Erschütterung und Galgenhumor - Bayreuth verliert gegen Haßfurt
Kampf an mehreren Fronten - Suche nach Geldgebern„Ich habe noch nie eine so schwache Bayreuther Mannschaft gesehen.“ Erschüttert saß der auswärtige Beobachter auf der Tribüne und schüttelte den Kopf. Wahrlich, das 2:4 der Tigers am Freitagabend gegen die mit der Insolvenz kämpfenden Haßfurt Sharks war alles andere als eine Glanzleistung.
Galgenhumor macht sich breit unter den Zuschauern, ein letztes Flüchten in die Ironie. Anders, so heißt es, sei das alles ja auch nicht mehr zu ertragen. Die Tigers verbeißen sich im letzten Tabellenplatz; und immer mehr schwindet die Hoffnung, dass sich daran noch viel ändern wird. Der verzweifelte Hilferuf des Trainers nach Verstärkungen im Kader verhallte zunächst unbeantwortet. Alle Bemühungen um neue Namen für Joe Wests Spielerliste scheiterten an den Gehaltsvorstellungen der Umworbenen. Angesichts der prekären Lage in der Liga, von der niemand weiß, ob es sie überhaupt bis Saisonende geben wird, und dem weniger als 300.000 Euro umfassenden Mannschaftsetat sind die Hoffnungen auf große Namen Utopie.
Von nichts ist man beim ESV Bayreuth derzeit weiter entfernt als vom eigenen Saisonziel. Platz 6, die Meisterrunde, hatte Trainer Joe West ausgegeben, nicht unbedingt zur Freude des Vorstandes. Die Euphorie, die West mit dieser Kampfansage an die Ligakonkurrenz unter den Fans ausgelöst hatte, ist aber längst der Ernüchterung gewichen.
Zu wenig Tore, zu wenig Punkte. Und manchmal auch zu wenig Eishockey: „Wir haben 40 Minuten lang geschlafen“, ärgerte sich Joe West über sein Team. Allerdings scheint auch er immer mehr in Ratlosigkeit zu versinken. Ständig fallen Spieler auf dem Eis als Leistungsträger aus, obwohl sie eigentlich als solche gedacht waren. Was bleibt? „Wir haben schlecht gespielt“, weiß West. Es ist eine schmerzende Analyse des Coachs, die zugleich an ihm selbst nagt. „Ich kann die Fans verstehen, wenn sie sauer sind. Aber ich bin der Trainer, ich bin noch sauerer.“ Zu wenige seiner Untergebenen stemmen sich derzeit gegen die schlechte Lage in der Tabelle, erreichen Normalform, werden ihren Vorschusslorbeeren gerecht. Die Zahl der guten Spieler bleibt in Bayreuth derzeit überschaubar. So baut West schon einmal zukünftigen Resignationen weiter vor: „Es wird nicht das letzte schlechte Spiel gewesen sein.“ Ist das schon eine Bankrotterklärung?
Bankrott, darauf deutet alles hin, ist der ERC Haßfurt – zwar nicht spielerisch, aber finanziell. Dennoch durften die Sharks das Gastspiel in Bayreuth ungestraft diktieren. Die Abschiedstour des Vereins, der sich im vorläufigen Insolvenzverfahren befindet, geriet bei den Tigers zum Triumphlauf – ohne dass sportliche Höchstleistungen gezeigt werden mussten. Zu einfach hatten es Haßfurts Stürmer vor dem Bayreuther Tor, zu wenig verstanden sich die Tigers mit ihren Nebenleuten, zu wenig durchdacht waren die Bayreuther Aktionen vor Sharks-Goalie Markus Nachtmann. „Wir haben verdient drei Punkte geholt“, war deshalb das Fazit von Gästetrainer Stefan Kagerer, dem nicht widersprochen werden kann.
Die Sharks müssen sich nun am auf die Suche nach neuen Sponsoren machen, wollen sie nach dem kommenden spielfreien Wochenende noch einmal auf das Eis der Oberliga Nordost zurückkehren. Der ESV Bayreuth hingegen muss zunächst seine Form finden. Für die Suche danach haben die Tigers nun zwei Wochen Zeit. (Ingo Schorlemmer)
Bayreuth Tigers – Haßfurt Sharks 2:4 (0:1; 1:2; 1:1)
Tore:
0:1 (4.) Almagro (Heindl, Kalinowski); 0:2 (21.) Kalinowski (Cermak; Überzahltor); 1:2 (24.) MacIntyre (Carrabs); 1:3 (33.) Meyer (Ahrens, Karlsson; Unterzahltor); 1:4 (42.) Schwab (Ortlip); 2:4 (52.) Pastika (O’Grady, Carrabs; Überzahltor)
Schiedsrichter: Koch (Peiting). – Strafminuten: 12 / 14. – Zuschauer: 1176