Ein Punkt wäre in Rosenheim durchaus drin gewesen

Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der SonneWizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der Sonne
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Genau 83 Sekunden waren am Sonntagabend bei den Star Bulls Rosenheim noch zu spielen, als John Sicinski, Kapitän des Eishockey-Oberligisten Stuttgart Wizards, zum vermeintlichen 2:2 getroffen hatte. Schiedsrichter Axel Sander versagte dem Tor jedoch die Anerkennung, da die Scheibe bereits sichere Beute des Rosenheimer Schlussmannes Oliver Häusler gewesen sein soll. Wizards-Coach Wilbert Duszenko sah dies nach Spielende zwar anders, sprach aber dennoch von einem verdienten Rosenheimer Sieg: „Meine Spieler sagten, der Puck lag frei, ich habe es auch so gesehen. Wir hätten durchaus einen Punkt verdient gehabt, sind letztlich aber selbst schuld, dass wir als Verlierer vom Eis gegangen sind. Vor allem im zweiten Drittel waren wir zu passiv und haben zu wenig aus unseren Möglichkeiten gemacht, außerdem gab es wieder unnötige Strafen gegen uns. So kann man auswärts nicht gewinnen“, kommentierte der Schwetzinger die 1:2-Niederlage. Trotz des daraus resultierenden Abrutschens auf den siebten Tabellenplatz hatte Duszenko, bei den Wizards auch Sportlicher Leiter, noch eine gute Nachricht parat: „Die Verträge mit Chris Norqual und Jay Woodcroft, die Ende Oktober ausgelaufen sind, werden verlängert, weil bei beiden die Leistung stimmt. Möglich macht dies eine amerikanische Investorengruppe, die sich ab sofort bei den Wizards engagiert“, so der 54-Jährige. Am kommenden Wochenende absolvieren die Wizards nur eine Partie, sie sind am Freitag (05.11.2004, 20.00 Uhr) zu Gast beim Tabellenzweiten EV Ravensburg. „Wir sind im Derby krasser Außenseiter und haben eigentlich keine Chance. Aber genau die wollen wir versuchen zu nutzen“, blickt Wilbert Duszenko kämpferisch nach vorn.



In Rosenheim erwischten die dezimierten Wizards – Michael Heichele musste mit einer Bänderdehnung im Knöchel wieder pausieren, nachdem sein Einsatz am Freitag gegen Füssen zu früh gekommen war – einen Traumstart. Bereits nach 45 Sekunden traf Jeff White im Powerplay zur Führung.

In der Folgezeit entwickelte sich ein offener Schlagabtausch zwischen beide Teams, bei dem die Torhüter – Oliver Häusler beim SBR und Stuttgarts Tyrone Garner – immer wieder im Blickpunkt standen. Je länger die Partie dauerte, desto mehr nahmen die Gastgeber das Heft in die Hand. Rosenheim hatte Chance um Chance, scheiterte aber immer wieder am glänzend reagierenden Garner im Wizards-Gehäuse, der auch das nötige Glück auf seiner Seite hatte und so den knappen Vorsprung ins zweite Drittel rettete. Leider hatten einige wenige Rosenheimer Fans nichts Besseres zu tun, als die gelungenen Paraden des dunkelhäutigen Kanadiers mit rassistischen „Urwaldgeräuschen“ zu kommentieren und störten so immer wieder die stimmungsvolle Kulisse der 1.805 Zuschauer, unter denen sich auch rund 90 lautstarke Stuttgarter Schlachtenbummler befanden.



Der zweite Durchgang gehörte eindeutig den Star Bulls Rosenheim. Die Oberbayern machten mächtig Druck, die Wizards standen zu weit weg vom Gegner und konnten den Spielfluss des SBR oft nur durch Strafzeiten stoppen. Der Ausgleich lag nun in der Luft und in der 34. Minute war auch Tyrone Garner geschlagen. Bei Mondi Hilgers hartem, platziertem Schuss hatte der 26-Jährige nichts zu halten. Rosenheim schaltete nun noch einen Gang hoch und drehte mit einem Powerplaytor von Thomas Brandstädter nur gut zweieinhalb Minuten nach dem Ausgleich die Partie. Dabei war die Stuttgarter Abwehr nicht im Bilde und verstand es nicht, den Abpraller unter Kontrolle zu bringen, so dass Brandstädter keine Mühe hatte, die verdiente Führung für die Hausherren zu erzielen.



