„Der Abstieg löst keine Panik aus!“Auf einen (doppelten) EISTEE mit: Atilla Eren und Mannix Wolf
Falken-Trainer Mannix Wolf - Foto: Imago/Picture PointDas Eis befindet sich derzeit aktuell zwar eher im Eistee als unter den Kufen, dennoch trafen wir in der Heilbronner Kolbenschmidt Arena Geschäftsführer Atilla Eren und Trainer Mannix Wolf zu einem Gespräch über die Falken. Die Aufbruchstimmung war spürbar.
Guten Tag Herr Eren und Herr Wolf! Herr Eren, direkt gefragt: Haben Sie -aufgrund der sportlichen Situation- in der letzten Saison überlegt zurückzutreten?
Eren: Nein, diese Frage hat sich mir nicht gestellt. Ich habe eine Aufgabe und zwar die Falken in drei Jahren wieder nach oben zu bringen und dieser Aufgabe stelle ich mich.
Was war Ihr größter Erfolg?
Eren: Zum einen, dass wir wieder einen guten Namen haben. Spieler, die wir verpflichtet haben, haben sich bei anderen Spielern informiert und haben deren Aussage als Referenz genommen. Dass Spieler aus der DEL2 zu uns in die Oberliga wechseln zeugt davon, dass die Spieler Vertrauen in unsere Organisation und unseren Trainer haben. Gemeinsam wollen wir die Ziele, die wir kommunizieren, auch umsetzen. Als zweites möchte ich unsere Kommunikation nach außen nennen. Hier sind wir nun besser aufgestellt und parallel dazu gibt es viele Kleinigkeiten, die man nicht auf den ersten Blick sieht.
Zum Beispiel?
Eren: Wir haben unsere kaufmännische Struktur verbessert. Unsere IT und unser Archiv sind nun wie bei einem Unternehmen aufgestellt. Dadurch haben wir nun bessere Instrumente, um uns zu kontrollieren. Gerade im Hinblick auf die Lizenzierung und die Budgetierung ist dies wichtig.
Ihnen kann also während einer Saison nicht das Geld ausgehen?
Eren: Zu dem Zeitpunkt, an dem wir unsere Budgetierung abschließen, ist diese natürlich sicher und fundiert. Unwägbarkeiten gibt es allerdings immer. Wenn ein Sponsor abspringt, wenn der Zuschauerschnitt variiert, dann können natürlich die Realzahlen von denen der Planung abweichen. Aber auch hier sind wir gut aufgestellt, da wir vorsichtig an unsere Budgetierung herangehen. Unseren Zuschauerschnitt möchte ich hier als Beispiel nennen. Wir haben 1.600 Zuschauer als Schnitt kommuniziert, aber geplant haben wir nur mit 1.400 und da sind wir mit 1.346 äußert knapp dran vorbei. Wir gehen hier also ein sehr kleines Risiko ein(Anmerk.: inkl. Play-Downs lag der Zuschauerschnitt sogar bei 1.426).
Und was war Ihr größter Fehler?
Eren: Vielleicht, dass wir auf eine junge Mannschaft mit Perspektiven gesetzt haben. Wenn dies dann nicht reicht oder funktioniert, haben wir wenig Handlungsspielraum. Sicher kann man Spieler nachverpflichten, aber die müssen dann auch auf dem Markt sein. Zudem müssen sie zu uns passen, sie müssen nach Heilbronn wollen und mit unserer Philosophie einverstanden sein. Sie müssen zum Trainer passen und schlussendlich muss auch das Gehalt akzeptiert werden.
Wie haben Sie als Beispiel Riley Armstrong ausgewählt?
Eren: Wir haben einen Stürmer gebraucht und zunächst ein Profil erstellt. Welche Art Stürmer suchen wir? Da haben wir einen echten Typen gesucht, einen Spielmacher, der auch scoren kann. Zudem wollten wir uns dahingehend verstärken, dass mehr auf das gegnerische Tor geschossen wird und der neue Spieler sollte zudem DEL2-Erfahrung haben. Aus den dann genannten, gefundenen Spielern haben wir uns für Riley Armstrong entschieden und er sich für uns. Wichtig für uns ist auch der Charakter des Spielers. Wir scheuen uns nicht, sogenannte „schwierige“ Charaktere zu verpflichten, wenn diese in die Mannschaft passen. Unser Job es, auch mit diesen Spielertypen zu arbeiten. Da sind Mannix Wolf und ich uns auch einig.
