EC Bad Nauheim klettert auf Platz zwei
"Rote Teufel" warten noch auf die LizenzViertes Spiel, dritter Sieg gegen Tabellenführer und Aufstiegsfavorit Hannover Indians: Mit 5:3 (2:0, 2:2, 1:1) gewannen die Roten Teufel Bad Nauheim trotz Minikaders am Pferdeturm und entwickeln sich so immer mehr zum Angstgegner der Norddeutschen. Dank des Sieges und der gleichzeitigen Niederlage von Leipzig in Passau klettern die Kurstädter auf Platz zwei der Nord-Gruppe in der Oberliga.
Nachdem sich auch noch Sven Gerbig für diese Spitzenpaarung abmeldete, verblieben gerade mal 13 Feldspieler auf dem Spielberichtsbogen der Hessen. EC-Coach Fred Carroll ließ demnach lediglich vier Verteidigern agieren und beorderte Jan Barta für Gerbig in den Sturm. Die Marschroute der Gäste war somit klar: hinten gut stehen und versuchen, Konter zu fahren. Mit dieser Spielweise hatte man die Niedersachsen schon zwei Mal besiegen können, und auch beim ersten Gastspiel am Pferdeturm wurde man erst nach Penaltyschießen geschlagen. Auch heute ging diese Taktik auf: Hannover kam aufgrund von einigen Strafzeiten zunächst nicht in Tritt, aber auch die Kurstädter fanden sich einige Male auf der Strafbank wieder, nachdem der recht kleinlich pfeifenden Referee mehrfach Strafen verteilte. Dennoch ergaben sich auf beiden Seiten wenig Torchancen, nachdem die Abwehrreihen das Geschehen im Griff hatten. Als in der 8.Minute Ryan Hare bei den Gästen in der Kühlbox schmorte, passte Dennis Cardona durch die Mitte auf den bekannt schnellen Kevin Lavallee, der das 0:1 für die Gäste mit einem Shorthander markierte. Hannover versuchte prompt zu antworten, doch die Kurstädter standen insgesamt sicher und hielten die Scheibe weitestgehend von ihrem Kasten fern. Als die Hessen in der 18.Minute ihrerseits Powerplay spielen konnten, nahm sich Patrik Gogulla ein Herz und startete aus der eigenen Abwehrzone ein Solo. Der Verteidiger umkurvte gleich mehrere Gegenspieler und überwand am Ende sogar noch Hannovers Goalie Voigt zum 0:2 aus Sicht der Gastgeber. Sichtlich geschockt von diesem Treffer reagierte die Bank der Indians und versuchte, durch körperliche Attacken die Gäste zu beeindrucken. Hier spielte kurz vor der ersten Pause sogar der Unparteiische mit, als gleich drei Indians-Spieler Bad Nauheims Lavallee attackierten, der sich zu keiner Zeit wehrte aber dennoch mehr Strafzeiten erhielt als der Gegner, so dass die Hausherren mit einem Überzahlspiel aus dieser Situation gehen konnten.
Zwar konnten die Hessen diese Szene schadlos überstehen, doch eine weitere Strafe gegen Chris Eade sollte den Indians das erste Tor bringen - wenn auch mit ein wenig Glück: Philips' Schuss wäre am Kasten vorbei gegangen, hätte nicht Lanny Gare das Hartgummi irgendwie abgefälscht, so dass die Niedersachsen plötzlich auf 1:2 dran waren. Bad Nauheim zeigte sich aber keineswegs geschockt, sondern spielte seine Taktik konsequent weiter. Dies fruchtete im 1:3 durch Haiduk in der 29. Minute, der einen Rebound nach einem Eade-Schuss vorbei an Voigt in die Maschen setzen konnte. Nur Sekunden später hatte Lavalle sogar das 1:4 auf dem Schläger, doch er verzog freistehend vor dem Gehäuse der Indians. Langsam machte sich Unmut breit bei den gut 3000 Fans am Pferdeturm, die bislang noch keine Niederlage in dieser Spielzeit mit ansehen mussten. Entsprechend hoch war der Druck auf den Spielern von ECH-Coach Joe West, und ihnen kam eine unnötige Strafzeit gegen Mathias Baldys zugute, der seinen Gegenspieler mit einem Check von hinten bearbeitete und dafür 2+10 Strafminuten aufgebrummt bekam. Das anschließende Überzahlspiel verwandelte Priebsch nach einem feinen Pass von Del Monte zum erneuten Anschlusstreffer für sein Team. Aber wieder hatten die Wetterauer die richtige Antwort parat: als Hannovers Philips in die Kühlbox musste, schaltete Ryan Hare am schnellsten, nachdem ein Baum-Schlagschuss von der Bande zurück vor das Hannoversche Tor prallte. Der Kanadier hielt den Schläger hin und tippte das Hartgummi zum 2:4 über die Linie. In der 40.Spielminute hatte Gogulla sogar noch das 5:2 auf dem Schläger, doch der Bruder des deutschen Nationalstürmers Philip schoss freistehend nur wenige Zentimeter über das Quergestänge.