Im letzten Durchgang drängte Rosenheim auf die Entscheidung, ließ aber selbst beste Gelegenheiten ungenutzt. Die Wizards warfen ihrerseits in den letzten zehn Minuten noch einmal alles nach vorne und wurden in der 59. Minute für ihren Kampfgeist belohnt. Im Nachfassen gelang John Sicinski der viel umjubelte Ausgleich, der allerdings nicht anerkannt wurde. Als Wizards-Coach Wilbert Duszenko danach alles auf eine Karte setzte und Tyrone Garner zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis beorderte, hatten die im Vergleich zum zweiten Drittel deutlich bissigeren Wizards noch zwei glänzende Möglichkeiten, die Rosenheims Torhüter Oliver Häusler, der Ty Garner in nichts nachstand, allerdings ebenso glänzend parierte und so die knappe Niederlage der Wizards besiegelte.



Trotzdem fand Wilbert Duszenko auf der anschließenden Pressekonferenz lobende Worte für sein Team. „Wir haben nie aufgesteckt und uns gut verkauft. Wenn wir mehr aus unseren Chancen gemacht hätten, wäre hier mindestens ein Punkt möglich und verdient gewesen. So aber geht der Rosenheimer Sieg durchaus in Ordnung, da der SBR insbesondere im zweiten Drittel druckvoller agierte“, so Stuttgarts Trainer.



Sein Rosenheimer Pendant Ron Chyzowski war glücklich ob der drei Punkte: „Der Sieg heute war sehr wichtig, da die Wizards ein direkter Konkurrent im Kampf um die Meisterrunden-Plätze sind und wir zuvor in Ravensburg verloren hatten. Ich bin sehr zufrieden mit dem Einsatz und Willen meiner Mannschaft. Wir wussten von Anfang an, dass die Wizards einen starken Keeper haben, der den ersten Schuss fast immer hat. Also war klar, dass wir mit Abprallern arbeiten mussten. Das zweite Tor war ein Musterbeispiel hierfür“, freute sich Chyzowski.



Am kommenden Wochenende bestreiten die Wizards nur ein Match, es geht am Freitag (05.11.2004, 20.00 Uhr) zum EV Ravensburg. Im Hinspiel mussten sich die Wizards dem oberschwäbischen Rivalen knapp 2:3 nach Verlängerung geschlagen geben. Das Team von Trainer Jiri Neubauer gilt neben dem EHC München als Topfavorit auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Um dieses Ziel zu erreichen, schicken die Verantwortlichen eine ausgeglichen besetzte Mannschaft aufs Eis, die über reichlich Erfahrung im Aufstiegskampf verfügt. Torhüter Markus Hätinen sowie die Stürmer Alan Reader, Brent Fritz und Jarkko Varvio hatten in der letzten Spielzeit maßgeblichen Anteil am Zweitliga-Aufstieg des REV Bremerhaven, letzterer sogar als Toptorjäger. Dieses Ziel will das Quartett nun auch mit dem EVR verwirklichen und erhält dabei Unterstützung von Verteidiger Mike Muller, dem in der abgelaufenen Saison mit den Moskitos Essen der Sprung von der Oberliga in die 2. Bundesliga gelang. „Ravensburg ist auf allen Positionen top besetzt. Wir sind krasser Außenseiter, wollen uns aber nicht verstecken. Wenn wir defensiv gut stehen und diszipliniert spielen, können wir eine Überraschung schaffen. Natürlich müssen wir dazu mehr aus unseren Torchancen machen als zuletzt“, ist Wizards-Coach Wilbert Duszenko trotz der hohen Hürde vor dem Match nicht bange.



Star Bulls Rosenheim – Stuttgart Wizards 2:1 (0:1, 2:0, 0:0)

Tore: 0:1 (0:45) Jeff White (John Sicinski, Peter Westerkamp) 5-4, 1:1 (33:08) Mondi Hilger (Andreas Schneider), 2:1 (36:44) Thomas Brandstädter (Michael Fröhlich, Christoph Koziol)

5-4

Strafminuten: Rosenheim 10, Stuttgart 18

Zuschauer: 1.805


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