ESV Bayreuth: Fehlstart in die Abstiegsrunde

Minus 18 Grad zeigte das Thermometer im Grafinger Eisstadion, doch das war nicht der Grund, warum die Mienen der Bayreuther Fans zunehmend einfroren. Vielmehr war das, was ihre Mannschaft beim 1:5 gegen den EHC Klostersee zeigte, alles andere als erwärmend. Ein böser Fehlstart der Tigers in die Abstiegsrunde der Eishockey-Oberliga, der zunächst für frostige Stimmung zwischen Fans und Team sorgte.
Vergeblich suchte Tigers-Trainer Doug Irwin in seiner Truppe nach Leistungsträgern: „Wir haben eine katastrophale Vorstellung geboten.“ Noch immer scheint das knappe Verpassen der Meisterrunde die Spieler zu beschäftigen, so dass die Tigers nach dem Startschuss zur Abstiegsrunde erst einmal in die falsche Richtung losstürmten. Jetzt liegt es an Irwin, der Mannschaft wieder den richtigen Weg zu zeigen.
Wohin die Reise gehen soll, haben zumindest die Grafinger schon entdeckt. Gezeigt hat es ihnen das neue Trainergespann aus dem bisherigen Co-Trainer Andzejs Mitkevics und dem verletzten Teamkapitän Martin Sauter. Das Tandem löste am Donnerstag Coach Beppo Schlickenrieder ab, der aus dem Verpassen seines Saisonzieles Meisterrunde die Konsequenzen zog. Frustriert von der Testspielniederlage gegen die klassentieferen Star Bulls Rosenheim, für ihn eine „Demütigung“, gab Schlickenrieder auf: Er habe keinen Draht mehr zur Mannschaft und außerdem sei das Team viel zu sensibel, um mit Druck umgehen zu können.
EHC-Manager Alexander Stolberg wollte dem Trainer keineswegs die alleinige Schuld zuschieben. „Das Team muss jetzt eine Reaktion zeigen“, forderte er. Sein Befehl fand den Weg in die Kabine und so berauschte sich der EHC an seiner Trotzreaktion. Bayreuth blieb dabei nur ein stummes Staunen. Und so wurde lediglich Dave Tremblay ein Mal seiner Rolle als Stürmer gerecht; allerdings erst zu einem Zeitpunkt, als das Spiel längst entschieden war. Der große Rest war Schweigen.
Wieder einmal blieb Bayreuths Anhang nichts anderes übrig, als den verpassten Gelegenheiten hinterher zu trauern. Oder über den Druck zu schimpfen, den die Tigers nie erzeugten, denn deren Vorwärts-Versuche endeten zu oft in der oberbayerischen Abwehr. Zwischen gut gemeint und gut gemacht ist eben ein großer Unterschied – und das führte der EHC Klostersee seinem Gegner augenfällig genug vor. Wegen vieler Verletzter nur stark ersatzgeschwächt aufs Eis gekommen, verließen sich die Grafinger auf ihre Konterstärke und setzten diese immer wieder schmerzhaft ein.
Der Lernprozess für Bayreuth dauerte zu lange, weil eben auch die Bereitschaft zu lernen fehlte. Während der EHC Klostersee angesichts der geplatzten Träume von der Meisterrunde längst die Ärmel hochgekrempelt hat, hadern die Tigers weiter mit ihrem Schicksal. Der Blick zurück wird dem ESV aber kaum helfen, in der Abstiegsrunde richtig Fuß zu fassen. (Ingo Schorlemmer)
EHC Klostersee – ESV Bayreuth 5:1 (2:0; 2:1; 1:0)
Tore: 1:0 (14.) Wieser (Sicorschi; Überzahltor); 2:0 (20.) Rische (Wieser, Sicorschi); 3:0 (26.) M. Köll (Giel); 4:0 (32.) Zajonc (Weibler); 4:1 (36.) Tremblay (Jun, Maidment; Überzahltor); 5:1 (58.) Ruprecht (Wieser, Sicorschi; Überzahltor)
Schiedsrichter: A. Aumüller (Ottobrunn)
Strafminuten: 14 / 16 plus 10 Minuten Disziplinarstrafe gegen Reid
Zuschauer: 471