Der letzte Abschnitt verlief so, wie man sich das in der Pause ausrechnen konnte: Hannover drängte in Richtung Bad Nauheimer Tor, das jedoch von einem glänzend haltenden Martin Niemz bestens gehütet wurde. In der 48. Minute musste Eric Haiduk für zwei Minuten in die Kühlbox, und dies nutzten die Hausherren zum 3:4-Anschluss durch Dan Del Monte. Jetzt waren die Indians natürlich wieder da und übten viel Druck auf die Hessen aus. Diese verstanden es aber stets, mit Glück und Geschick den knappen Vorsprung zu halten. Zudem schwächten sich die energisch anrennenden Indians durch Strafzeiten selber, und als mit Del Monte und Hisey gleich zwei Mann draußen weilten, war es Kevin Lavallee, der nach einem Pass von Ryan Hare in der 59. Minute den 5:3-Siegestreffer für die Gäste erzielte. Somit war die erste Heimniederlage der Niedersachsen besiegelt, Dank derer die Kurstädter vorbei an Leipzig auf Platz zwei klettern. Besondere Beachtung bedarf es dem kleinen Kader der Hessen, der mit nur 13 Feldspielern das Kunststück fertig brachte, die volle Punktzahl aus Hannover mitzubringen. „Mein Team hat heute viel geleistet und hat nicht unverdient gewonnen. Wir haben diese Woche das Spiel mit vier Verteidigern trainiert, und die Spieler haben dies heute entsprechend umgesetzt. Ich bin stolz auf diese Mannschaft“, sagte Fred Carroll nach dem Spiel. Sein Gegenüber Joe West äußerte sich ähnlich: „Bad Nauheim hat nicht unverdient gewonnen. Sie haben konzentriert gespielt, und es war heute einfach nicht unsere Parite. Dennoch schmerzt natürlich die erste Heimniederlage seit den Playoffs gegen Freiburg letzte Saison“, so der Kanadier. Dies alles zeugt somit von einer tollen Moral der Bad Nauheimer Mannschaft, die heute wieder bewiesen hat, dass sie zu einiges fähig ist in dieser Spielzeit. Nun bedarf es nur noch der Beachtung der Anhängerschaft in der Region, um auch im Colonel-Knight-Stadion wieder für entsprechende Euphorie zu sorgen. Gelegenheit hierzu gibt es am nächsten Sonntag beim Heimspiel gegen Herne (Beginn 18.30 Uhr), am Freitag gastiert das Team von Fred Carroll in Halle.
Tore: 0:1 (7:38) Lavallee (Cardona, Niemz/4-5), 0:2 (17:47) Gogulla (Baum, Hare/5-4), 1:2 (24:53) Philips (Del Monte, Doyle/5-4), 1:3 (28:31) Haiduk (Eade), 2:3 (33:34) Priebsch (Del Monte/5-4), 2:4 (38:17) Hare (Baum/5-4), 3:4 (48:01) Del Monte (Bagu/5-4), 3:5 (58:27) Lavallee (Hare/5-3). Strafen: Hannover 24, Bad Nauheim 28 + 10 (Baldys). Zuschauer: 3026.