Bayreuth: Tigers gewinnen Dienstags-Derby
Kampf an mehreren Fronten - Suche nach GeldgebernBenjamin Kustermann hielt sein Versprechen. Nachdem er selbst an einem Gegentor schuld gewesen war, gelobte er seinen Mannschaftskollegen, diesen Fehler wieder auszubügeln. In der 51. Minute war es soweit: Kustermann traf zum 4:3-Siegtreffer des ESV Bayreuth im Derby beim ERC Selb.
Nach dem Auswärtserfolg schnellten die Tigers in der Tabelle auf den zweiten Rang nach vorne, drei Punkte stehen sie hinter Spitzenreiter Füssen. Trainer Doug Irwin mag den Sprung mit Genugtuung erlebt haben nach den quälend langen Wochen auf den hinteren Plätzen. „Wir werden alles versuchen, um das Derby zu gewinnen“, hatte er im Vorfeld der Begegnung den Fans zugesichert und dem Team extra den freien Montag gestrichen. Irwin bat seine Spieler zum Sondertraining.
Im Spiel lief es zunächst jedoch gar nicht gut. Die Mannschaft präsentierte sich in den Anfangsminuten unsortiert und brauchte lange, um richtig warm zu werden. „Etwas verschlafen“ habe man das erste Drittel, konstatierte Irwin. Zu oft ging die Scheibe an die Gegenspieler verloren, die daraus zunächst mächtig Kapital schlagen konnten. Crombeen, Wittig und Kulonen nutzten ihre Chancen und schossen für die Selber Wölfe einen Vorsprung heraus, der fast ein wenig bedenklich stimmte, auch wenn Thomas Brandstädter ihn zwischenzeitlich relativierte.
Erst im zweiten Spielabschnitt hatte ein Weckruf die Bayreuther Mannschaft ereilt, sie fand ihren Weg zurück ins Spiel und begann geduldig den Rückstand abzubauen. Den Kampfgeist der Mannschaft hob Irwin am Ende auch besonders hervor. Allerdings hatte er auch allen Grund, das wieder einmal äußerst schwache Überzahlspiel seines Teams zu kritisieren.
Aber zehn Minuten vor dem Ende der Partie war zählte das alles nicht mehr: Youngster Philipp Sintenis bewies wie schon am Sonntag Torinstinkt: Als Selbs Goalie Kai Fischer den Puck wieder einmal nicht festhalten konnte, schnappte sich Sintenis die Scheibe und stellte den beruhigenden Ausgleich her. „Grandios“, schwärmte Irwin nach den 60 Spielminuten über die Vorstellung des jungen Stürmers. Ausgerechnet dem Nachwuchsspieler war der wichtige Ausgleich gelungen.
Und die Wölfe hatten sich noch nicht richtig von dem schmerzenden Gegentreffer erholt, da erinnerte sich Kustermann an seine Worte und verwertete einen erneuten Abpraller zur ersten Bayreuther Führung.
Wölfe-Coach Doug Kacharvich musste neidlos anerkennen, dass der Gegner diesmal die bessere Chancenverwertung hatte und es stimmte ihn nicht gerade froh, dass sein Team die Führung aus dem ersten Drittel am Schluss noch herschenkte. Kacharvich hatte gehofft, mit einem Sieg in dem Nachholspiel – die ursprünglich für den 15. Februar angesetzte Begegnung hatte abgesagt werden müssen, weil die Wölfe wegen eines Grippevirusses keine spielfähige Mannschaft aufbieten konnten – in der engen Tabelle Boden gutzumachen und sich langfristig im oberen Drittel des Tableaus einnisten zu können. Aber nach der Niederlage verharrt der ERC auf dem achten Rang.
Dass die schon in der Doppelrunde wenig verwöhnten Wölfe-Fans mit den durchwachsenen Ergebnissen ihres Teams selbst in der Abstiegsrunde nur wenig anfangen können, zeigte die Zuschauerzahl: Zum Dienstags-Derby strömten gerade einmal rund 1500 Besucher. (Ingo Schorlemmer)
ERC Selb – ESV Bayreuth 3:4 (3:1; 0:1; 0:2)
Tore:
1:0 (5.) Crombeen (Glück, Garthe); 1:1 (13.) Brandstädter (Jun, Sochan); 2:1 (15.) Wittig (Spring, Trolda); 3:1 (18.) Kulonen (Glück, Spring); 3:2 (25.) Sochan (Maidment, Tremblay); 3:3 (50.) Sintenis (Splitter, Zimmermann); 3:4 (51.) Kustermann (Precan)
Schiedsrichter: Breiter (Freiburg). – Strafminuten: 6 / 4. – Zuschauer: 1504.