Die Löwen kommen

„Hätte vor vier Jahre jemand gesagt, der EC Bad Tölz kommt zu einem Punktspiel ins ‚Ice Gate’, wäre er wohl als Träumer verspottet worden“, sagt Christian Eder. Der Hawks-Vorstand freut sich auf das Spiel gegen den oberbayerischen Traditionsclub, auch wenn die Chancen auf einen Punktgewinn recht klein sind. Unverwundbar sind die „Löwen“ dennoch nicht, Bad Nauheim hat es vorgemacht und den Tölzern eine Niederlage zugefügt. Warum sollten die Hawks also nicht auf eine Überraschung spekulieren?
Der Tabellenführer kommt ins „Ice Gate“ (Sonntag, 18:30 Uhr), es soll am Sonntag ein Eishockeyfest werden. Denn der EC Bad Tölz gehört in die Reihe der deutschen Traditionsclubs, die „Buam“ feierten 1962 und 1966 deutschen Meisterschaften. Zwar spielen die Tölzer seit über 30 Jahren nicht mehr in der höchsten deutschen Liga, haben aber deswegen von ihrem Kultstatus nichts eingebüßt. Das mag zum einen an der hervorragenden Nachwuchsarbeit in Oberbayern liegen, zum anderen tauchen bei den „Löwen“ immer wieder große Namen auf. Das fängt unter anderem beim Coach an, Axel Kammerer trug 130 Mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft, nahm an sieben Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen 1992 in Albertville teil. Im aktuellen Kader steht außerdem der gebürtige Franko-Kanadier Yanick Dubé, der momentan beste Scorer der „Löwen“. Immer wieder begeistert die „Zaubermaus“ die Zuschauer mit seinen technischen Fähigkeiten an der Scheibe. Neben ihm sorgt Florian Zeller für mächtig Unruhe in den gegnerischen Abwehrreihen. Die Tabelle der Oberliga Süd-Gruppe führen die „Tölzer Buam“ mit neun Punkten Vorsprung an, sechs mal in Folge verließen sie als Sieger das Eis. Dennoch finden die Oberbayern Grund zur Kritik, die Novemberbilanz stellt Trainer Axel Kammerer nicht zufrieden. Nach der Niederlage in Bad Nauheim (trotz einer 2:0 Führung) bekam seine Mannschaft sogar öffentlich den Unmut ihres Coaches zu spüren. Das unterstreicht, dass die Tölzer ihre Messlatte verglichen mit den Black Hawks ungleich höher anlegen. Mehr als eine Überraschung dürfte deswegen nicht drin sein, aber wer weiß? Vielleicht rückt das Team nach dem personellen Schnitt (Majer, Toth und Gerbl sind nicht mehr im Kader) tatsächlich näher zusammen, so wie es sich die Vereinsführung vorstellt? Vielleicht gibt es eine Trotzreaktion? Trainer Otto Keresztes wird seiner Mannschaft in jedem Fall seine Sicht der Dinge vorleben, wenn er sagt: „Jedes Spiel beginnt bei 0:0 und wir müssen, auch wenn wir im Schlamassel stecken, immer positiv denken. Alles andere bringt nichts.“