Bären pfeifen aus dem letzten Loch

Wenn irgendwann ein Rückblick auf die Spielzeit 2003/2004 verfasst wird, ist eine literarische Anleihe bei den "zehn kleinen Negerlein" angebracht. Der ohnehin schon kleine Kader der Neuwieder Bären reduzierte sich am vergangenen Wochenende um weitere zwei bzw. einen Akteur (Kulczynski stand Sonntag wieder auf dem Eis). Das mag sich für einen Außenstehenden nicht viel anhören, doch bei der Zusammensetzung des SCM-Kaders ist es schon entscheidend. Mit Todd Johnson (bestreitet diese Woche nach seiner Knieverletzung erste Trainingseinheiten) und Dave Stevens (Schleudertrauma nach Sturz im Ravensburg-Spiel) standen zwei der fünf Kontingentsteller für Trainer Fred Carroll (fehlte in Peiting ebenfalls krankheitsbedingt) nicht zur Verfügung. Vor allem beim 4:5 (0:2, 2:3, 2:0) im Heimspiel gegen Hannover, so lässt sich rückblickend sagen, hätte es beinahe zu einem Sieg gereicht. Doch der Konjunktiv hilft in der Tabellenbetrachtung nicht weiter, die Realitäten entscheiden über Sieg und Niederlage. Fred Carrolls kritische Analyse in der Pressekonferenz wenige Minuten nach dem Hannover-Spiel ("Wir haben erst ab dem zweiten Drittel gut gespielt") mag aus der Enttäuschung über das Null-Punkte-Wochenende entstanden sein, es schien eher auf die Hilflosigkeit des Trainers hinzudeuten, der keine personelle Alternativen in einem kleinen Kader hat, der seit Monaten über die Schmerzensgrenze hinausgeht. Nach Spielende sind die Akteure reif fürs Sauerstoffzelt. Aber auch mit einer Notbesetzung von etwas mehr als zwei Reihen haben die Neuwieder bewiesen, dass sie in Peiting und gegen Hannover nicht kampflos das Feld den Gegnern überlassen wollten. Ein 0:3-Rückstand in Peiting schockte die Neuwieder ebenso wenig, wie ein dreimaliger Drei-Tore-Rückstand gegen die Indians. Dass die Bären besonders im Heimspiel gegen die Niedersachsen drauf und dran waren, diese Partie noch zu drehen, lässt hoffen. Vor allem, wenn es personell wieder besser aussieht. (lim)