EHC München entlässt Trainer Schorsch Kink

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Der EHC München hat sich mit
sofortiger Wirkung von seinem Übungsleiter Schorsch Kink getrennt. Zwar war
der 55-jährige beim eigenen Anhang, vornehmlich im Internetforum des
Vereins, nicht unumstritten, die Entscheidung der Vereinsführung kam
dann aber doch für Alle sehr überraschend. Offizielle Begründung des ersten
Vorsitzenden Jürgen Bochanski: "Wir mussten uns entscheiden, um der
Mannschaft die Motivation zu geben, die sie benötigt, um die sportlichen
Ziele zu erreichen. Wir wollen das Team wieder mit mehr Spielfreude sehen. Der
Schritt ist uns sicherlich nicht leicht gefallen." Die Mannschaft wird in
den kommenden Spielen in Leipzig und gegen Klostersee von Manager Christian
Winkler sowie Beirats-Mitglied und Ex-Nationalspieler Harald Birk betreut. In
den Tagen darauf soll ein neuer Trainer vorgestellt werden.
Doch was war der wirkliche Grund für die Demission von Kink? Aus rein
sportlicher Sicht kann man ihm wenig vorwerfen. Er war bis kurz vor Ende der
Vorrunde durchgehend Tabellenführer mit seiner Mannschaft, startete zudem mit
einer ausgeglichenen Bilanz in die Meisterrunde. Die Vorwürfe seitens des Münchner
Anhangs waren recht einsilbig: Das Team schöpft sein vorhandenes Potenzial
nicht vollends aus, zudem spiele die Mannschaft kein attraktives Eishockey,
auch die Reihenzusammensetzung sei nicht ideal. Eine Münchner
Boulevardzeitung sah den Grund in angeblichen Äußerungen Kink´s, welche die
Kooperation mit dem DEL-Klub Ingolstadter Panther gefährdet haben sollen.
Selbiges Medium sah in Kink die Ursache für den Vereinswechsel von Daniel
Schury und die Leistungsschwankungen von Pete Brearley (zu stark kritisiert).
Eine zweifelhafte und äußerst subjektive Betrachtungsweise, definitiv nicht
kongruent mit den Tatsachen. Waren es wirklich diese angesprochenen Faktoren,
die zur Entlassung von Schorsch Kink führten? War es ein bisschen von Allem?
Oder war es übertriebener Aktionismus seitens des Vereins, der die Vorgabe
des Aufstiegs gefährdet sah, ohne dabei die starke Konkurrenz zu würdigen?
Was bleibt ist ohne Zweifel ein säuerlicher Beigeschmack. Schließlich
hat der Verein stets die Rückendeckung zu seinem Übungsleiter bekräftigt.
Hockeyweb-Mitarbeiter Oliver Rabuser erreichte Schorsch Kink zu einer
Stellungnahme in dessen Haus in Garmisch-Partenkirchen:
Hallo Schorsch! Wie hast Du von deiner Beurlaubung erfahren? Was waren
deine ersten Gedanken?
Schorsch Kink: Herr Bochanski teilte mir die Entscheidung des Vereins nach dem
gestrigen Training mit. Ich war völlig überrascht von dieser Maßnahme,
geradezu perplex und verständlicherweise auch sehr enttäuscht.
Welche Gründe wurden Dir genannt?
Herr Bochanski meinte, es täte ihm sehr leid, jedoch müsse er der Öffentlichkeit
und den Sponsoren gerecht werden.
In einer Münchner Boulevardzeitung war von Aussagen zu hören, welche der
Kooperation mit Ingolstadt abträglich gewesen wären.
Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Vergangenen Freitag war in der
Nachtausgabe einer Zeitung zu lesen, ich hätte Markus Schröder (Förderlizenzspieler
aus IN, der Autor) als Flop bezeichnet, der gar nichts könne. In Wirklichkeit
habe ich gesagt, er hat seine Sache ordentlich gemacht, ist ein guter Junge.
