Bayreuth: Hoffen auf den Aufwärtstrend

In Bayreuth tropft der Frust vom Stadiondach. Vier Punkte aus vier Spielen – nach dem Straucheln kurz vor der Meisterrunde haben die Tigers in den verhassten Play-Downs den richtigen Tritt noch nicht gefunden. Zwar feierten sie am vergangenen Freitag einen Sieg, doch der war äußerst mühsam erkämpft und geprägt von einer Leistung, die keine war. Nun hofft der ESV, dass sich der kleine Aufwärtstrend, der sich trotz der Sonntags-Niederlage in Berlin abzeichnete, fortsetzt. Die Spiele in Stuttgart (heute, 20 Uhr) und gegen Füssen (Sonntag, 18 Uhr) werden aber mit Sicherheit kein Spaziergang.
Zumindest wird Trainer Doug Irwin wieder einen Stürmer mehr in seinem Team finden als noch am Sonntag. Ben Maidment ist am Mittwoch wieder aus Kanada zurückgekehrt, wo er eine wichtige private Angelegenheit regeln wollte. Doch in der Abwehr drückt der Schuh noch kräftig, vor allem weil nun auch Kapitän Marco Zimmermann angeschlagen übers Eis humpelt. Im Ernstfall müsste Trainer Irwin bis zu drei Verteidiger ersetzen, was besonders schwer wiegt, weil der ESV sowieso nur über sechs gelernte Defender verfügt.
Da hat es der Trainer der Stuttgart Wizards („Zauberer“), Wilbert Duszenko, doch wesentlich besser: Ihm wird wohl nur Marc Mundil fehlen, den eine Knieverletzung vor zwei Monaten stillgelegt hat und der sich noch im Aufbautraining befindet. Für den Langzeitverletzten Corey-Joe Ficek hat Duszenko nämlich schon Ersatz gefunden: Matt Holmes fand den Weg nach Stuttgart, nachdem ihn Haßfurts Coach Stefan Kagerer aus dem Sharks-Kader gejagt hatte.
Dennoch quälen Duszenko die gleichen Probleme wie Irwin: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft ein großer Graben, den weder die Tigers noch die Wizards übersprungen haben. Auch die Stuttgarter haben erst vier Punkte gesammelt. Grund genug für Duszenko, nach drei der vier Begegnungen zu toben. „Einige Akteure haben noch nicht begriffen, worum es in der Abstiegsrunde geht.“ Angesäuert von der mageren Ausbeute stellte er in dieser Woche seine Reihen um. Denn sein Team hatte zuletzt immer wieder versucht, elegant zu spielen und hatte sich dabei nicht getraut, auf das Tor zu schießen. Zaubern und zaudern – in Stuttgart ist das im Moment eins. Und Duszenko bleibt dann nicht anderes als Sarkasmus: „Wir sterben lieber in Schönheit.“
In Füssen hingegen strahlt die Sonne ungetrübt. Tabellenführer mit maximaler Punktezahl: Trainer Franz-Josef Baader hat allen Grund, zufrieden zu sein. Auch sein Team war lange Zeit vom Verletzungspech verfolgt und musste deshalb das Saisonziel Meisterrunde nach unten korrigieren. Als Siebter der Oberliga Südwest stand das Team am Ende wesentlich tiefer in der Tabelle als erhofft.
Doch das scheint eine Trotzreaktion der Leoparden hervorgerufen zu haben: Berlin, Selb, Klostersee und Haßfurt – sie alle mussten ertragen, dass der EVF mit Macht nach einem neuen Ziel strebt: Platz 1 der Abstiegsrunde, denn der bedeutet die Teilnahme am DEB-Pokal. Denn nun hat der Trainer fast alle Mann an Bord, lediglich Florian Schneider ist weiterhin verletzt. Besonders verlassen kann sich Baader derzeit auf seine beiden Torhüter André Irrgang und Christian Krüger, die sich den Posten zwischen Pfosten teilen. Gleich zum Auftakt der Play-Downs schaffte Krüger gegen Berlin einen Shut-out, den er entsprechend groß feierte.
Feiern würden die Tigers auch gerne einmal wieder, zumal ein souveräner Sieg wichtig für die angeschlagene Moral wäre, und auch die Motivation in das zuletzt überwiegend lethargische Team zurückkehren würde. Ein Null-Punkte-Wochenende kann sich der ESV jedenfalls nicht leisten, wenn er in der Tabelle nicht allzu schnell ins Hintertreffen geraten will. (Ingo Schorlemmer)