Bayreuth: Katzenjammer bei den Tigers

Warum müssen in Bayreuth ausgerechnet die schlechten Spiele in die Verlängerung gehen? Das Gesetz der Gemeinheit kannte am Sonntag jedenfalls kein Erbarmen: Fast drei Minuten extra. Als hätten nicht schon die 60 vorangehenden ausgereicht, um den Spaß am Eishockey deutlich herabzusetzen. Wenigstens Haßfurt konnte der Katastrophe am Ende noch etwas Positives abgewinnen, sie nahmen beim 5:4 nach Verlängerung zumindest zwei Punkte aus Bayreuth mit.
Willkommen in der Abstiegsrunde. Hier dominiert der Kampf. Spielerische Akzente? Fehlanzeige. Zumindest, wenn zwei Minikader aufeinander stoßen, wie das am Sonntag der Fall war. Haßfurt hatte gerade einmal 15 Spieler in den Mannschaftsbus gepackt, Trainer Stefan Kagerer konnte nur zwei volle Reihen auf dem Eis dirigieren. Ebenfalls 15 Mann standen in Bayreuth Coach Doug Irwin zur Verfügung, der zumindest drei volle Sturmreihen aufbieten konnte. Neben dem nach seiner Handoperation mehrere Wochen ausfallenden Manuel Bayer und dem nach seiner Gesichtsverletzung noch nicht wieder aufs Eis zurückgekehrten Petr Precan, musste Irwin die beiden Stürmer Michael Thurner (Fieber) und Daniel Jun (Schulterverletzung aus dem Spiel gegen Klostersee) von seiner Einsatzliste streichen.
Die Lücken im Kader wollte Irwin allerdings nicht als Ausrede für die Leistung seiner Mannschaft gelten lassen: „Wir haben wenig Leute, aber das darf keine Entschuldigung sein. Die anderen haben auch wenig Spieler, aber die kämpfen wenigstens.“ Der Trainer fand deutliche Worte, um das lust- und kraftlose Auftreten der Tigers zu geißeln.
Wenig Kampf – wenig Punkte. Diese einfache Gleichung hätte dem ESV spätestens nach dem Untergang in Klostersee bewusst werden müssen, doch Irwins Team hatte sich noch keines Besseren besonnen. Ganz anders die Sharks, die den Lernprozess schon hinter sich haben: „Vor vier Wochen waren wir noch lustlos, aber jetzt kämpft wieder jeder für jeden“, freute sich Coach Kagerer. Kein Zweifel: Sein Team war das bessere, und wäre es nicht das ganze Spiel über unfähig gewesen, sich auf die kleinlich-konsequente Linie von Schiedsrichter Christian Schummers einzustellen, hätten die Tigers schon nach der regulären Spielzeit das Nachsehen gehabt. Kagerer sah das ähnlich: „Wir haben uns durch die vielen Strafzeiten selbst ins Abseits gestellt.“
Dass Bayreuth, das selbst viele Auszeiten in der Kühlbox nahm, daraus kein Kapital schlug, lag wieder einmal am Überzahlspiel. In der englisch dominierten Eishockeysprache heißt es „Powerplay“, doch diesem Namen machten die Tigers nicht einmal annähernd Ehre – auch weil sich zu selten ein Spieler bereit fand, einmal Verantwortung vor des Gegners Tor zu übernehmen. „So ein Armutszeugnis“, tobte folgerichtig Vorsitzender Klaus Wiesenmüller nach der Niederlage, und auch Irwin sah ein, dass es so nicht weiter gehen kann: „Wir müssen unser Spiel wieder finden, aber schnell.“ Wer es vorher nicht wahrhaben wollte, dem diktierte Irwin die bittere Wahrheit noch einmal in den Block: „Wir wissen jetzt, dass die Abstiegsrunde nicht leicht wird.“ (Ingo Schorlemmer)
ESV Bayreuth – ERC Hassfurt 4:5 n.V. (1:1; 3:1; 0:2; 0:1)
Tore:
0:1 (10.) Mix (Buchwieser; Überzahltor); 1:1 (20.) Maidment (Reid, Tremblay; Überzahltor); 2:1 (29.) Tremblay (Maidment, Reid; 4-3-Überzahltor); 3:1 (31.) Zimmermann (Maidment, Kustermann); 3:2 (33.) Körner (Eckmair, Staltmayr; 5-3-Überzahltor); 4:2 (38.) Reid (Maidment, Heichele; Unterzahltor); 4:3 (44.) Eckmair (Körner, McGee; Überzahltor); 4:4 (59.) Buchwieser (Eckmair, McGee); 4:5 (63.) Staltmayr (Buchwieser, Eckmair)
Schiedsrichter: Schummers (Grefrath)
Strafminuten: 26 plus jeweils 10 Minuten Disziplinarstrafe gegen Zimmermann und Tremblay / 34 plus jeweils 10 Minuten Disziplinarstrafe gegen Mix und McGee
Zuschauer: 975