Hauptstadt Berlin zu ihren Gunsten nutzen und drei Zähler
einfahren. Im Hinspiel gelang es den Kätchenstädtern nur bedingt, dieses
Vorhaben umzusetzen. Nach einer 3:0-Führung gerieten sie im Wellblechpalast
noch 3:5 in Rückstand, erkämpften sich beim 6:5 nach Verlängerung aber
immerhin zwei Punkte. Damit sich ein ähnlicher Spielverlauf vor eigenem
Publikum nicht wiederholt, werden die Schützlinge von Rico Rossi drei Drittel
lang an ihre Leistungsgrenze gehen müssen und dürfen den schnellen Berlinern
keinen Raum zum kombinieren lassen. Besonderes Augenmerk gilt es für die
Defensive dabei auf das Sturmtrio Mike Nason, Jason Grinevitch und Alexander
Weiß zu legen, die schon so manches Mal die Abwehrreihen der Oberliga-Gegner
vor erhebliche Probleme gestellt haben. Eine weitere Aufwertung erfährt die
Abteilung Attacke durch die Verpflichtung des Finnen Kalle Konsti von den
insolventen Bayreuth Tigers, der zusammen mit seinem Landsmann Janne Laitila
(Verteidiger) nach Hohenschönhausen wechselt. „Beide sollen unsere
Offensive beleben“, umreißt Trainer Jeff Tomlinson die Rolle der beiden
Neu-Eisbären. Im Gegenzug verlässt Gerard Miller das Sportforum, um seine
Eishockeykarriere in Kanada fortzusetzen. Trotz der Blutauffrischung auf den
Kontingentstellen und der Möglichkeit, bei Bedarf auf zahlreiche Förderlizenzspieler
des DEL-Teams zurückzugreifen, reisen die Eisbären Juniors als Außenseiter
nach Heilbronn. Die favorisierten Falken werden Berlin dennoch sicher nicht
unterschätzen, schließlich kann man sich gerade vor heimischem Publikum auf
dem Weg in die Meisterrunde kaum eine weitere Niederlage leisten.
Alles andere als die favorisierte Mannschaft sind die Falken hingegen beim
sonntäglichen Gastspiel im sächsischen Crimmitschau. Das Team von Gunnar
Leidborg hat den sofortigen Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga zum Ziel und
ist mit momentan bereits 15 Siegen in Serie auf dem besten Weg dorthin. Dass
Crimmitschau nach holprigem Saisonstart immer besser auf Touren kommt, ist bei
einem Blick auf die Qualität des Kaders nicht verwunderlich. Mit Karol
Rusznyak, Christoph Klotz, Esbjörn Hofverberg und Doug Murray oder den beiden
Ex-Falken Björn Friedl und Christian Völk stehen etliche Akteure im Aufgebot
der Eispiraten, die schon in der 2. Bundesliga ihre Brötchen verdient haben.
Hinzu kommen mit Roman Veber und Vadim Slivchenko zwei DEL-erfahrene Haudegen
und in Marius Trygg kann Gunnar Leidborg sogar einen norwegischen Nationalstürmer
aufbieten. Doch nicht nur auf dem Feld ist Crimmitschau durch die Bank hochkarätig
und ausgeglichen besetzt, auch das Torhütergespann gehört zum Besten, was
die Liga zu bieten hat. Thomas Zellhuber wurde letztes Jahr im Gehäuse der
Blue Lions Leipzig zum besten Torhüter der Oberliga Nord-Ost gewählt und
konnte insgesamt 10 Shut-outs für sich verbuchen. Auch in der laufenden
Spielzeit bleib der gebürtige Füssener bereits einmal ohne Gegentor, beim
12:0 gegen Stuttgart. Getoppt wird diese Bilanz vom zweiten Mann der Sachsen,
Markus Hätinen. Der Deutsch-Finne spielte im letzten noch beim
Liga-Konkurrenten EV Ravensburg und konnte sich heuer bereits über drei
Shut-outs freuen.
Auch wenn die Trauben im Sahnpark für die Falken sehr hoch hängen, werden
sie dem Favoriten das Leben so schwer wie möglich machen, damit die
Crimmitschauer Torhüter kein weiteres Mal ohne Gegentor bleiben. Machen sie
60 Minuten lang die Räume eng und lassen die Westsachsen nicht ins Rollen
kommen, sollte das gelingen. Und wenn die Schlüsselspieler der Unterländer
ihre technische Raffinesse in Verbindung mit der strengeren Regelauslegung
wieder ausspielen können, ist – mit der lautstarken Unterstützung
zahlreicher Schlachtenbummler, die mit einem Fanbus anreisen – sogar ein
Punktgewinn im Bereich des Möglichen. Seinen Teil dazu beitragen will natürlich
auch Neuzugang Ryan Duthie, der bei Bewährung am Wochenende einen Kontrakt
bis zum Ende der Spielzeit erhalten soll. (SC87)