Dezimierte Wizards unterliegen EHC München
Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der Sonne„Heute war einfach nicht mehr drin.“ So brachte Trainer Wilbert Duszenko am Sonntagabend die 2:4-Niederlage der Stuttgart Wizards in der Eishockey-Oberliga gegen Topfavorit EHC München auf den Punkt. Während die Gäste aus der bayerischen Landeshauptstadt bis auf Mike Burman in Bestbesetzung antreten konnten, fehlten bei den Zauberern mit Peter Westerkamp und Thorsten Fischer zwei Leistungsträger, zudem war Neuzugang Jay Woodcroft noch nicht spielberechtigt. „Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat alles probiert und nicht aufgesteckt. Wenn wir nach dem Anschlusstreffer zum 2:3 unsere Chancen zum Ausgleich genutzt hätten, wäre das Spiel vielleicht anders ausgegangen. So haben wir uns durch individuelle Fehler um einen möglichen Punktgewinn gebracht“, so Duszenko. Gleichzeitig richtete der Übungsleiter aber auch deutliche Worte an seine Leistungsträger: „Einige scheinen noch nicht begriffen zu haben, dass wir das Produkt Eishockey in Stuttgart nur über den Erfolg verkaufen können und sie die Verpflichtung haben, dafür alles zu geben. Darüber wird zu reden sein“, kündigte der 53-Jährige eine intensive Trainingswoche vor den Matches beim Altmeister EV Füssen (24.09.2004, 19.30 Uhr) und gegen den Ex-DEL-Club Star Bulls Rosenheim auf der heimischen Waldau (26.09.2004, 18.45 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) an.
Vor nur 683 Zuschauern auf der Waldau war den Wizards deutlich anzumerken, dass sie nach der Auftaktniederlage in Miesbach etwas gutmachen wollten. Dementsprechend engagiert begannen die Cracks um Kapitän John Sicinski, ohne dass dabei zunächst zählbares heraussprang. Im Gegenteil. Bereits im ersten Powerplay erzielte Münchens George Kink die Führung für die Gäste (3.). Die Wizards ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken und warteten weiter auf ihre Möglichkeiten. In der vierten Spielminute waren die Blau-Gelben in Überzahl, als Andreas Klundt auf Zuspiel von Marc Garthe und Chris Norqual den viel umjubelten 1:1-Ausgleich erzielte.
In Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit einigen Chancen auf beiden Seiten, wobei die Gäste aus München die zwingenderen Möglichkeiten hatten, da sie von der Stuttgarter Abwehr nicht immer energisch genug gestört wurden. Bis zur 11. Minute konnte Wizards-Keeper Tyrone Garner seinen Kasten zunächst sauber halten, ehe sich der Kanadier, der an diesem Abend nicht immer seine gewohnte Leistung abrufen konnte, ein zweites Mal geschlagen geben musste. Einen Schuss von Josef Eckmair konnte Garner nur nach vorne abprallen lassen. Die Abwehr der Wizards schaltete anschließend nicht schnell genug und so hatte Eckmair keine Mühe, das „Geschenk“ im Nachschuss zur abermaligen Münchner Führung zu versenken.
Die Wizards steckten trotz des erneuten Rückstands nicht auf und kämpften weiter um jeden Zentimeter Eis, die mit vier Sturmreihen angetretenen Münchner waren jedoch immer einen Schritt schneller und konnten ihren knappen Vorsprung mit in die erste Pause nehmen.
Im zweiten Durchgang begannen die Wizards besser und hatten etliche gute Möglichkeiten zum Ausgleich, die aber ungenutzt blieben. Diese Nachlässigkeit sollte sich rächen. In der 26. Spielminute waren die Wizards in Überzahl, als Münchens Ron Newhook einen missglückten Aufbaupass abfing, Peter Brearley bediente und der Sturmtank alleine auf Tyrone Garner zusteuerte. Brearley verlud Garner gekonnt und sorgte in Unterzahl für das dritte Gästetor und damit eine Vorentscheidung zugunsten des EHC München.
Die Wizards gaben sich jedoch noch nicht geschlagen. Sie drängten auf den Anschlusstreffer, wurden von den läuferisch und technisch überlegenen Münchnern aber gut in Schach gehalten, so dass die Truppe von Trainer Wilbert Duszenko auch im letzten Durchgang einem Zwei-Tore-Rückstand hinterherlaufen musste.
