Bayreuth: Rückfall in alte Zeiten
Kampf an mehreren Fronten - Suche nach GeldgebernDer Frust triefte aus Stefan Kagerers Stimme. Bayreuths Trainer sprach leise und niedergeschlagen, doch die Sprache, die er wählte, war umso deutlicher: „Ich habe so ein Heimspiel noch nie gesehen.“ Das soll etwas heißen, bei Kagerers Karriere. Mit 0:5 gingen die Tigers am Sonntagabend gegen die Eisbären Berlin Juniors anstandslos unter.
Der enttäuschende Auftritt war ein Rückfall in die dunkelsten Zeiten dieser Saison. „Es ist bitter“, war Kagerers Kommentar. Selbst nach fünf Stunden Busfahrt, das Spiel begann erst mit eineinhalbstündiger Verspätung, waren die Eisbären wesentlich spritziger, agiler und spielfreudiger. Gegen die schnellen Juniors waren die Tigers viel zu behäbig.
„Ich dachte, dass wir schwere Beine haben“, berichtete Berlins Coach Jeff Tomlinson über seine Befürchtungen nach den Überstunden seiner Mannschaft im Stau. Aber das Gegenteil war der Fall: Von Beginn an drängten die Juniors den Gastgeber in die Defensive, schon nach knapp drei Minuten wurden die Kräfteverhältnisse erstmals auf der Anzeigentafel sichtbar. Schon nach dem ersten Spielabschnitt war klar, dass es ohne Besserung nur ein Debakel für die Tigers geben könnte.
„Wir haben Glück gehabt. Das war kein 5:0-Spiel“, versuchte zwar Tomlinson die geschundene Bayreuther Seele einzubalsamieren. Doch der Heilungsprozess könnte länger dauern. „Wir haben viel Kredit verspielt, den wir uns mit den Punkten zuvor in Oberhausen und Höchstadt erarbeitet haben“, beschrieb Stefan Kagerer die Situation. Seine Mannschaft hatte gegen ein Team, das auf 13 Positionen Veränderungen vorzunehmen hatte, keine Chance. Den Hauptunterschied zwischen Berlin und Bayreuth beschrieb Kagerer bissig: „Deren Jungs wollen in die erste Mannschaft, unsere Jungs sind es bereits.“ Mit anderen Worten: Ein bisschen Ehrgeiz könnte auch den Tigers nicht schaden.
Auf dem Weg in eine freundlichere Zukunft ist Kagerer Truppe erst einmal jäh gestoppt worden, auch wenn sich paradoxerweise der Abstand auf den Tabellenvorletzten weiter verringert hat, da der punktgleiche Höchstadter EC sich beim Tabellenführer Dresden noch höher geschlagen geben musste. Dieser Umstand vermochte Kagerer aber nicht trösten: „Wenn wir so eine Leistung abrufen, dann stehen wir zu Recht da, wo wir stehen.“ Die Euphorie und der Spaß in der Kabine haben noch nicht ausgereicht, um Bayreuth vom Tabellenende zu lösen. „So sind wir Abstiegskandidat Nummer eins“, stellte der Trainer fest. Im letzten Spiel vor den Feiertagen hat sich Bayreuth also kein Geschenk gemacht. Schöne Bescherung. (Ingo Schorlemmer)
Bayreuth Tigers – Eisbären Berlin Juniors 0:5 (0:3; 0:1; 0:1)
Tore: 0:1 (3.) Flynn; 0:2 (15.) Flynn (Tepper, Radant); 0:3 (20.) Sommerfeld (Mueller); 0:4 (30.) Tepper (Gensel); 0:5 (45.) Flynn (Tepper, Radant)
Schiedsrichter: Heuser (Köln). – Strafminuten: 12 plus 10 Minuten Disziplinarstrafe gegen MacIntyre / 20. – Zuschauer: 811