Bayreuth: Die ungeahnte Stärke - Überzahl lässt Tigers jubeln
Kampf an mehreren Fronten - Suche nach GeldgebernTrainer Doug Irwin hatte in dieser Saison genug Anlass zu schimpfen. Immer wieder musste er das Überzahlspiel seiner Truppe kritisieren. Das Spiel mit personeller Überlegenheit gehörte nie zu den großen Stärken der Bayreuth Tigers. Diesmal jedoch hat es funktioniert: Mit drei Powerplay-Toren ergatterte der ESV Bayreuth am Freitag gerade noch einmal drei Punkte in Höchstadt.
Alligatoren-Trainer Viktor Lukes war dementsprechend wenig begeistert von Schiedsrichter Sicorschi, der Lukes’ Meinung zufolge sein Team im letzten Abschnitt benachteiligt habe. Die Hoffnung der Höchstadter auf den nächsten Heimsieg starb nämlich erst in der Schlussviertelstunde.
„Hochmotiviert“, hatte Irwin angekündigt, werde seine Mannschaft in Höchstadt auflaufen. Schließlich geht es für Bayreuth noch um etwas: Der Drei-Punkte-Rückstand auf den ersten Tabellenplatz soll an den letzten Spieltagen der Saison wettgemacht werden. Nur wenn am Saisonende Bayreuth an der Spitze des Tableaus steht, dürfen die Tigers am DEB-Pokal teilnehmen.
Dies würde ein zusätzliches Heimspiel für die Tigers bedeuten, mit etwas Glück sogar gegen eine DEL-Mannschaft. Die zusätzlichen Einnahmen aus der Begegnung würden dem Verein gut tun – vor allem, nachdem sich in der vergangenen Woche ein Loch im Bayreuther Etat aufgetan hat. Den Verantwortlichen der Tigers flatterte überraschend eine Forderung auf den Tisch, die aus der Zeit der Bayreuther Insolvenz stammt. Bisher war die Vereinsführung davon ausgegangen, dass es keine Altlasten mehr gebe.
Mit einer Zwischenfinanzierung soll das plötzliche Loch nun gestopft werden. Dritter Vorsitzender Stefan Pletl ist zuversichtlich, dass dies auch gelingt. Ein Gönnerkreis habe bereits Bürgschaften zugesichert. Über die Höhe der Summe, die kurz- bis mittelfristig gezahlt werden müsse, schweigt sich der Verein aus.
Allerdings belastet die Finanzlücke zunächst die Planungen für die kommende Saison, zumal auch der Modus – und damit die Anzahl der Heimspiele – für die nächste Spielzeit weiter ungewiss ist. Deshalb vermeldet der ESV bisher auch noch keine Spielerverpflichtungen oder Vertragsverlängerungen. Den Spielern, die der Verein in Bayreuth halten wolle, lägen aber bereits Angebote vor.
Das finanzielle Tohuwabohu – angeblich steht die Hälfte der Januar-Gehälter noch aus – schien zunächst auch die Spieler zu belasten. Im ersten Drittel der Partie gegen Höchstadt offenbarten die Tigers ähnliche Schwächen wie bei der 1:6-Pleite in Miesbach. Wieder war Bayreuth zunächst in Führung gegangen, um anschließend das Eishockeyspielen ein bisschen zu vergessen. So konnte es niemanden verwundern, dass Höchstadt noch vor der Pause sogar in Führung ging.
Erst ab dem zweiten Abschnitt lief es besser, die Tigers erkämpften sich immer wieder gute Torchancen. Dennoch lagen die Tigers zu Beginn des dritten Drittels mit zwei Toren zurück, doch sie bewiesen Moral – und ungeahnte Powerplay-Stärke. Mit drei Treffern in den letzten 16 Minuten wendeten sie das Blatt. Damit kann sich der ESV weiter Hoffnungen auf den DEB-Pokal machen. (Ingo Schorlemmer)
Höchstadter EC – ESV Bayreuth 5:6 (2:1; 2:2; 1:3)
Tore:
0:1 (6.) Jun (Kustermann, Tremblay); 1:1 (16.) Rosa (Volek, Kukacka); 2:1 (17.) Rosa (Kukacka, Volek; Überzahltor); 2:2 (24.) Kustermann (Maidment, Sochan); 2:3 (26.) Jun (Tremblay, Precan; Überzahltor); 3:3 (33.) Gräbner (Kukacka, Volek); 4:3 (39.) Schmidhuber (Rosa, Kukacka; Überzahltor); 5:3 (42.) Barta (Schneider, Pastika); 5:4 (44.) Maidment (Sochan; Überzahltor); 5:5 (52.) Maidment (Tremblay, Sochan; Überzahltor); 5:6 (58.) Jun (Sochan, Tremblay; Überzahltor)
Schiedsrichter: Sicorschi (Waldkraiburg). – Strafminuten: 14 / 14. – Zuschauer: 750