EHC München: Aufsteiger im Torrausch
Fünfzehn Tore erzielte der Oberligaaufsteiger EHC München am vergangenen Wochenende gegen die Allgäuer Clubs aus Kempten und Füssen. Natürlich sind diese beiden Teams derzeit weit von ihrer letztjährigen Form entfernt, dennoch ist die Trefferausbeute mehr als erstaunlich. Das Freitagspiel in Kempten endete mit einem 9:1 Erfolg der Münchner, wobei das erste Drittel noch recht ausgegelichen war. Vor ca. 1500 Zuschauern (darunter rund 300 Münchner) drehte der EHC im Mitteldrittel richtig auf und erziehlte leicht und locker fünf Treffer am Stück, ohne auf entscheidende Gegenwehr der Allgäuer zu stoßen. Damit war das Spiel entschieden und der Rest nur noch Formsache. Der Kemptener Trainer Holzmann machte für dieses Debakel vor allem seine unerfehrene dritte Reihe verantwortlich, die alleine sieben der neun Treffer kassierte. Wer nun geglaubt hatte, dass dieses Schützenfest vom Freitag die Münchner Zuschauer in Scharen zum Sonntagsspiel gegen den Altmeister EV Füssen in die Eishalle locken würde, sah sich wieder einmal enttäuscht: Von den offiziell verkündeten 1400 Fans waren wohl nur ca. 1000 zahlende auf den gähnend leeren Rängen anwesend. Man muss sich schon fragen, welche Leistungen die junge Mannschaft noch bieten soll, damit das Münchner Eishockeypublikum endlich sein Herz für das Team entdeckt. Zum Spiel: Der EHC machte anfangs dort weiter, wo er in Kempten aufgehört hatte; er schoss zwei schöne Tore (Newhook und Leahy), sodass es nach sieben Minuten bereits 2:0 stand. In der achten Minute allerdings erhielt Tim Leahy, der Neuzugang und "Leader des EHC" (Trainer Eibl), eine völlig unnötige Spieldauerdisziplinarstafe wegen Meckerns, die sein Team total aus dem Konzept brachte. Füssen schaffte umgehend den Anschlusstreffer und fortan war das Spiel ausgeglichen, ohne allerdings Oberliganiveau zu erreichen. Erst ein Weitschuss des vielgescholtenen Alexander Wedl in der 35. Minute ließ die Münchner wieder freier aufspielen, sodass die konditionell abbauenden Allgäuer noch drei Treffer durch Newhook (2) und Leinsle zum Endstand von 6:1 hinnehmen mussten. Topscorer des EHC waren an diesem erfolgreichen Wochenende, das den Aufsteiger bis auf den zweiten Tabellenplatz vorschob, Pete Brearley (spielerisch stark verbessert) und Alexander Leinsle (wieder von seiner Verletzung genesen) mit jeweils vier Treffern. Trainer Eibl zeigte sich nach den beiden Spielen auch entsprechend zufrieden: "Beide Siege waren selbst in dieser Höhe mehr als verdient.Sicher werden auch wieder Rückschläge kommen, aber wenn uns das Umfeld die entsprechende Zeit lässt, können wir in München etwas Größeres aufbauen." Mitentscheidend für die beiden klaren Erfolge war seiner Ansicht nach auch die Tatsache, dass der EHC konsequent mit vier Reihen spielt, währen die Konkurrenz manchmal keine drei aufbieten kann. "Dies wird sich im Laufe der Saison noch öfter auszahlen", meinte Eibl. Einzig die Disziplinlosigkeit seines Führungsspielers Tim Leahy, die das Team merklich geschwächt hat, brachte den Trainer auf die Palme: "So etwas darf einem solch erfahrenen Mann nicht passieren!" Leahy wird seiner Mannschaft am Freitag beim angeschlagenen EC Peiting sicher fehlen, während er am kommenden Sonntag (18 Uhr in München) im Spitzenspiel gegen den derzeitigen Tabellenführer Ravensburg hoffentlich wieder die nötigen Akzente setzen kann.
Nicht nur sportlich, sondern auch in Sachen Sponsoren ist man in München derzeit sehr zufrieden: So wurde am Rande des Füssen-Spieles der Generalbevollmächtigte der Gothaer Versicherung, Gerd Schulte aus Köln, begrüßt, der den Verein als neuer Hauptsponsor mit einer fünfstelligen Summe unterstützt. Schulte zeigte sich vom Konzept des EHC sehr angetan und hält eine längere Zusammenarbeit durchaus für möglich. Gerade im Hinblick auf die vergebliche Sponsorensuche des ehemaligen Barons- und heutigen Freezers-Managements ist diese Entwicklung in den Augen der Münchner Funktionäre sehr erfreulich. (an)