Bayreuth: Anzeichen für einen Wetterumschwung

Mit dem ESV Bayreuth ist es wie mit dem Wetter: wechselhaft, schwer vorhersagbar, auf Sonne folgt irgendwann unweigerlich Regen und umkehrt. Nach dem verpatzten Spiel am Freitag in Stuttgart hingen dunkle Wolken über dem Bayreuther Eisstadion, eiskalter Wind blies den Spielern von den Rängen ins Gesicht. Doch die graue Suppe am Gemütshimmel der zuletzt sehr leidgeprüften Fans bekam am Sonntag plötzlich Lücken: Vorsichtig wagten sich wieder einige spielerische Sonnenstrahlen hervor, denn der ESV gewann gegen Füssen mit 2:0.
Vielleicht hatte das Gewitter von Trainer Doug Irwin den Wetterumschwung herbeigeführt: Sein Zornesblitz traf Verteidiger Petr Precan, der erst am Freitag nach seiner schweren Gesichtsverletzung aufs Eis zurückgekehrt war, am Sonntag aber schon wieder eine Denkpause verordnet bekam. „Precan wird erst spielen, wenn er die richtige Einstellung hat. So einfach ist das“, machte Irwin deutlich, dass sein Geduldsfaden nicht endlos belastbar ist. „Er muss in die Mannschaft hineinpassen, ansonsten setze ich lieber auf junge Spieler wie Philipp Sintenis. Dann spielen wir halt nur mit fünf Verteidigern.“
Gegen Füssen hatte die Unterbesetzung in der Defensive jedenfalls keine Auswirkungen, zumal Torhüter Dennis Endras eine tolle Leistung zeigte. Am Samstagabend war der 18-Jährige von seinem Einsatz bei U19-Nationalmannschaft aus Finnland zurückgekehrt, am Sonntagabend nahm er die Glückwünsche seiner Teamkollegen nach gelungenem Shut-out entgegen. „Dennis Endras war überragend“, hatte auch Irwin helle Lichtstrahlen im trüben Tigers-Februar ausgemacht.
Nun keimt die Hoffnung, dass aus den Wolkenlücken ein lang anhaltendes Hoch wird, das die Seelen der Fans wieder erwärmt. Die Tigers sollen sich auf dem Weg zu einem ersten Frühling in der Abstiegsrunde machen. „Wir wollten besseres Eishockey spielen und hinten kompakt stehen“, erklärte Irwin seine Vorgaben. „Wir haben beides geschafft.“
In der Tat schien Füssen vom Anfangstempo der Tigers überrascht zu sein und fand erst mühsam den Weg ins Spiel. „Zu viele Scheibenverluste und zu wenig Druck“ hatte Leoparden-Trainer Franz-Josef Baader bei seinem Team im ersten Drittel als Schwachpunkte erkannt. Aber selbst als die Allgäuer sich im zweiten Abschnitt auf gleiche Augenhöhe arbeiteten, hatten sie noch nicht genug echte Torchancen. Und wenn, dann gab es ja immer noch Dennis Endras. „Wir hätten noch eine Stunde spielen können, ohne ein Tor zu schießen“, beschrieb Baader die Flaute in seinem Sturm.
ESV-Vorsitzender Klaus Wiesenmüller verspürte nach der Partie angesichts des Auftretens der Tigers bereits Aufwind für die nächsten Begegnungen. Von diesem getragen, soll die Mannschaft in den kommenden Wochen über ihre Gegner hinwegfegen. „Wir wollen in den nächsten Spielen etwas erreichen“, stimmte auch Irwin in den hoffnungsvollen Kanon ein. Sollte das Team die Worte in die Tat umsetzen, könnte auch die jüngste Frostperiode zwischen Fans und Mannschaft von Tauwetter abgelöst werden. Bleibt zu hoffen, dass der Sieg vom Sonntag nicht nur ein kleines Zwischenhoch war. Denn die ESV-Anhänger sind sehr wetterfühlig. (Ingo Schorlemmer)
ESV Bayreuth – EV Füssen 2:0 (1:0; 1:0; 0:0)
Tore:
1:0 (5.) Thurner (Müller); 2:0 (33.) Kustermann (Maidment, Reid)
Schiedsrichter: Korb (Bremen). – Strafminuten: 10 / 12. – Zuschauer: 853