Bayreuth: Katerstimmung bei den Tigers

Freude und Entsetzen wechselten selten so schnell wie am Freitag und am Ende legte sich Enttäuschung bleischwer und zäh über den Bayreuther Fanblock. 800 Tigers-Anhänger waren nach Schweinfurt gehastet, getrieben von dem Hoffnung, ihre Mannschaft in die Meisterrunde der Eishockey-Oberliga brüllen zu können. Es hat nicht gereicht: Bayreuths kühner Traum ist geplatzt. Nach der 5:7-Niederlage in Schweinfurt können die Tigers die Meisterrunde nicht mehr erreichen.
Nun macht sich Katerstimmung breit, der Rausch der letzten Siege ist so plötzlich und bitter verflogen. Alles Zittern, alles Bangen, alle Hoffnung – wieder einmal umsonst. In den letzten zehn Spielminuten brachen die Tigers auf dem Eis ein, Schweinfurt versetzte ihnen mit drei Treffern den entscheidenden Tritt, der sie zurückstößt in die kalten Wasser der Abstiegsrunde.
Mit nur noch vier Verteidigern hatte sich der ESV durchgekämpft bis ins dritte Drittel, nachdem Manuel Bayer schon nach drei Minuten einem Schlag auf die Hand bekommen hatte und aufgeben musste. Die verbliebenen beiden Restreihen in der Defensive stemmten sich zwar mit aller Kraft gegen die Niederlage, doch auf der Zielgeraden ging ihnen die Puste aus.
Während der Icedome im Schweinfurter Freudentaumel versank, verabschiedeten sich die Tigers mit gequälten Mienen von ihren Fans. So lange hatten sie das Ergebnis ausgeglichen gestalten können, eine Schweinfurter 2:0-Führung aus den ersten 18 Minuten ausgeglichen, einen erneuten kleinen Rückschlag weggesteckt, wieder egalisiert, endlich in Führung gegangen, erneut einen Gegentreffer kassiert, wieder in Front gelegen, als Schweinfurt zum zweiten Mal ausglich Schweinfurt. Und dann kam das bittere Ende: Mit zwei weiteren Toren nutzten die Mighty Dogs das körperliche Tief der Tigers, um ihnen die beiden entscheidenden, schmerzhaften Stiche zu versetzen. Die Begegnung war gelaufen, alle Hoffnung zerstört.
„Das war ein absolut verrücktes Spiel“, jubelte ERV-Geschäftsführer Jamie McKinley, der einmal selbst im Icedome auf dem Eis gestanden hatte. Er schnaufte noch einmal richtig durch: „Ich bin um mindestens fünf Jahre gealtert.“ Mit einem glücklichen Lächeln registrierte sein Trainer Jari Pasanen den Erfolg des Teams. Seine Arbeit hat sich ausgezahlt, die Mighty Dogs machen hinter ihrem Saisonziel einen grünen Haken.
Für Bayreuth bleibt indes noch die Hoffnung, in der Abstiegsrunde zumindest den ersten Platz zu erreichen. Das ist wieder die Qualifikation für den DEB-Pokal, die höherklassigen Gegner in der Lostrommel wären eine kleine Entschädigung für das Scheitern am Freitag. Aber eigentlich hat auch der ESV Bayreuth sein Soll erfüllt, denn das Ziel zu Saisonbeginn war es, möglichst lange um den 5. Platz mitzuspielen. Dennoch überwiegt die Trauer über das Scheitern wenige Meter vor der Ziellinie.
Auf Tigers-Coach Doug Irwin wird in den nächsten Tagen viel Arbeit zukommen, will er die Enttäuschung aus den Köpfen seiner Spieler vertreiben. Sie müssen nun in einem Hin- und einem Rückspiel gegen die Sechst- bis Zehnplatzierten der Oberligen Südost und Südwest antreten. Alle Teams starten dabei mit null Punkten. Das Schlusslicht dieser verzahnten Abstiegsrunde tritt den Gang in die Landesligen an. Bayreuth dürfte davon nicht bedroht sein, aber der schwere Gang für die Tigers beginnt nun von vorne. (Ingo Schorlemmer)
ERV Schweinfurt – ESV Bayreuth 7:5 (2:1; 2:3; 3:1)
Tore:
1:0 (5.) Heindl (Schadewaldt, Reiser); 2:0 (18.) Waßmiller (J. Müller, Nemirovski); 2:1 (18.) Brandstädter (Gödtel); 2:2 (27.) Müller (Splitter, Kustermann); 3:2 (27.) Frost (Juhasz); 3:3 (28.) Brandstädter (Tremblay, Jun); 3:4 (30.) Tremblay (Jun, Brandstädter); 4:4 (38.) Mortier (Dejdar); 4:5 (43.) Tremblay (Jun); 5:5 (49.) Frost (Juhasz, L. Müller); 6:5 (51.) Görlitz; 7:5 (57.) Mortier
Schiedsrichter: Trainer (Bad Aibling). – Strafminuten: 10 / 8. – Zuschauer: 3028