Herr Wolf, Sie übernehmen die Falken zur neuen Saison. Was hat Sie bewogen, aus Leipzig nach Heilbronn zu wechseln?
Wolf: Das erste Gespräch mit Atilla Eren. Wir haben identische Ansichten und sind uns in den meisten Punkten einig. Zudem ist Heilbronn in Deutschland als Eishockeystadt bekannt, die in den letzten Jahren primär von zwei Persönlichkeiten (Anmerk.: Manager Ernst Rupp und Trainer Rico Rossi) geprägt wurde und wo sich nun einiges verändert hat. Hier möchte ich allerdings sagen, dass dies normal ist. Ich habe mich informiert und mir wurde bestätigt, dass hier seriös gearbeitet und gewirtschaftet wird. Zudem sind Herr Eren und ich uns einig, dass wir nicht mit aller Gewalt nach oben wollen. Sicher wollen wir aufsteigen, wir betreiben allerdings kein Harakiri. Wir müssen bedenken, dass Absteiger sich immer schwer tun. Abseits des Eises finden wir auch gute bis sehr gute Voraussetzungen. Die Ärzte, die Betreuer, der Fitnessraum und die Wohnungssituation sind auch alles Argumente für Heilbronn. Zudem hat Heilbronn gute Fans. Unser Ziel ist es nach oben zu kommen und begeisternde Leistung zu bringen. Als ich nach Leipzig kam, hatten wir ungefähr 750 Zuschauer. Nun kommen mehr als 2500 zu den Spielen. Egal wo ich bin, ich mache meinen Job. In Zusammenarbeit mit Atilla Eren, mit den Rahmenbedingungen und auch mit dem Team sehe ich hier in Heilbronn sehr gute Möglichkeiten.
Was für eine Taktik, welche Philosophie können wir von Ihrem Team erwarten?
Wolf: Die Frage kann ich erst beantworten, wenn ich das Team auf dem Eis habe. Auf dem Papier haben wir eine gute Mannschaft und das wollen wir auch auf dem Eis zeigen. Eines kann ich aber jetzt schon sagen: Wir wollen effektiv spielen und eine geordnete Defensive ist unser Ziel.
Herr Eren, Mannix Wolf sagte spontan, dass Ihr erstes gemeinsames Gespräch einen wesentlichen Teil der Entscheidung pro Heilbronn ausgemacht hat. Was haben Sie ihm gesagt?
Eren: Eigentlich kann ich mich nur wiederholen, da Mannix bereits alles gesagt hat. Ich habe ihm offen und ehrlich geschildert, wie ich mir die aktuelle Situation und die Zukunft vorstelle, welche Ziele wir haben. Zudem haben ich ihm gesagt, dass der Abstieg bei uns keine Panik auslöst und dass wir überlegt die Saison angehen werden. In der letzten Saison mussten wir in Teilen Risiken eingehen, die auch der Sanierung geschuldet waren. Zudem ist so ziemlich alles schief gegangen, was schief gehen konnte. Zwischenzeitlich hatten wir sieben oder acht verletzte Spieler. Wir sprachen eben über Riley Armstrong, der hat sich im ersten Play-Down-Spiel in Crimmitschau verletzt. Auch Stefan Legein hatte eine schwere Verletzung, die ihn auch physisch mitgenommen hat. Er ist danach nicht mehr richtig in Tritt gekommen, was bei der Schwere der Verletzung, verbunden mit der Angst, das Augenlicht zu verlieren auch nachvollziehbar und verständlich ist. Zudem war und ist uns beiden wichtig, dass wir ohne Arroganz auftreten. Wir wollen wieder in die DEL2, aber wir wollen gegenüber den anderen Teams weder arrogant noch respektlos auftreten.