In den letzten 20 Minuten gaben die Wizards Vollgas, um noch einmal ins Spiel zurück zu kommen. Belohnt wurde ihr Engagement nach 44 Minuten, als Georg Hessel in Unterzahl der 2:3-Anschlusstreffer gelang. Dieses Tor setzte bei den Wizards neue Kräfte frei, und hätten die Blau-Gelben ihre zahlreichen Chancen zum Ausgleichstreffer im Anschluss genutzt, wäre das Spiel möglicherweise anders ausgegangen. So aber konnte sich München auf das Sichern des Vorsprungs beschränken und durfte nach einer umstrittenen Szene in der 49. Minute noch einmal jubeln. Tim Leahy überwand den in dieser Szene unglücklich agierenden Tyrone Garner im Stuttgarter Tor mit einer Bogenlampe, der Puck flog in hohem Bogen über den Keeper hinweg und landete genau auf der Torlinie. Schiedsrichter Naunheim entschied zunächst, den Treffer nicht zu geben, um das Tor nach Rücksprache mit den Linesmen doch anzuerkennen.
München war nun endgültig auf der Siegerstraße, die Moral der Wizards gebrochen. In den letzten zehn Minuten des Matches passierte nicht mehr viel und München brachte den Erfolg über die Zeit. Die Wizards zeigten zwar tollen Kampfgeist, für die dezimierte junge Truppe war an diesem Abend gegen ausgeglichene, clevere Münchner aber nicht mehr drin.
So sah es nach Spielende auch Trainer Wilbert Duszenko: „Wir stehen nach unserem Fehlstart genau da, wo wir nicht stehen wollten. Ich kann meiner Mannschaft jedoch keinen Vorwurf machen, sie hat gerackert und gekämpft, mehr war aufgrund der Ausfälle von Thorsten Fischer und Peter Westerkamp nicht drin“, so der Coach.
Sein Münchner Pendant Georg Kink war nach dem Erfolg seiner Mannschaft natürlich zufrieden: „Ich denke, unser Sieg geht in Ordnung, da wir das Spiel stets kontrolliert haben. Wichtig war, dass wir bis auf Mike Burman komplett antreten konnten. Wir wussten, dass die Wizards einen starken Keeper haben, gegen den man nicht so viele Tore schießen kann, so dass vier oder fünf Treffer zum Sieg reichen müssen. Das haben wir heute ganz gut umgesetzt, weil die Mannschaft von Anfang an hellwach war“, erklärte Kink.
Für die Wizards stehen auch am kommenden Wochenende zwei schwere Aufgaben an. Am kommenden Freitag, 24.09.2004, 19.30 Uhr, gastieren die Blau-Gelben – dann erstmals mit Jay Woodcroft – beim Altmeister EV Füssen, ehe am Sonntag, 26.09.2004, 18.45 Uhr, die Star Bulls Rosenheim auf der Stuttgarter Waldau antreten. „In der Oberliga gibt es keine leichten Gegner mehr. In der nächsten Woche sind Peter Westerkamp und Jay Woodcroft mit dabei, so dass sich unsere Personalsituation etwas entspannt. Wenn wir alle Spieler zur Verfügung haben, müssen wir angreifen, um die ersten Punkte einzufahren. In Füssen haben wir uns zwar immer schwer getan, werden aber alles geben, um nicht mit leeren Hängen aus dem Allgäu zurückzukehren. Am Sonntag gegen Rosenheim ist ein Sieg nach dem verpatzten Auftakt fast schon Pflicht“, gibt Stuttgarts Coach Wilbert Duszenko die Richtung für die kommenden Partien vor.
Stuttgart Wizards – EHC München 2:4 (1:2, 0:1, 1:1)
Tore:
0:1 (2:19) George Kink (Thomas Vogl, Fabian von Schilcher) 5-4, 1:1 (3:57) Andreas Klundt (Marc Garthe, Chris Norqual) 5-4, 1:2 (10:15) Josef Eckmair, 1:3 (25:43) Peter Brearley (Ron Newhook, Manuel Hiemer) 4-5, 2:3 (43:11) Georg Hessel (Manuel Weibler), 2:4 (48:08) Tim Leahy