EHC München – Spitzenreiter mit zwei Gesichtern
Das vergangene Wochenende zeigte wieder einmal ganz deutlich, wozu der EHC München fähig ist, und zwar sowohl in positiver, als auch in negativer Hinsicht: Während man am Freitag beim vermeintlichen Underdog in Klostersee seine vielen mitgereisten Fans schwer enttäuschte und 5:7 unterlag, fegte das gleiche Team im folgenden Heimspiel den SC Riessersee mit 11:1 vom Eis. Wenn man das Verhältnis von fünf Niederlagen und nur drei Siegen bei Auswärtsspielen sieht, könnte man könnte fast meinen, Trainer Kink setzt in der Fremde zuweilen die 1b-Mannschaft ein. Doch die spielt tatsächlich nur in der Bezirksliga. Worin liegen aber dann diese krassen Leistungsunterschiede begründet?
Trainer, Vorstand und Spieler des EHC meinen übereinstimmend, dass dies vor allem an der unterschiedlichen Motivation liegt. Sei es Hügelsheim, Klostersee, Rosenheim oder Garmisch, beim Gastspiel des großen Favoriten aus München sind die Stadien zumeist proppenvoll und die Fans in entsprechender Stimmung. Dies motiviert die Gastgeber zu einer zusätzlichen Leistungssteigerung, sie geben alles gegen den EHC, obwohl es eigentlich nur um Vorrundenpunkte geht. Wenn es dann auf Seiten der Münchner an hundertprozentiger Leistungsbereitschaft fehlt, schleichen sich individuelle Fehler ein, und schon ist solch ein Spiel verloren. So geschehen in Grafing beim 5:7, als der sonst sehr zuverlässige Goalie Jochen Vollmer bei einigen Gegentoren mehr als unglücklich aussah, oder in Garmisch beim 2:6. Dort führte der EHC bereits nach wenigen Sekunden mit 1:0, ließ die Zügel schleifen und unterlag dann überraschend mit 2:6.
Ganz anders sieht dies bei den Heimspielen aus: Alle bisherigen sieben Oberligaspiele im Olympiaeisstadion konnten die Münchner relativ sicher für sich entscheiden. Motiviert durch die heimische Umgebung und die Unterstützung der eigenen Fans gehen die Spieler ganz anders zu Werke und lassen den Gegnern nicht den Hauch einer Chance. So wie am Sonntagabend: 2700 Zuschauer sorgten gegen den SC Riessersee für beste Derbystimmung. Kaum hatte das Spiel richtig begonnen, war es schon entschieden. Nach 8 Minuten führten die Münchner gegen die desolaten Garmischer bereits mit 4:0. SCR-Goalie King, von seiner Abwehr sträflich allein gelassen, konnte bis dahin nur die Scheiben aus dem Netz holen und wurde durch Ersatzmann Herzdig ersetzt. Doch auch ihm ging es nicht besser. Obwohl die EHC-Spieler merklich zurücksteckten, hieß es bereits in der 33. Minute 9:0. Der Rest war reines Training mit einem, aus Münchner Sicht, kleinen Schönheitsfehler: 19 Sekunden vor Schluss wurde ihr Torwart Vollmer doch noch zum 11:1 überwunden. Erfreulich, vor allem angesichts der heißen Diskussion der letzten Wochen, dass alle vier Sturmreihen am Torreigen beteiligt waren. Anscheinend ist Trainer Kink zur Einsicht gekommen, dass er sein Team eines großen Vorteils berauben würde, wenn er nur drei Reihen einsetzt.
Schorsch Kink machte dann auch nach dem Spiel seiner Mannschaft ein großes Kompliment: „Heute hat es großen Spaß gemacht zuzusehen. Besonders freut mich der hohe Sieg, weil er gegen meinen Heimatverein erzielt wurde.“
SCR-Trainer Holzmann sprach von einer Lehrstunde für seine Mannschaft. „Wir gehören nur ins Mittelfeld der Oberliga, aber so klar hätten wir nicht verlieren müssen. Unser erster Block ist einfach müde, während der zweite maßlos enttäuscht hat.“
Geschäftsführer Bader, der ausgerechnet am Tag der höchsten Niederlage seinen 40. Geburtstag gefeiert hat, war zu keiner Aussage bereit. Man sah ihm jedoch an, dass er auf sein Team nicht sehr gut zu sprechen war. „Ich werde am Dienstag erst zur Mannschaft einige passende Worte sagen, und danach in der Öffentlichkeit reden.“ Das gibt wohl ein schönes Donnerwetter! (an)