Capitals: Ernst, aber nicht hoffnungslos
Preussen haben die LizenzSo mancher Teilnehmer der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Berlin Capitals mag sich Donnerstag Abend an vergangene Jahre erinnert haben. Damals war bei dem Charlottenburger Verein das Chaos Programm. Gerade im finanziellen Sektor gab es immer mal wieder böse Überraschungen, wenn Schubladen diverser Schreibtische geleert und Papiere mit fast unglaublichen Inhalten zu Tage gefördert wurden. Donnerstag Abend kam es zu dieser Versammlung, nachdem in einer früheren Sitzung der Abschluss im Finanzsektor nicht präsentiert werden konnte. Und die Teilnehmer staunten nicht schlecht, als der Kassenprüfer ein Etatdefizit von etwa 200.000 Euro kundtat, nicht vorhandene finanziellen Reserven monierte, eine so gut wie nicht vorhandene Buchführung bemängelte und den Verantwortlichen vorwarf, nur unzureichend für Informationen zu sorgen. Es ist Präsident Lenz Funk und seinen Mitstreitern hoch anzurechnen, dass sie im Gegensatz zu ihren Vorgängern die Diskussion nicht scheuten und sich zu eigenen Fehlern bekannten. Doch auch das Caps-Aushängeschild Funk konnte sich der Einschätzung nicht entziehen: "Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos." Hoffnung macht, dass - spät, aber immerhin - eine Fachkraft die Buchhaltung übernimmt, es angeblich erfolgsversprechende Verhandlungen mit weiteren Sponsoren gibt sowie ein Marketingprofi ein Sponsoringkonzept entwickelt hat, dass auf den ersten Blick praktikabel erscheint. Ernst ist die Lage deshalb, weil beispielsweise wichtige Sponsoren in finanziellen Schwierigkeiten stecken oder schon Insolvenz angemeldet haben. Unerwartete weitere Ausgaben, etwa im Zuge der "Preussen-Gala" vom April sowie die Abfindung eines Spielers, vergrößerten das Loch im Etat. Etliche andere Dinge summierten sich dann zu der besagten Unterdeckung des Haushalts. So weit, so schlecht. Schlechter aber die Tatsache, dass momentan die Zuschauereinnahmen die mittelfristig wohl wichtigste Einnahmequelle darstellen werden, auch wenn zwei neue Sponsoren gefunden worden sind, die mit fünfstelligen Beträgen den Club unterstützen. Die Besucherzahlen sind nämlich seit geraumer Zeit rückläufig. Weil die Mannschaft nicht konstant spielt und zuletzt auch vor heimischen Publikum selten überzeugte. Viele Beobachter sind sich einig: Das Team ist schlecht zusammengestellt, teilweise sind Akteure verpflichtet worden, die in der Oberliga nichts zu suchen haben. Verantwortlich dafür: in erster Linie Präsident Lenz Funk. Die Aussage von Vizepräsident Marian Czechowski kommt deshalb einem (nicht nur finanziellen) Offenbarungseid gleich: "Der Name von Lenz Funk ist das Kapital des Vereins." Zu schade, dass mit einem Namen gute Spieler nicht zu bezahlen sind.
Radio Eiskalt