Bayreuth: ESBG erteilt Lizenz - Homogene Mitgliederversammlung

Am gestrigen Donnerstag Nachmittag um 14:07 Uhr kam die erlösende Mitteilung per Fax aus München: "Der Aufrechterhaltung der Lizenz steht nichts entgegen". Die am Mittwoch und Donnerstag nachgereichten Unterlagen entsprachen den Forderungen des Aufsichtsrates der ESBG. Somit gehen die Bayreuth Tigers auch in der kommenden Spielzeit in der Oberliga an den Start. Über die genaue Zusammensetzung (Weisswasser rückt für Bad Nauheim in die 2. Bundesliga nach, da Bad Nauheim die Nachbesserungen nicht erfüllen konnte) wird in zwei Wochen entschieden werden. Dann, am 16. Juli, findet bei München die nächste ESBG-Sitzung statt. Danach fängt auch bei den Tigers der Dauerkarten-Vorverkauf an.
Nachdem die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Verbleib in der dritten Liga nun geschaffen sind, können auch die sportlichen Aspekte wieder in den Vordergrund gerückt werden. Was seit mehreren Wochen hinter vorgehaltener Hand schon als beschlossen galt, kann nun auch offiziell gemacht werden: Trainer an der Bande der Tigers und somit Nachfolger von Doug Irwin ist dessen Landsmann Joe West.
Die Sportliche Laufbahn des heute 41-jährigen Eishockeylehrers begann mit einer klassischen Ausbildung an der Northern Michigan University und brachte ihn zwischen 1986 und 1992 zu Einsätzen in den amerikanischen Ligen der IHL, ECHL und COHL. 1994 verpflichtete ihn der Heilbronner EC (damals 1. Liga Süd), für den er in 36 Einsätzen auf 36 Tore und 40 Vorlagen kam. Danach wechselte er in den Norden der Republik und blieb bis zur Saison 2000/2001 den Wedemark bzw. Hannover Scorpions treu. In der Saison 1997/1998 holte er sich den Titel des DEL-Topscorers mit 50 Punkten (28 Tore) in 45 Punktspielen. Seine aktive Karriere klang in der Saison 2000/2001 mit 17 Einsätzen und 39 Punkten (18 Tore) für den ETC Timmendorfer Strand aus. Danach wurde er, nach vielen Verletzungen, zum Sportinvaliden, ist aber bei vielen Eishockeyanhängern noch als langjähriger Top-Stürmer der DEL im Gedächtnis.
Nach seiner ersten Station als Co-Trainer des Bundesligisten Bietigheim-Bissingen Steelers im Vorjahr tritt Joe West nun das erste mal als Headcoach auf. Die sportliche Leitung der Tigers ist froh, dass Joe West sich Bayreuth dafür ausgesucht hat, schließlich hat es an Angeboten, auch von Ligakonkurrenten, nicht gemangelt. Das gute sportliche Umfeld und die Rahmenbedingungen, das Eisstadion und das Potential an Fans und Sponsoren haben schließlich dazu beigetragen, dass der 170 cm große Kanadier seine Unterschrift unter den Vertrag mit dem Tigerkopf gesetzt hat. Zusammen mit Peter Diener und Peter Asanger wurde bereits eine Liste mit Wunschspielern zusammengestellt, die sowohl sportlich als auch menschlich und - der aktuellen Lage entsprechend - finanziell in ein Gesamtkonzept passen. Diese Liste wird aktuell überarbeitet und an Spieler werden Vertragsofferten verteilt.
Noch befindet sich Joe West in der kanadischen Heimat um von dort aus mit den potentiellen Kontingentspielern Gespräche zu führen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland, die ihn zuerst in sein Haus in Niedersachsen führen wird, folgt bald der nächste Besuch in Bayreuth und die offizielle Präsentation im Rahmen eines Fanstammtisches. Vor einigen Wochen war er bereits in der Wagnerstadt und hat sich zusammen mit Frau und Kind einen ersten Eindruck über das Stadion und das Umfeld der Vereinsführung gemacht. Auch von der Stadtführung war er sehr angetan.
