Der Miesbacher Kampfeslust konnte der EHC München nicht trotzen
Nach dem mühsamen Erfolg gegen Peiting in der Overtime ließ Schorsch Kink verlauten, er sei froh mit Jochen Vollmer und künftig Steffen Karg zwei starke Keeper zur Verfügung zu haben. Schon gegen Peiting, spätestens aber beim Gastspiel des EHC in Miesbach wurde offenkundig, warum Kink dies so herausgehoben hat. Hätte man am Freitag Dennis Hipke ob dessen erstem Auftritt vor Münchner Publikum die zwei mitverschuldeten Treffer noch nachsehen können, zeigte sich im Oberland, dass Hipke auf seine Vorderleute - zumindest derzeit - keine große Ruhe ausstrahlt. Zuviel ließ der Neuzugang nach vorne prallen, zu selten gelang ein sicherer Save. Die Niederlage ausschließlich am jungen Torsteher auszumachen, wäre indes ungerecht. Mehrere Faktoren spielten in diese Begegnung hinein, primär die unterschiedlichen Arbeitsauffassungen der Teams sowie die Qualität der Kontingentspieler. Während sich nämlich auf Münchner Seite die Übersee-Fraktion wenig in Szene setzen konnte, trumpften beim TEV Bobby Davis und Derek Allen, aber auch Scott Farell groß auf. Daneben zeigte Marc Anthony Franco im Gehäuse einmal mehr seine Klasse als Scheibenfänger. Er stach sein Gegenüber mehr als deutlich aus.
In Abschnitt eins spielten die Münchner nach anfänglicher Zurückhaltung halbwegs ordentlich mit. George Kink stellte im Powerplay per Nachschuss sogar auf 0:1. Doch schnell zeigte sich, dass die Hausherren in keinster Weise gewillt waren, gegen den Tabellenführer respektvoll zurückzustecken. Schnörkelloses Spiel und klare Vorteile in Sachen Einsatz und Willen drehten die Begegnung noch vor der ersten Pause. Scott Farell traf bei 5-3 Überzahl von der blauen Linie, wenig später wurde Dennis Hipke von Tobias Sterba schmählich düpiert. Auch im Mitteldrittel blieben die Mannen von John Samanski am Drücker. Beim 3:1 sah Hipke erneut unglücklich aus, war jedoch schuldlos, weil der Schlagschuss von Farell von Allen durch seine Schoner abgefälscht wurde. Beim EHC regierte der Scheibenverlust und die Passungenauigkeit. Ein Konzept gegen die überaus motivierten Miesbacher fanden sie nicht. Einzig der Faktor Glück half den Gästen etwas auf die Sprünge. Verteidiger Kol fälschte einen Puck, dessen Absender Robert Steinmann war, unhaltbar für Franco ab. Ein klassisches Eigentor, welches bekanntermaßen beim Eishockey nicht als solches Eingang ein die Statistik findet.
Die Hoffnung auf eine Wende beim mitgereisten und mit zunehmender Spielzeit ungehaltener werdenden Anhang aus München keimte nur kurz. Der überragende Bobby Davis stellte schon bald den zwei Tore Abstand wieder her. Ein Unentschieden konnten die Kink-Mannen nur bei den Stangentreffern verbuchen. Um es dem Ergebnis gleich zu tun, hätte der erneute Anschluss von Ron Newhook zu früher fallen müssen. Wesentlich mehr als nur die Niederlage hatte Schorschi Kink zu verschmerzen. Von einem Puck an der Schläfe getroffen, musste der Trainer-Filius mit mehreren Stichen genäht werden. Sein Einsatz im Spitzenspiel am kommenden Freitag gegen die Starbulls Rosenheim ist jedoch nach ersten Eindrücken nicht gefährdet.
Die Aussage von Schorsch Kink, "mit vertauschten Torhütern hätte man hier nicht verloren", trifft den Kern der Sache nur teilweise. Seine Mannschaft hat es wieder nicht geschafft auf fremden Eis über die gesamte Spielzeit zu überzeugen. Da ist der Kommentar von Manager Christian Winkler schon eindeutiger. Er nahm seine Spieler gegen Rosenheim in die Pflicht. Es gehe um den Kredit bei den Fans, deren Geduld man zu oft zu sehr strapaziere. Nicht erst seit gestern. (orab)
Tore:
0:1 (07:28) Kink (Burman, Vogl 5-4), 1:1 (09:24) Farell (Allan, Schäffler 5-3), 2:1 (11:46) Sterba (Jansen, Waldschütz), 3:1 (23:43) Allan (Farell), 3:2 (44:32) Steinmann (Attenberger), 4:2 (47:39) Davis (Deml, Stangl), 4:3 (57:30) Newhook (Jann 6-4)
Strafen: Miesbach 18 - München 22
Schiedsrichter: Deibler (EC Peiting im TSV) - Kurz, Oberndörfer
Zuschauer: 1027
Spieler des Spiels: Bobby Davis