Ich weiß von meinem Sohn (Markus, Adler Mannheim), dass es nicht einfach ist,
als DEL-Spieler in eine eingespielte Oberligatruppe hinein zu finden. Dafür
war Schröders Leistung wirklich in Ordnung. Der Artikel wurde auf unsere
Intervention aus der Tagesausgabe entfernt. Christian Winkler war bei dem
entsprechenden Telefonat dabei.
Wie beurteilst Du dein Verhältnis zur Mannschaft?
Es passte zum größten Teil. Freilich hat man immer 2,3 Unzufriedene,
wenn diese Spieler wenig Eiszeit bekommen.
Wie hat die Mannschaft deine Entlassung aufgenommen?
Die Jungs waren sichtlich überrascht. Bei einigen hatte ich das Gefühl, es würde
ihnen sehr nahe gehen. Ich hab mich auch von Allen verabschiedet - mit einer
Ausnahme.
Die da wäre?
Es gibt einen Spieler, der sich selbst überschätzt aber dafür ständig
plappert und sofort bei dem Journalisten hängt, der schon die ganze
Saison gegen mich wettert. Das ist für mich keine sportliche Einstellung. Ich
könnte es verstehen, wenn einer der Schlüsselspieler Derartiges
vorbringen würde, aber diesem Spieler fehlt der Blick für die Realität.
Kommen wir zum Sportlichen: Die Mannschaft hat aus dem alten Jahr einen
beachtlichen Punktevorsprung auf den Zweiten verspielt. Ist nicht mehr
Potenzial vorhanden, als punktgleich mit einem Aufsteiger zu Vorrunde zu
beenden?
Wir hatten wirklich großes Verletzungspech, auch auf der Torhüterposition.
Das kann man nicht einfach ignorieren. Zudem zeigt sich das Potenzial einer
Manschaft, wenn es um etwas geht. Wir haben bei starken Dresdnern
hochmotiviert begonnen und sind dem Gegner ins offene Messer gelaufen. Dass es
gegen Stuttgart schwer werden würde, war doch klar. Die waren Freitags
spielfrei und haben auf einen guten Start hingearbeitet. Ich war froh, als wir
den Sieg eingefahren hatten.
Dem Verein reichte dies offensichtlich nicht aus.
Mir kam es so vor, als wäre der Aufstieg hier schon vor der Saison
beschlossene Sache gewesen. Dabei ist das harte Arbeit, ein steiniger Weg. Schönspielerei
interessiert am Ende niemanden. Wenn man sich die anderen Vereine anschaut,
die spielen vielleicht von den vierzig Spielen acht mal schön. Das ist überall
das Gleiche. Bei meiner Mannschaft muss Alles passen, damit der Aufstieg zu
realisieren ist. Da braucht man sich nichts vormachen. Es gibt keine Tabelle für
Schönspielerei. Vier, fünf Mannschaften wollen den Aufstieg genau wie wir.
Die können doch auch Eishockey spielen.
Mit der Presselandschaft in München warst Du nie so glücklich.
Ich hatte bereits nach dem ersten Spiel ein komisches Gefühl. In diesem
Presseraum herrscht oft eine merkwürdige Atmosphäre. Bei Siegen über
Ravensburg beispielsweise sind 15 Leute da. Verlierst Du aber mal ein Spiel,
steht die doppelte Anzahl da. Das habe ich noch nirgendwo erlebt. Auch,
dass überall nur nach den negativen Aspekten gesucht wird. Alles wird
schlecht geredet. Egal ob Sieg, Tabellenführung oder Spielweise.
Zum Abschluss: Wie sind deine weiteren Ziele, was wünscht Du dem EHC?
Unabhängig vom Geschehenen wünsche ich den Herren hier und insbesondere der
Mannschaft viel Erfolg. Was meine Zukunft anbelangt: Ich schau mal, was kommt.
Bin nicht regional gebunden, da ich mich jederzeit von meinem Arbeitgeber freistellen
lassen könnte.
Herzlichen Dank Schorsch und Viel Glück weiterhin!
(Oliver Rabuser - Foto: EHC München)