Ein Schritt ins Halbfinale - München ringt Dresden nieder
Als Arbeitssieg werden derartige Erfolge für gewöhnlich bezeichnet.. Der Gegner ist gleichwertig und setzt einem ganz schön zu, trotzdem geht man aufgrund einer glücklichen Aktion als Sieger vom Eis. So geschehen auch gestern, als der EHC München im ersten Spiel des Playoff-Viertelfinales seine liebe Mühe mit den Dresdner Eislöwen hatte. Dass es letztendlich doch zum Sieg reichte, war einem lichten Moment der Protagonisten Jann und Leahy zu verdanken, die vier Minuten vor Spielende die entscheidende Aktion darboten. Der EHC München hat damit immerhin den Fuß in der Tür, was den Einzug ins Halbfinale betrifft. 2228 Zuschauer stellten einen würdigen Rahmen für eine spannungsgeladene und hochklassige Oberligabegegnung. 5:1 und 10:2 hieß es in der Meisterrunde zugunsten der Hausherren. Dass sich das Resultat an diesem Abend weitaus weniger deutlich gestaltete, lag vorwiegend an den Gästen, die - in Bestbesetzung antretend - eine sehr engagierte Leistung abriefen und den leicht favorisierten Münchnern weitestgehend Paroli boten.
Der Auftakt war verheißungsvoll. Bereits nach einer Minute lupfte Ron Newhook die Scheibe an ESC-Goalie Ackers vorbei ins Netz, nachdem Letzterer einen Schlagschuss von Thomas Vogl nach Vorne abprallen ließ. Als die Münchner kurz darauf ihr erstes Powerplay zugesprochen bekamen, hofften die Zuschauer auf den zweiten Treffer ihrer Mannschaft, mussten aber zusehen, wie Mike Dolezal - von Petr Sikora eingesetzt - mit einem Short-Hander den Gleichstand herbeiführte. Der Ex-Bietigheimer ließ Patrik Koslow im Tor des EHC aus kurzer Distanz keine Abwehrmöglichkeit. Es dauerte einige Zeit, bis sich die Mannschaft von Michael Eibl von diesem Negativerlebnis erholte. Der Angriffsschwung war für das Erste dahin, zudem ermöglichten diverse Stellungsfehler in der Abwehr den Gästen den ein oder anderen Angriff, woraus durchaus ein schneller Rückstand hätte entstehen können. Bis zur ersten Sirene war es eine ausgeglichene Partie ohne weitere Höhepunkte.
Auch in Abschnitt zwei kam der EHC zur schnellen Führung. Daniel Schury spielte den Puck mehr aus der Not vor das Tor der Sachsen, fand aber in Alex Leinse einen ebenso glänzend postierten wie ungedeckten Abnehmer. Pete Brearley hätte wenig später nach einem Zuckerpass von Newhook erhöhen können, verzog jedoch knapp. Auf der Gegenseite musste Patrick Koslow zweimal gegen Hruby und Welke auf der Hut sein. Mitte des Drittels fand die Scheibe über Fabian von Schilcher und Tim Leahy den Weg zu Thomas Vogl und von dessen Schläger den Weg ins Netz. Der Verteidiger schaute Ackers aus und schob überlegt ein. Von einer Vorentscheidung zu sprechen wäre ob der Spielstärke der Kochta-Truppe verfrüht gewesen, doch war es ein komfortabler Vorsprung. Dessen Schmelzen war auf eine Unachtsamkeit von Patrick Koslow zurückzuführen, der einen harmlosen Schuss von Thomas Mittermeier jenseits der blauen Linie überraschend passieren ließ. Überhaupt wirkte Koslow in einigen Szenen alles andere als sicher, gleichwohl hatte er auch starke Aktionen. Ein gewisses Unverständins beim Publikum, in dieser brisanten Partie auf den zuletzt sehr starken Jochen Vollmer zuverzichten, war jedoch nicht in Abrede zu stellen. Von Schuld freizusprechen war Koslow beim Ausgleich. Einen verdeckten Schuss, der in numerischer Überlegenheit befindlichen Sachsen konnte er noch abwehren, gegen den gedankenschnellen Abstauber von Dolezal war der künftige Duisburger ohne Abwehrchance. Das Spiel schien in diese Phase zu kippen. Aus Münchner Sicht kam die Pausenunterbrechung sicher nicht ungelegen.
Die letzten zwanzig Minuten mussten also die Entscheidung bringen, Nervenstärke war gefragt. Nervenstärke, über die Gästekeeper Ackers scheinbar nicht ausreichend verfügte. Nach mehrmaligem absichtlichen Verschieben des Gehäuses bekam er vom umsichtig leitenden Referee Breiter eine kleine Strafe, die sich aufgrund seiner nicht enden wollenden Dialogfreudigleit auch hätte ausdehnen können. Als die Partie sich dem Ende zuneigte, fiel aus heiterem Himmel der entscheidende Treffer für den EHC München. Marío Jann setzte sich mit einer Energieleistung an der Bande gegen zwei Dresdner durch und fand eine Lücke für ein Zuspiel in die Mitte. Dort stand Tim Leahy und schlenzte die Scheibe unbedrängt unter die Latte. Dem hatten die Eislöwen nun nichts mehr entgegenzusetzen, auch weil deren Kräfte zusehends schwanden. Bemerkenswert waren noch die vergeblichen empty-Net Bemühungen der Gastgeber. Newhooks gescheiterter Versuch aus der eigenen Hälfte war noch verzeihlich, Brearleys Außenpfostenkracher aus wenigen Metern schon bedenklicher. Womöglich auch ein Spiegelbild seiner derzeitigen Leistung. Der "Bär" steht derzeit nämlich etwas neben den Schlittschuhen. (orab)