Ihre neuen Spieler haben einen guten Namen, die Kooperation mit Mannheim wird fortgeführt, sie scheinen bereit.
Eren: Ich hoffe unsere Fans erwarten jetzt nicht nur noch DEL2-Spieler. (lacht)
Wolf: Wir haben gezielt unsere Spieler ausgesucht. Zunächst unsere Center, dann die Abwehr und die Flügelspieler. Wir haben drei Reihen und Spieler der Adler Mannheim.
Eren: In der nächsten Woche wird es Gespräche zwischen uns, den Adler Mannheim und den Kassel Huskies geben, um die neue Kooperation zu besprechen. Wir freuen uns, mit den Teams zusammenzuarbeiten, haben aber auch eine eigene Identität. Für die jungen Spieler ist dies natürlich auch eine neue Situation. So können sie nun DEL, DEL2 und Oberliga spielen, einige zusätzlich noch in der DNL. Wir wollen einen Spielerpool schaffen, um bei Verletzungen reagieren können. Es soll aber nicht so sein, dass die Spieler hin und her geschoben werden. Geografisch ist dies sicher nicht optimal, aber wichtiger sind die Menschen, die diese Kooperation mit Leben füllen. Lippenbekenntnisse bringen kein Team und keinen Spieler nach vorne.
Wolf: Mit Teal Fowler (Anmerk.: Manager der Adler Mannheim) habe ich kürzlich noch gesprochen. Er hat mich aus Florida angerufen und wir haben uns u.a. über die Zusammenarbeit ausgetauscht.
Abschließend eine Frage zu Ihren Verpflichtungen: Wie haben Sie die Spieler ausgewählt? Was war Ihnen wichtig?
Wolf: Wie schon gesagt. Zuerst haben wir die Center verpflichtet, dann die Abwehr und zum Schluss kommen die Flügelspieler. Das Team steht ganz oben, die Mannschaft muss funktionieren. Wir wollen um die Oberliga-Meisterschaft mitspielen. In den Play-Offs wird sich zeigen, ob man ein Team hat. Da haben wir bereits jetzt für gearbeitet und die Basis geschaffen. Wir haben tragende Säulen verpflichtet, die sogenannten Häuptlinge und dazu Indianer. Wir haben geschaut, ob und wie die Spieler zusammenpassen, also Matching betrieben. Wir wollen, dass innerhalb unseres Teams die Potenziale ausgeschöpft werden, das Stärken herausgearbeitet und Schwächen ausgeglichen werden.
Doch noch eine Frage an Sie, Herr Eren: Haben Sie noch weitere Spieler verpflichtet, die noch nicht bekannt gegeben haben? Welche Spieler möchten Sie noch verpflichten?
Eren (lacht): Wir schicken Ihnen dann zeitnah eine Pressemitteilung.
Dachte ich mir, dass ich Ihnen dieses nicht entlocken kann. Herr Eren, Herr Wolf vielen Dank für Ihre Zeit!
Eren: Sehr gerne. Ich möchte abschließend noch eines sagen. Für die Fans, den harten Kern waren die letzten drei Jahre schwer. Mit einer namentlich guten Mannschaft sind wir im Viertelfinale ausgeschieden und seitdem ging die Tendenz nach unten, besiegelt mit dem finalen Abstieg. Die Fans, die uns in dieser Zeit begleitet haben, waren immer da und werden ganz sicher auch in der Oberliga da sein. Bei der Abschlussveranstaltung haben wir uns den Fans gestellt und haben nur positive Signale bekommen. Ein Fan sagte mir: „Dann spielen wir halt in der Oberliga!“ Diese positive Stimmung, die wir nun haben, haben wir einzig unseren Fans zu verdanken. Wir wollen das zurückgeben und zukünftig begeisterndes Eishockey spielen und unseren Fans wieder mehr Siege bieten. Das gleiche gilt für unsere Sponsoren. Auch diese sind bei uns geblieben und stehen hinter uns. Hier möchte ich mich ausdrücklich bei jedem Fan und jedem Sponsor bedanken.