Eisbären Juniors: Halle dreht den Spieß um

Die Eisbären Juniors verloren 2:4 (1:1, 0:2,
1:1) gegen die Saale Bulls. Damit gelang den Gästen die Revanche für ihre
Niederlage fünf Tage zuvor. Die Berliner ließen zwingende Torgefährlichkeit
vermissen, dazu kamen krasse Abwehrfehler.
Der gute Lauf der kleinen Eisbären ist gestoppt:
Das Wochenende endete mit null Punkten und 5:8 Toren. Nach der knappen
Niederlage in Nauheim gab es im Wellblechpalast eine relativ deutliche Abfuhr
gegen einen Konkurrenten um Platz fünf, den man noch am Dienstag an gleicher
Stelle mit 4:2 besiegen konnte. Das neulich so effektive Überzahlspiel fand
keine Wiederholung, und auch der furiose Sturmdrang des Heimspiels gegen Leipzig
wurde vermisst. Schade für die diesmal blasse Mannschaft - und schade besonders
für die 75 sangesfreudigen Eisbären-Fans, die vom mittäglichen DEL-Spiel in den
Welli gekommen waren und gute Heimspiel-Atmosphäre erzeugten.
Es war ein Spiel ohne zwei Schweden, die bisher für
Furore gesorgt haben. Die Eisbären Juniors leider ohne ihren Goalgetter
Christian Swärd, dessen Fehlen schmerzlich bemerkt wurde. Bei Halle war der
hochgelobte Verteidiger Fredrik Persson nicht zu sehen. Er hat sich - laut
Aussage der Betreuerin des Live-Tickers der Saale Bulls - am Freitag bei Trainer
Stastny abgemeldet und lief schon gegen Leipzig nicht mehr auf. „Heimweh“ nach
Schweden ist die vorgebrachte Begründung, aber auch ein neues Engagement in der
Oberliga (oder höherklassig) ist natürlich möglich. Mal schauen, wo Persson
wieder auftaucht. In dieser Woche zitierte ihn die „Eishockey-News“ mit den
Worten: „Sportlich möchte ich weiter nach oben kommen, gerne auch hier in
Deutschland.“ Na denn, good luck…
Das Team von Halle war mental noch gar nicht auf
dem Eis, da stand es schon 1:0. Arturs Kruminsch nutzte die Schläfrigkeit der
Gäste nach 58 Sekunden und schoss aus der Halbdistanz ein. Dass weitere 53
Minuten bis zum nächsten Torjubel der Juniors vergehen würden, hätte man zu
diesem Zeitpunkt nicht geglaubt. Das erste Drittel brachte optisch überlegene
Eisbären, die ihre recht passiven Gegner in die Defensive drängten. Aber
Torschüsse und wirkliche Chancen waren selten. Noch weniger als Pascha, der
anfangs nicht ganz sattelfest wirkte, bekam Sebastian Albrecht im EHC-Tor zu
tun. Dass Halle mit einem 1:1 in die Kabine gehen durfte, war angesichts von
gefühlten drei Vorstößen schmeichelhaft. Der Routinier Kasperczyk verwertete ein
halbhohes Zuspiel von Kimstatsch. Die Berliner Abwehr griff nicht entschlossen
genug zu, sonst wäre der Ausgleich zu vermeiden gewesen.
Im zweiten Abschnitt häuften sich die
Nachlässigkeiten der Eisbären gegen jetzt energische Bullen. Ein haarsträubender
Stellungsfehler begünstigte das 1:2: ein Treffer, wie man ihn selten sieht. Der
Puck wurde von Jan Fadrny wie beim Touchdown im American Football ins Tor
getragen und dort abgelegt. Eisbären-Verteidiger Bielke war ungestüm ins Leere
geschnellt, bevor ihn der Hallenser gnadenlos austanzte und auch noch Albrecht
düpierte. Die gesamte Hintermannschaft wurde übertölpelt. Und auch das 1:3 kurz
vor Drittelende entstand aus individuellen Fehlern: Wieder ließen die Bären den
überragenden Stürmer Fadrny freundlich gewähren, Torwart Albrecht ließ
abprallen, und Kujala traf ohne Probleme im Nachschuss. Nach der mäßigen
Angriffsleistung der ersten 40 Minuten zu urteilen, war damit eigentlich die
Niederlage besiegelt.
Zum Haareraufen gab auch der Treffer zum 1:4
Anlass: In der neutralen Zone wollte Mangold die Scheibe nicht blind nach vorn
dreschen, sondern in der Rückwärtsbewegung absichern, doch - einmal mehr -
Fadrny luchste ihm blitzschnell das Spielgerät ab und eröffnete eine traumhaft
sichere Kombination: Pass auf Kujala, der auf Thiede, und schon war Albrecht
wieder geschlagen. Dagegen hatten die Eisbären Mühe, den nunmehr tadellos
haltenden Keeper der Saale Bulls in Gefahr zu bringen. Es gab ein Aufbäumen,
aber es gab zu selten einen Mittelstürmer, der vor dem Tor arbeitete und
anspielbereit war. Außerdem pfiff der Schiedsrichter zu Ungunsten der Berliner,
als ein Foul an Laurin Braun ungeahndet blieb, auf der anderen Seite aber Walsh
für eine angebliche „Schwalbe“ auf die Strafbank musste. Laute Proteste des
Trainerteams waren die Folge.
Hoffnung machte der unerwartete Anschlusstreffer
durch Oblinger, der die freiliegende Scheibe nach einem endlich einmal
druckvollen Angriff ins Netz spitzelte. Als dann zwei Minuten vor Schluss eine
Strafzeit gegen Halle gegeben wurde, nahmen die Bären den Torwart heraus und
versuchten mit 6 gegen 4 das Unmögliche. Es war von der Brutto-Spielzeit her
wahrscheinlich die längste Belagerung seit Troja: Viele Bullis, viele Chancen,
Torwart rein, wieder raus, ein haarscharf verzogener Schuss aufs leere Tor der
Juniors… am Ende half alles nichts. Zwanzig Gästefans durften ihre Sieger
feiern.
Für die Juniors ist die Niederlage ein Nackenschlag
und auch ein Rückfall in jene Zeiten, als sie offensiv wenig zustande brachten,
was in dieser Saison bisher eher selten der Fall war. Schon am Dienstag gegen
den Tabellenletzten Herne gibt es aber Gelegenheit, besser zu stürmen und öfter
zu treffen.
Sven Crefeld - Radio Eiskalt
Tore:
1:0 (0:58) Kruminsch (Oblinger, Braun)
1:1 (6:00) Kasperczyk (Kimstatsch,
Gross)
1:2 (24:53) Fadrny (Kujala, Pohling)
1:3 (39:30) Kujala (Fadrny, Thiede)
1:4 (43:48) Thiede (Kujala, Fadrny)
2:4 (53:56) Oblinger 6-5
Schiedsrichter: Kühnel - Apel,
Kubica
Strafminuten: Eisbären Juniors 6 - Halle
12
Zuschauer: 167