Auch in Kempten nur ein Punkt für die Wizards

Die Stuttgart Wizards sind in der Oberliga-Abstiegsrunde weiter auf der Suche nach ihrer Form. Die von Trainer Wilbert Duszenko geforderte Wiedergutmachung für die Heimpleite gegen die Berlin Capitals gelang des Zauberern am Sonntagabend in Kempten nicht, statt der erhofften drei Zähler nahmen die Stuttgarter nach einer 2:3 (0:1, 1:1, 1:0, 0:1)-Niederlage in Overtime nur einen mit auf die Heimreise. John Sicinski hatte mit seinem Tor 26 Sekunden vor Schluss zwar die Verlängerung ermöglicht, dort mussten sich die Wizards aber geschlagen geben. „Einige Akteure haben immer noch nicht begriffen, worum es in der Abstiegsrunde geht. Jeder muss bis zum Saisonende alles geben. Es kann nicht sein, dass ein so erfahrener Spieler wie Andrej Jaufmann durch seine schwache Defensivarbeit den entscheidenden Gegentreffer verursacht und auch andere Spieler ihr Trikot nur Spazieren fahren. So kann und wird es nicht weitergehen“, kündigte Wizards-Coach Duszenko vor den anstehenden Partien gegen Bayreuth (6. Februar, 20 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) und in Höchstadt (8. Februar, 18.30 Uhr) Konsequenzen an. Bei den Kemptener Eisbären erwischten die Stuttgarter einen denkbar schlechten Start. Bereits in der zweiten Spielminute waren die Hausherren in Überzahl und der völlig frei stehende Eric Nadeau ließ Tyrone Garner mit einer trockenen Direktabnahme keine Chance. Die Wizards wirkten nach dem frühen Gegentor verunsichert und es lief nicht viel zusammen. Angriffe waren meist Zufallsprodukte. Kamen die Gäste trotzdem einmal gefährlich vors Kemptener Gehäuse, stand darin immer noch Jochen Reimer, der seinen Kasten mit etlichen Glanzparaden sauber hielt. Auf der anderen Seite machten es die Kemptener Eisbären allerdings auch nicht besser. Sie kombinierten zwar gefälliger und kamen zu zahlreichen hochkarätigen Möglichkeiten, die Wizards-Goalie Tyrone Garner – auch mit dem Glück des Tüchtigen – jedoch parieren konnte. Die Partie war insgesamt recht zerfahren, was auch am Schiedsrichter lag, der sich mit zahlreichen unverständlichen Entscheidungen den Unmut beider Seiten zuzog und die nötige Souveränität vermissen ließ. Insgesamt gab es 44 Strafminuten, davon alleine 26 gegen die Wizards. Im zweiten Drittel ein ähnliches Bild. Kempten wirkte entschlossener, brachte mit schnellen Pässen die Stuttgarter Defensive ein ums andere Mal in Verlegenheit, ließ aber selbst beste Möglichkeiten ungenutzt.
