Ausnahmezustand im Isarwinkel – Bad Tölz empfängt Riessersee
Heimpleite gegen BietigheimEs ist der Tag, an dem alles
ein wenig anders ist. Der Tag, an dem Schüler das Ende der letzten Stunde noch
mehr herbeisehnen als an anderen Tagen. Ein Tag, an dem Arbeitnehmer früher
nach Hause gehen, weil die Vorfreude kein konzentriertes Schaffen mehr zulässt.
Projeziert man dieses Szenario nach Bad Tölz, dem Stolz des Isarwinkels, so
kann es sich nur um zwei Termine handeln. Der Leonharditag am 06. November
eines jeden Jahres wäre die eine – bereits vergangene - Möglichkeit. Das andere
Ereignis ist von sportlicher Natur und birgt Emotionen von unbeschreiblicher
Tragweite und jede Menge Tradition. EC Bad Tölz gegen den SC Riessersee ! In
früheren Generationen das mediale Ereignis schlechthin, wenn es um Eishockey
ging. Heute ist das globale Interesse ein wenig abgeklungen. Das liegt
einerseits an der niederen Spielklasse wie auch dem Stellewert des schnellsten
Mannschaftssports an sich. Doch für die Menschen im Isarwinkel und Werdenfelser
Land ist das Aufeinandertreffen der Altmeister nach wie vor das Highlight
schlechthin.
1:1 steht es nach zwei
Vergeleichen. Beide Teams gewannen ihre Heimspiele vor jeweils stattlicher
Kulisse. Das wäre gar nicht einmal so außergewöhnlich. Vielmehr ist es die
aktuelle Tabelle, die morgen möglicherweise für einen neuen Zuschauerrekord
sorgt. Dritter gegen Erster, beide mit respektablem Abstand auf die restlichen
Teams. So hoch wurde keine der beiden Mannschaften vor der Saison gehandelt. Da
fielen ausschliesslich Namen, die inzwischen der Musik mehr oder weniger
hinterher laufen. Die bisherigen gut zwanzig Partien haben bei den
traditionsreichen Vertretern aus dem Süden eine nie erwartete Konstanz, ja
Stabilität offenbart. Zusammen mit den Heilbronner Falken marschieren SCR und
ECT Woche für Woche voran, sind kaum zu bezwingen. Jetzt wollen die Löwen mit
einem Erfolg die Spitze der Liga noch enger gestalten.
Die Vorzeichen für einen Sieg
der Hausherren stehen gar nicht schlecht. Immerhin stellen die Tölzer Löwen die
stärkste Heimmannschaft. Während Riessersee-Coach Anderl Brockmann auf seinen
kopletten Kader zurückgreifen kann, beklagt Axel Kammerer allerdings einige
Verletzte. Zwar sind alle Schlüsselspieler mit von der Partie, doch hat das
Fehlen von Michael Baindl, Thomas Fritzmeier und vermutlich auch Martin
Melchert Einfluss auf die Qualität in der Breite. Da stellt es sich natürlich
als Vorteil heraus, dass zuletzt stets zwei überzählige Angreifer vorhanden
waren. So kehrt Kurt MacSweyn, den Kammerer als Spiritus rector des Tölzer
Spiels bezeichnet, nach seine Sperre zurück in die angestammte
Mittelstürmerposition in der Paradereihe. Der steht die zweite Linie mit Yanick
Dubé, TJ Mulock und Stefan Endraß freilich in Nichts nach. Für Melchert rückt
mit Daniel Mötsch ein weiterer Juniorenspieler in den dritten Block zu Florian
Curth und Christian Urban. Seine Youngster-Linie (Fischhaber, M.Endraß und
Albanese) sieht der Tölzer Übungsleiter als mögliche Waffe gegen den stets mit
drei Reihen agierenden Kontrahenten. „Die waren zuletzt immer gut drauf und
haben auch Tore gemacht.“ Ein Comeback feiert morgen indes Micky Rohner. Der
24jährige Verteidiger hat nach seiner schweren Schulterverletzung Ende der
vergangenen Woche das Training wieder aufgenommen und ist mittlerweile
schmerzfrei. Rohner wird zusammen mit seinem Rosenheimer Spezl Matze Bergmann
verteidigen, während dessen Michael Pfaff eine Pause verordnet bekommt.
Der Vorverkauf auf diese
Partie läuft prächtig, manche Katagorien im Sitzplatzbereich sind wie auch das
VIP-Kontingent bereits ausverkauft. Das große Interesse blieb auch dem
Bayerischen Rundfunk nicht verborgen, der sich bereits für eine Reportage
ankündigte. „Ausverkauft“ wäre ein Schlagwort, das Axel Kammerer gefallen
würde. Er fordert vom eigenen Publikum eine Heimspielatmosphäre par excellence.
Und bei den Tölzer Schülern wird die Nervosität einer weitaus intensiveren
Anspannung weichen müssen. (or)