Gestern Abend fand im Vereinsheim der Hasenzüchter in Bayreuth die offizielle Jahreshauptversammlung des ESV Bayreuth statt. Hauptpunkt der Versammlung waren die Neuwahlen der Vorstandschaft. 53 Vereinsmitglieder waren zur Sitzung anwesend. Um 19:50 Uhr wurde die Versammlung vom bisherigen 1. Vorsitzenden, Klaus Wiesenmüller, eröffnet. In seiner Eröffnungsrede ließ er die abgelaufene Saison Revue passieren, ging auf die sportliche und wirtschaftliche Seite ein. Er dankte seinen Mitstreitern in der Vorstandschaft für die geleistete Arbeit der abgelaufenen zwei Jahre sowie den Fans, Sponsoren und Gönnern für die Hilfe in den letzten Wochen damit die Lizenzierung erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Wenige Stunden vor der Mitgliederversammlung kam die erlösende Nachricht aus München, dass die Oberliga-Lizenz weiterhin besteht.
Anschließend verlas Schatzmeisterin Bettina Friedlaender die Zahlen der abgelaufenen Saison. Gesamteinnahmen von 482.478,42 Euro standen Gesamtausgaben von 487.744,43 Euro gegenüber. Somit wurde die Saison 2003/2004 mit einem Defizit von 5.266,01 Euro abgeschlossen.
Nachwuchsleiter Achim Bullemer präsentierte anschließend die Arbeit der Nachwuchsabteilung. Sportlich konnten außer einer Jugendmannschaft alle Teams gemeldet werden. Neben ca. 20 aktiven Kindern im Eishockeykindergarten kämpften fünf Mannschaften um Siege: Die Kleinstschüler spielten eine Doppelrunde mit Gegnern aus der Region in der Leistungsklasse B. In der Leistungsklasse A ging die Kleinschülermannschaft an den Start, die nach der Saison noch an einem größeren Kleinschülerturnier teilnahm. Ebenfalls in der Leistungsklasse A spielte die Knabenmannschaft, die sich trotz schwerer Gegner achtbar schlug. Das Schülerteam, betreut von Tigers-Verteidiger Manuel Bayer, belegte als Landesliga-Aufsteiger einen hervorragenden vierten Platz. Zudem war das Team Gastgeber eines Internationalen Schülerturniers mit sieben Teilnehmern. Die Juniorenmannschaft konnte in der Landesliga für Furore sorgen und verpasste als zweiter der Abschlusstabelle knapp den Bayernliga-Aufstieg. Auszeichnen konnten sich die Torhüter David Heymann (U-15 Sichtungslehrgang) und Jeanine Steeger (Lehrgang der Damen-B-Nationalmannschaft).
Um die Entlastung der Vorstandschaft herbeizuführen, mussten die Kassenprüfer ihren Bericht vortragen. Die Kassenführung wurde zwei Tage vor der Versammlung von Martin Schirmer und Uwe Nicklas durchgeführt. Die Kassenprüfer attestierten der Schatzmeisterin eine hervorragende Führung des Kassenbuches. Einstimmig wurde die Entlastung der Vorstandschaft angenommen.
Die anschließenden Neuwahlen wurden Position für Position durchgeführt. Nachdem sich der 1.Vorsitzende Klaus Wiesenmüller sowie Schatzmeisterin Bettina Friedlaender aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Wahl stellen konnten und Günther Kurrent vor einigen Monaten sein Amt aus gesundheitlichen Gründen abgab standen einige Veränderungen in der Vorstandschaft an.
