Bayreuth: Tigers haben die Lizenz sicher - Mannschaft bekommt 25 % weniger
Kampf an mehreren Fronten - Suche nach GeldgebernAls das Mikrofon abgeschaltet war, blickte Karsten Kamper auf Rainer Gundel. Und als hätte es noch einer besonderen Bestätigung gebraucht, erinnerte Kamper in einem knappen Satz noch einmal an das, was wenige Minuten zuvor passiert war: „Wir sind gewählt.“ Die anwesenden 40 der rund 400 Mitglieder hievten Kamper und Gundel bei der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend einstimmig neu in die Riege der drei ESV-Vorsitzenden; Kamper an die erste, Gundel an die dritte Stelle.
Ursprünglich wollte Kamper, der seit zwei Jahren in Bayreuth lebt, noch gar nicht direkt an die Vereinsspitze. Er hatte in der letzten Vorstandssitzung vor der Mitgliederversammlung zunächst nur erklärt, für den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden zu kandidieren. Aber dann zog sich Klaus Wiesenmüller von seinem Amt zurück – aus persönlichen Gründen. Berufliche und private Belastungen hatten sich nicht mehr mit einem Engagement an höchster Vereinsstelle vertragen. Wiesenmüller tritt zurück ins zweite Glied und wird dem Vorstand künftig nur noch als Beisitzer angehören.
Plötzlich war der Weg frei für Karsten Kamper. Der gebürtige Berliner und gelernte Versicherungskaufmann hatte zuvor dem ESV-Marketing beratend zur Seite gestanden und sieht seine vorrangige Aufgabe nun im Controlling von Verein, Mannschaft und Finanzen. Dass er erst eine so kurze Zeit in Bayreuth lebt, ist für den 35-Jährigen kein Hindernis – im Gegenteil: „Ich kenne keine Vergangenheit. Ich kann nur in der Zukunft arbeiten.“ Es klingt wie ein Aufbruchsignal.
Da passt es gut, dass am Donnerstag auch ein Fax aus der Münchener ESBG-Zentrale in die Bayreuther Geschäftsstelle flatterte. „Der Aufrechterhaltung der Lizenz steht nichts im Wege“, stand darin. Damit ist der Weg endgültig frei für das nächste Abenteuer Oberliga. Jetzt liegt an der sportlichen Doppelspitze Peter Asanger und Peter Diener, das Team rasch zusammenzustellen. Dabei können sie noch aus dem Vollen schöpfen, denn obwohl es nur noch rund zwölf Wochen bis Saisonstart sind, ist der Transfermarkt fast bis zum Bersten gefüllt. Ein Glücksfall für den ESV und Trainer Joe West, dessen Engagement vom Verein gestern offiziell bestätigt wurde. West kehrt in diesen Tagen aus Kanada nach Bayreuth zurück. Der passionierte Golfer mit dem hohen Handicap 1 wird den Eishockeystil seines Heimatlandes bevorzugen: Alle Ausländerstellen werden mit Nordamerikanern besetzt.
Allerdings wird das neue Team zu finanziell schlechteren Konditionen spielen müssen als noch in der vergangenen Saison. Bis zu 25 Prozent weniger Geld stehen im neuen Etat für die Bruttolöhne zur Verfügung. Das rund 490.000 Euro umfassende Zahlenwerk basiert auf einer kalkulierten Zahl von 1250 zahlenden Zuschauern in 22 Heimspielen. Die bei den Gehältern eingesparte Summe soll für Zinsen und die Tilgung der Darlehen, die auf drei bis fünf Jahre angelegt sind, fließen.
Allerdings lasten auf dem Etat noch die Unwägbarkeiten des Eishockey-Sommers. Zweitligist Bad Nauheim zog gestern die Notbremse, nachdem der Verein keine Lizenz erhalten hatte. Für Nauheim rückt Weißwasser aus der Oberliga in die Zweite Liga nach. Allerdings erst Mitte des Monats werden die Ligeneinteilung, der Modus und damit auch die Zahl der Heimspiele endgültig feststehen. In dieser Saison erwirtschaftete der Verein im Etat eine geringe Unterdeckung von 5.266,01 Euro, nachdem zwei Sponsoren Insolvenz angemeldet hatten. Allerdings haben mehrere weitere Sponsoren noch nicht überwiesen, und auch aus dem Catering bei den Heimspielen fehlen noch Gelder. Nach bisherigen Planungen könnte am Ende der nächsten Saison dann ein leichtes Plus von 3000 Euro stehen, hofft stellvertretender Vorsitzender Stefan Pletl.
Er war der einzige aus dem neuen Vorstandsteam, der bei der Wahl eine Gegenstimme hinnehmen musste. Im Vorfeld der Wahl war Pletl vorgeworfen worden, den Verein in seiner schwierigsten Zeit im Stich gelassen und stattdessen Urlaub gemacht zu haben. Im Umfeld des Vereins hieß es, Pletls Engagement ließe manchmal zu wünschen übrig. Gleich zu Beginn der Versammlung hatte Klaus Wiesenmüller seinen Stellvertreter Pletl neben dem maßgeblichen Initiator der jüngsten Rettung, Rudolf Klier, ausdrücklich namentlich erwähnt und betont: „Jedes Vorstandsmitglied hat sich bestmöglich für den Verein eingesetzt.“
Neben Vorsitzendem Klaus Wiesenmüller gab auch Kassiererin Bettina Friedlaender ihren Posten auf. Ihr Nachfolger wurde der bisherige Beitragskassier Alexander Panzer. Dessen bisherigen Posten besetzt künftig Robert Seebach. Neben Rudolf Klier und Wiesenmüller sind Markus Schimeck und Peter Asanger Beisitzer des ESV. Schriftführer bleibt Michael Birkhan, der Nachwuchsabteilung steht wie bisher Achim Bullemer vor. (Ingo Schorlemmer)