Nach 23 Minuten keimte bei den Wizards Hoffnung auf, als Rasso Rampp Kemptens Torhüter Jochen Reimer aussteigen ließ und den Ausgleich erzielte. Die Stuttgarter Hoffnungen hielten jedoch nur knapp vier Minuten. Nach einem Foul in der neutralen Zone wanderte Rasso Rampp auf die Strafbank. Der ehemalige Stuttgarter Frank Petrozza ließ sich diese Chance nicht entgehen und stocherte den Puck in Überzahl zur erneuten Führung der Gastgeber über die Linie (28.). Dieser Treffer war für die Wizards so etwas wie ein Weckruf. Sie hatten ihre Lethargie nun abgelegt und schalteten einen Gang höher. In dieser Drangphase setzten die Zauberer die Eisbären aus Kempten zwar unter Druck, Zählbares sprang dabei aber nicht heraus. Vielmehr blieben – wieder einmal – selbst so genannte „Hundertprozentige“ ungenutzt, so dass die knappe Kemptener Führung auch im letzten Abschnitt Bestand hatte. Dort übernahmen die Wizards endgültig die Initiative und hatten zahlreiche Gelegenheiten, das Spiel zu drehen und zu ihren Gunsten zu entscheiden. Auch hier zeigten die Wizards große Schwächen im Abschluss und hatten sogar Glück, dass die EA Kempten mit einem ihrer zahlreichen – stets gefährlichen – Konter nicht ihrerseits die endgültige Entscheidung herbeiführte. Erst in der Schlussminute, als die Wizards in Überzahl waren und Coach Wilbert Duszenko Tyrone Garner zu Gunsten eines sechsten Feldspielers aus dem Tor beordert hatte, hatten die Wizards ihr Visier eingestellt. John Sicinski traf mit einem satten Schuss zum Ausgleich (60.) und sicherte seinem Team so zumindest einen Punkt. In der anschließenden Verlängerung setzten die Wizards voll auf Offensive, hatten auch vier dicke Gelegenheiten, sich den Zusatzpunkt zu sichern. Diese fanden jedoch nicht den Weg ins Tor, und so kam es wie es kommen musste. Routinier Andrej Jaufmann stand nicht auf seiner ihm zugedachten, defensiv ausgerichteten Position und ließ Frank Petrozza ziehen. Der Italokanadier bediente den völlig frei vor dem Tor stehenden Andreas Becherer, der keine Mühe hatte, den verdienten Kemptener Siegtreffer zu erzielen. Diese Szene brachte Wizards-Coach Wilbert Duszenko auf der anschließenden Pressekonferenz in Rage: „Es kann nicht sein, dass ein Spieler wie Andrej Jaufmann in der Verlängerung das entscheidende Tor verschuldet. Er hat seine Defensivaufgaben nicht erfüllt und seinen Gegenspieler ziehen lassen. So etwas darf einem DEL-erfahrenen Akteur nicht passieren“, fand der Übungsleiter deutliche Worte und führte weiter aus: „Das Spiel heute war mehr Krampf als Kampf. Beide Mannschaften wollten Eishockey spielen, doch in den ersten beiden Dritteln hatte der Schiedsrichter etwas dagegen. Kompliment an beide Teams, dass sie sich von der Hektik nicht haben anstecken lassen. Wir hätten – wie auch Kempten – die Partie in Überzahl frühzeitig entscheiden können, haben aber einmal mehr unsere Chancen nicht genutzt. Im Schlussabschnitt haben wir mehr Druck gemacht und auch mit Glück den Ausgleich erzielt. Allerdings scheint einigen Spielern die richtige Einstellung zu fehlen, um in der Abstiegsrunde bestehen zu können. Jedem, der ein Stuttgarter Trikot trägt, muss klar sein, dass er für den Verein alles zu geben hat. Die heutige Vorstellung wird sicherlich Konsequenzen haben, denn so kann es nicht weitergehen“, schloss Duszenko sein Statement. Besserer Laune war nach Spielende logischerweise Kemptens Trainer Georg Holzmann, der sich über die ersten Punkte seiner EAK in der Abstiegsrunde freute: „Es war eine zerfahrene Partie, aber unser Sieg geht in Ordnung. Der Ausgleich war bitter, doch wir haben konzentriert und engagiert weitergearbeitet. Wir waren schon gegen Selb nah an einem Erfolg, heute hat es endlich einmal geklappt. Mir wären drei Punkte zwar lieber gewesen, aber der Sieg war auf alle Fälle wichtig fürs Selbstvertrauen des Teams. So können wir in der Abstiegsrunde bestehen.“ Tore: 1:0 (1:46) Eric Nadeau (Andreas Becherer, Frank Petrozza) 5-4, 1:1 (22:46) Rasso Rampp (Peter Westerkamp), 2:1 (27:35) Frank Petrozza (Harry Waibel, Jukka Ollila) 5-4, 2:2 (59:34) John Sicinski (Mike Hofstrand) 6-4, 3:2 (62:03) Andreas Becherer (Frank Petrozza, Hans-Jürgen Becker). Strafen: Kempten 18, Stuttgart 26. Zuschauer: 474.