Als neuer 1. Vorsitzender wurde mit 53 Ja-Stimmen Karsten Kamper gewählt. Der 35-jährige, selbstständige Versicherungskaufmann ist seit vielen Jahren mit dem Eishockey in Berlin und Hannover verbunden gewesen. Vor zwei Jahren zog er aus beruflichen Gründen nach Oberfranken zurück und ist seitdem Stammgast im Tigerkäfig. Seit mehreren Monaten engagierte er sich bereits für den ESV Bayreuth und stellte sich zur Nachfolge von Klaus Wiesenmüller zur Verfügung. Karsten Kamper ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Die Nachfolge von Günther Kurrent tritt Stefan Pletl an. Er war vorher dritter Vorsitzender und wurde mit 52 Ja-Stimmen und einer Gegenstimme gewählt.
Den Posten des dritten Vorsitzenden nahm Rainer Gundel an, der in den vergangenen zwei Jahren die Position als einer der Beisitzer inne hatte. Auch er wurde einstimmig gewählt.
Alexander Panzer, bisheriger Beitragskassier, tritt die Nachfolge von Bettina Friedlaender als Schatzmeister an. Die Mitgliederversammlung wählte ihn ohne Gegenstimme in das neue Amt.
Neuer Beitragskassier ist Robert Seebach. Er war vorher ebenfalls Beisitzer und wird künftig auch die Geschäftsstellenleitung innehaben. Die Wahl zum Beitragskassier erfolgte ebenfalls mit 53 Ja-Stimmen. Zum Schriftführer wurde wie in den vergangen zwei Jahren Michael Birkhan bestimmt. Hier fiel die Wahl ebenfalls einstimmig aus.
Der bisherige Vorstand Klaus Wiesenmüller schied nicht ganz aus der Vorstandschaft aus. Er erklärte sich dazu bereit, als Beisitzer zu kandidieren. Weiterer Beisitzer ist wie bisher Rudolf Klier, der in den vergangenen Wochen viel zum Überleben des Vereins beigetragen hat. Neu wurden Peter Asanger und Markus Schimek als Beisitzer gewählt. Der 30-jährige Peter Asanger ist seit einigen Monaten Inhaber des Hockey-Shop in der Bayreuther Badstraße und als ehemaliger Spieler, unter anderem bei seinem Heimatverein Füssen, in Innsbruck, Kaufbeuren und natürlich in Bayreuth für die sportlichen Belange prädestiniert. Asanger ist mit einer Bayreutherin verheiratet und hat eine Tochter. Markus Schimek ist 30 Jahre alt, geschieden und hat einen siebenjährigen Sohn, der mit Eifer im ESV-Nachwuchs spielt. Er ist gelernter Technischer Zeichner und arbeitet im elterlichen Metallbaubetrieb in Weidenberg. Alle vier Beisitzer wurden nacheinander einstimmig in die Vorstandschaft gewählt.
Nach den Wahlen dankte Neu-Vorstand Kamper seinem Vorgänger Klaus Wiesenmüller und der bisherigen Schatzmeisterin Bettina Friedlaender für die Arbeit in den abgelaufenen zwei Jahren und überreichte Blumen und Präsente.
Von der Vorstandschaft wurde ferner beschlossen, dass künftig die Spielbetriebsumlage für aktive Nachwuchsspieler von bisher 81,81€ verändert wurde. Nun werden für Kleinstschüler Kleinschüler 80€ pro Saison fällig, Spieler der weiteren anderen Mannschaften müssen ab sofort 100€ pro Spielzeit als Umlage zahlen. Bestimmt wird in einer der nächsten Vorstandssitzungen noch ein Fanbeauftragter, der Bindeglied zwischen Fans, Fanclubs und Vorstandschaft sein soll. Auch die Kontingentspieler werden ab der neuen Saison einen Ansprechpartner haben, der bei Behördengängen oder beim Eingewöhnen behilflich sein wird. Diese Anträge wurden ebenfalls von der Mitgliederversammlung angenommen