Bayreuth: Sieg und Niederlage gegen Höchstadt

Höchstadts Präsident Axel Rogner hob fast entschuldigend die Hand: "Wir haben
unseren Ausländern Auflösungsverträge angeboten und den Kader so dezimiert, dass
er eigentlich kein Spiel mehr gewinnen kann." Denkste, denn gegen den ESV
Bayreuth reichte das allemal zu einem 5:4 (0:1, 2:1, 2:2) nach Penaltyschießen
in der Abstiegsrunde der Eishockey-Oberliga Nordost. Damit standen beide
Mannschaften gestern Abend beim Rückspiel in Höchstadt unter Zugzwang: die
Gastgeber, weil sie doch aus finanziellen Gründen unbedingt absteigen wollen;
die Bayreuther, weil sie die Klasse unbedingt halten möchten. Rogner war das
fast peinlich: "Aber vielleicht glaubt man uns jetzt, dass wir keine Spiele
absichtlich schieben wollen, sondern dass die Mannschaft, die aufs Eis geht, 100
Prozent gibt."
Tigers-Coach Stefan Kagerer war es ebenfalls peinlich. Und so
erschien er zur Pressekonferenz erst gar nicht mehr, sondern überließ Co-Trainer
Dave Stevens die undankbare Rolle, das Debakel erklären zu müssen.
Zum
Spiel selbst Worte zu verlieren hieße, den knapp 750 Bayreuther Anhängern erneut
Schmerzen zuzufügen. Da waren die Begleitumstände noch interessanter. Die
Busladung an Höchstadt-Fans hatte mit einer "Totenglocke" im Gepäck eigentlich
den Geschäftsführer der Eishockeyspielbetriebsgesellschaft, Helmut Bauer,
aufwecken wollen, dass es in Sachen Oberliga so nicht weitergehen könne. Die
Namen Memmingen, Kempten, Ulm, Amberg und Haßfurt zierten ein Transparent, in
Erinnerung an die bereits Verblichenen. "Nie mehr Oberliga", ließen die
Mittelfranken wissen.
Das Glöcklein hätte nach der gezeigten Vorstellung aber
auch gut und gern den Bayreuthern in eine düstere Zukunft läuten können.
Aufwecken wollte offenbar Dave Donnelly seine schlafmützigen Kollegen, als er
sich in der 51. Minute mit Höchstadts Norbert Gerber eine Keilerei lieferte und
dafür mit einer Matchstrafe vom Eis geschickt wurde. Zu dem Zeitpunkt hatte es
4:3 für Bayreuth gestanden und angesichts der konditionellen Probleme auf
Höchstadter Seite doch noch nach einem Sieg ausgesehen.
Zwei
Doppelschläge in der 34./35. sowie in der 48./49. Minute waren das kurzzeitige
Aufflackern von Hoffnung, den abstiegswilligen Gast standesgemäß abzuwatschen.
Doch eineinhalb Minuten vor Ende der Partie schien das Unmögliche durch den
Höchstadter Ausgleich wieder denkbar. Und spätestens nach dem Bayreuther
Komplett-Versagen im Penaltyschießen war es eingetreten. Ein einziger
oberligatauglicher Sturm auf Höchstadter Seite mit den bestens aufgelegten
Ex-Tiger Stephan Trolda (ein Tor, zwei Vorlagen), Rafael Popek (drei Treffer)
und Björn Reiser reichte aus, um Bayreuth die Grenzen aufzuzeigen. Auf Seiten
der Gastgeber erreichten lediglich Torwart Benjamin Voigt und der zum Stürmer
umfunktionierte Manuel Bayer Normalform.
Interimskapitän Tom O´Grady fiel nur
in jener Szene auf, als er sich im Spielergang mit einem Höchstadter Gegner eine
Rauferei lieferte. Stichwort Kapitän: Florian Müllers Knieverletzung entpuppte
sich glücklicherweise "nur" als Kreuzbandanriss. Er fällt zwar für den Rest der
Eishockeysaison aus, könnte aber durchaus zur Endrunde der
Streethockey-Meisterschaft wieder mitmischen. jn
ESV Bayreuth -
Höchstadter EC 4:5 n.P. (0:1, 2:1, 2:2)
Tore: 0:1 (4.) Popek (Reiser,
Trolda 5 gegen 4), 0:2 (28.) Trolda (Reiser), 1:2 (35.) Basse (Almagro,
Hemmerich), 2:2 (36.) Stoyan (Bayer), 3:2 (49.) Barta (Donnelly), 4:2 (50.)
Bayer (Stoyan), 4:3 (51.) Popek (Trolda), 4:4 (59.) Popek (Endt), 4:5 (65.)
Sikorski. Schiedsrichter: Koch (Peiting). - Zuschauer: 803. - Strafminuten:
Bayreuth 14 plus Matchstrafe gegen Donnelly, Höchstadt 8 plus Matchstrafe gegen
Meyer