EHC München: Alte Stärke und neuer Coach
Nach dem überraschenden Hinauswurf von Georg Kink
beherrschte in den letzten Tagen eine Frage das Münchner Eishockey: Wer wird
neuer Trainer? Die Verantwortlichen des EHC schossen jede Menge Nebelkerzen ab
und machten daraus ein Riesengeheimnis, das fast die Papstwahl in den Schatten
stellte. Kein Wunder, dass die Spekulationen blühten: Einheimische Kandidaten
(Kammerer, Gailer) waren genauso in der Diskussion wie ausländische. Manager
Winkler war am Wochenende telefonisch nicht erreichbar. Gerüchteweise suchte er
sogar in Osteuropa nach einem neuen Coach.
Am Sonntagabend wurde dann endlich das Geheimnis gelüftet,
das trotz aller falschen Fährten eigentlich keines mehr war. Hockeyweb hatte
bereits am Donnerstag gemeldet, was in der Oberliga fast jeder vermutete: Gary
Prior würde Nachfolger von Kink werden. Die Frage war nur, in welcher Position.
Während Manager Winkler vom neuen Trainer sprach, bezeichnete ihn
Pressesprecher Zehm als sportlichen Berater. Prior selbst, der sich zur Zeit
noch in seiner kanadischen Heimat aufhält, nennt sich selbst nur „Consultant“,
der dem EHC beratend zur Seite stehen wird. Er betonte außerdem in einem
Zeitungsinterview, dass sein Engagement nur auf maximal sechs Wochen befristet
sein wird, während man beim Verein auf eine längere Zusammenarbeit mit Prior
hofft.
Kurios war die Art und Weise, wie der EHC München zu seinem
neuen Coach kam: Winkler telefonierte mit Prior, der den Münchnern als
Spielerberater (u.a. von Burman, Gustafson, Newhook und Brearley) schon länger
verbunden ist. Als der Kanadier einen geschäftlichen Besuch in Deutschland
ankündigte, verpflichtete ihn der EHC-Manager kurzerhand als Coach.
Allerdings fragten sich manche Besucher der
Sonntagsbegegnung gegen Klostersee allen Ernstes, ob dieses Team überhaupt
einen neuen Coach braucht. Seit der Entlassung des alten Trainers – „angesichts der schlechten Spiele in den
letzten Wochen mussten wir leider handeln, obwohl Kink menschlich total in
Ordnung war“, so Vorstand Aidelsburger -
spielt der EHC wie befreit auf. Nach der guten Leistung in Leipzig am
Freitag überzeugte das Team seine 1200 Fans auch gegen Klostersee durch
schnelles und druckvolles Spiel. Einzig die ungewohnten Patzer von Torwart
Vollmer verhinderten einen höheren Sieg. Dagegen hatten es die Gäste aus
Grafing ihrem Goalie Hochhäuser zu verdanken, dass es am Ende nur 5:4 für die
Münchner stand. Die Interimstrainer Winkler und Birk setzten wieder auf die
bewährten Sturmreihen , was sich merklich positiv auf die Spielfreude der
Mannschaft auswirkte. Besonders Publikumsliebling Peter Brearley, der wieder an
der Seite von Ron Newhook stürmen durfte, begeisterte die Fans. Zwei schöne
Tore waren der verdiente Lohn für seine gute Leistung.
Sollte dieser Aufwärtstrend auch in den nächsten Spielen
andauern, könnte der Aufstieg in die 2. Liga durchaus gelingen. Am kommenden
Freitag kommen die Hannover Indians nach München, und da wird sich Neu-Coach
Prior erstmals selbst vom Leistungsvermögen des EHC überzeugen können.
Tore:
1:0 Brearley (3:09), 1:1 Ortlip
(18:04), 1:2 Ortlip (18:56), 1:3 Rohm (20:44), 2:3 Kink (22:09), 3:3 T.
Vogl (27:57), 4:3 Brearley (34:50), 4:4
Zajonic (43:17), 5:4 Newhook (56:07)
Zuschauer: 1220
Schiedsrichter: Deibler