EHC München: Souveräner Sieg, aber Krach hinter den Kulissen
Am Freitagabend hat sich der EHC München, einer launischen Diva nicht unähnlich, wieder einmal von seiner besseren Seite gezeigt. Nach der überraschenden 3:4-Niederlage im Penaltyschießen beim Schlusslicht in Hügelsheim vor Wochenfrist stand diesmal ein sicheres 6:2 gegen Ravensburg zu Buche. Trotz erheblicher Verletzungssorgen beim heimischen Tabellenführer konnten die Gäste aus dem Schwabenland, vor der Saison als Mitfavorit gehandelt, dem EHC nie gefährlich werden.
Die Gastgeber gingen mit viel Engagement und Motivation in das Spiel –„die Mannschaft hat heute gewollt“, so EHC-Coach Kink- und führten bereits nach achteinhalb Minuten mit 3:1. Vollmer, Gustafson und Thomas Vogl waren die Torschützen für den EHC, während Phil Huber das Tor der Gäste erzielte. Besonders der Alleingang des Neuzugangs Chris Gustafson hatte Seltenheitswert, wurde es doch in 3:5-Unterzahl erzielt. Der Verteidiger erhielt dann auch für seine Leistung von Trainer Kink ein Sonderlob: „Gustafson ist ein absoluter Aktivposten im Team. So einen Mann haben wir noch gebraucht.“
Nach dieser schnellen Führung ließen es die Münchner ein wenig ruhiger angehen, ohne dass Stamm-Goalie Vollmer ernsthaft in Gefahr geraten wäre. Vollmer stand erstmals nach einer mehrwöchigen Pause wieder im Tor und zeigte eine gewohnt sichere Leistung. Erst in der 30. Minute wurde es wieder spannend: Andrej Naumann gelang nach einem schnellen Konter der 2:3-Anschlusstreffer. Doch ein „individueller Fehler der Ravensburger Abwehr in der 39. Minute entschied das Spiel“ (Gäste-Coach Brunner). Alex Leinsle, der kurz zuvor nach einem nicht geahndeten Cross-Check in der Kabine behandelt werden musste, setzte sich auf der linken Seite ungehindert durch und passte millimetergenau auf Kapitän Fabian von Schilcher, der den Puck nur noch ins leere Tor einschieben musste.
Danach war das Spiel praktisch entschieden und die Tore von Gustafson und Patrik Vogl waren nur noch Zugaben. Zu den auffälligsten Aktionen im Schlussdrittel gehörten die vielen unfairen Attacken des Ex-Baronsspielers Phil Huber, der sich an alter Wirkungsstätte ziemlich negativ in Erinnerung brachte.
Leider wollten nur 1077 Zuschauer diese Begegnung sehen. Hauptgrund war sicher das gleichzeitig stattfindende Fußball-Bundesligaspiel des FC Bayern im benachbarten Olympiastadion. Aber auch der unattraktive Modus der Oberligavorrunde (keine Mitnahme der Punkte in die Meisterrunde) sowie die schlechte Sicht auf den Sitzplätzen mögen eine gehörige Schuld an den schwachen Zuschauerzahlen haben. Gestern konnte man wieder diverse Klagen von Sitzplatz-Besuchern hören, die über eine massive Sichtbehinderung durch die dunklen Netze klagten. Eishockey im Käfig ist halt nicht jedermanns Sache!
Trotz des sicheren Sieges präsentierte sich EHC-Trainer Kink nach dem Spiel ziemlich wortkarg: Er ließ verlauten, dass er auf der Pressekonferenz keine persönlichen Gespräche mit Journalisten mehr führen wolle. Grund sind die Attacken auf ihn, die in letzter Zeit wieder verstärkt in der Münchner Boulevardpresse zu lesen waren. Hierbei tat sich besonders ein Vertreter der schreibenden Zunft so sehr hervor, dass der EHC München auf seiner Homepage sogar in offiziellen Erklärungen die verbreiteten Unwahrheiten dementieren musste. Viele Fans vermuten hinter solchen Aktionen eine geplante Stimmungsmache, die wohl in persönlichen Animositäten ihren Grund hat.
Georg Kink versteht die Welt nicht mehr: Jetzt belegt der EHC München seit Saisonbeginn fast ununterbrochen den ersten Platz und trotzdem wird Stimmung gegen ihn gemacht: „So etwas gibt es nur in München!“ Natürlich zeigte das Team nicht in jedem Spiel eine souveräne Leistung. Dies kann und darf man aber angesichts des Modus, der die meisten Vorrundenspiele fast zu Freundschaftsspielen degradiert, auch nicht erwarten. Erst in der Meisterrunde wird es dann richtig ernst. Und das Team hat in den wichtigen Begegnungen immer gezeigt, dass es leistungsmäßig noch zulegen kann. (an)