Andy Brockmann - Ein Tölzer aus Greiling will Riessersee nach vorne bringen

Seit Andreas Brockmann beim SC Riessersee das Zepter übernommen hat, scheint
es mit dem Traditionsclub wieder aufwärts zu gehen. Über die aktuelle Lage und
seine Ziele haben wir uns mit ehemaligen Nationalspieler unterhalten:
Wie ist der Eindruck
nach einer Woche Garmisch?
Ich habe am Sonntag vor einer Woche die Mannschaft erstmals gesehen. Da
steckt schon mehr drin als der 13. Tabellenplatz. Wir haben unter der Woche
sehr gut trainiert und auch
schon versucht, dass man defensiv
gut spielt. Ich will aber nicht passiv defensiv spielen, sondern es muss auch
jeder offensiv seinen Job machen. Wir haben aber erst viermal trainiert und ich
will da wirklich Schritt für Schritt vorgehen. Ich kann einfach nicht von heute
auf morgen das komplette System umwerfen.
Wurde davor nicht so defensiv gespielt?
Ich habe nur ein Spiel gesehen, aber wenn man in elf Spielen 47 Gegentore
kassiert und einen so guten Torwart hat, dann stimmt etwas nicht.
Man hatte oft das Gefühl, dass die
Mannschaft verunsichert ist.
Das ist klar, wenn du so oft in der Kritik stehst. Dann verlierst du 1: 10
mit zwei Spieldauerstrafen. Mit den
zwei letzten Siegen gab es wieder Selbstvertrauen und ich muss
vor der Mannschaft den Hut ziehen. Zweimal zu null gespielt! Und in
Oberhausen muss man auch erstmal gewinnen. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber
man darf jetzt auch nicht zu euphorisch sein. Wir werden die ganze Woche hart
arbeiten, denn wir machen noch sehr
viele Fehler, aber die kann man in drei Trainingseinheiten nicht abstellen,
sondern erst, wenn man wirklich Woche für Woche arbeitet.
Worauf wird im Training besonderer Wert
gelegt?
Vor allem auf das Zweikampfverhalten, die Defensive und auch die Unterzahl.
Dafür war bis jetzt einfach noch zu wenig Zeit. Wir werden auch ein paar
offensive Varianten trainieren, aber da braucht man
Geduld dazu.
Was kann man machen, damit die Spieler
Selbstvertrauen bekommen?
Da gibt es mehrere Faktoren. Ich habe in der Kabine noch kein lautes Wort
gesprochen und mit den Spielern ganz
normal und ruhig geredet. Ich glaube, dass die Spieler selbst kapiert haben, wo
es fehlt. Natürlich ist es auch wichtig, dass man Spiele gewinnt. Bei mir darf
jeder Spieler auch Fehler machen, ich will keine absoluten Perfektionisten.
Selbstvertrauen hat auch viel mit Spaß zu tun. Da ist es wichtig, auch das
hinein zu bringen.
Welches Potenzial steckt denn in der
Mannschaft? Welchen Platz könnte man realistisch erreichen?
Das ist schwer zu sagen, weil wir einen Kader mit 15 Feldspielern haben. Von
denen sind drei oder vier unter 19 Jahren. Viele Verletzte darf es da nicht
geben. Aber ich habe mir die Jungen unter der Woche angesehen.
Simon Maier etwa, er ist gerade mal 18 Jahre alt und spielt bei mir im
ersten Sturm, macht seine Arbeit gut
und hat in Oberhausen auch zwei Tore geschossen. Ansonsten kann ich in acht
Wochen mehr sagen, wenn ich mehr gesehen habe und mehr mit der Mannschaft
gearbeitet habe.
Kommen noch mehr DNL-Spieler zum Kader
der 1. Mannschaft?
Das Problem ist, dass die DNL nur drei Endjahrgänge hat und der mittlere
Jahrgang erst 16 ist. Wir werden aber mit Sicherheit versuchen, den ein oder
anderen zu bekommen. Die Jungen trainieren auch immer am Dienstag und am
Mittwoch mit. Für die Oberliga verzichte ich allerdings lieber auf sie, wenn
sie dann doch nur auf der Bank sitzen würden
Woran lag es denn, dass Spieler wie Andreas Klundt zum Beispiel wieder aufblühen?
Ich habe eigentlich mit allen Spielern Einzelgespräche geführt, um ihnen
wieder Selbstvertrauen zu geben. Das merkt man jetzt eben. Auch Troy Stephens
hat in beiden Begegnungen sehr gut gespielt. Das trifft eigentlich auf alle
Spieler zu. Ich kann mich über alle nur positiv äußern. Und wie gesagt, es
geht jetzt Schritt für Schritt weiter. Wir dürfen nicht stehen bleiben, denn
wir haben viel Arbeit vor uns und ich werde noch sehr viel ansprechen.
Wie schwierig ist es, mit einer
Mannschaft zu arbeiten, die man nicht selbst zusammengestellt hat?
Im Nachhinein sagt man oft: „Ich hätte die Mannschaft anders
aufgestellt“. Es steckt auf jeden Fall Talent
in der Mannschaft und ich glaube, dass wir, wenn wir ein richtiges Team
werden, also ein eingeschworener Haufen, etwas erreichen können. Das wollen
auch die Zuschauer sehen.
Welche Vorbilder als Trainer hast du?
Vorbild habe ich keines. Ich hatte große Trainer , aber ich mache keinen
nach. Ich hatte zum Beispiel Hardy Nillson, der ein sehr großes Fachwissen
besitzt und von dem ich sicher auch etwas mitgenommen habe. Daneben versuche ich
auch, eigene Ideen zu verwirklichen.
Nachdem in Berlin das Aus kam, hast du im
Tölzer Nachwuchs gearbeitet.
Ja, ich war dann zu Hause und hab dem Rick Boehm im Nachwuchs ein bisschen
geholfen . Er hat mich dann gefragt, ob ich nicht Co-Trainer bei ihm machen möchte.
Es ist ganz interessant, das
Training mitzumachen, weil man da mit jungen Spielern arbeitet und es mir auch
sehr viel Spaß gemacht hat. Man kann immer etwas lernen, egal ob man Erwachsene
oder Jugendliche trainiert.
Du legst großen Wert darauf, dass du
nicht aus Tölz, sondern aus Greiling bist. Stimmt das?
Ich bin zwar in Bad Tölz im Krankenhaus geboren, aber
eigentlich ein gebürtiger Greilinger. Geiling ist ein Nachbarort von Bad
Tölz und es gibt viele bekannte Tölzer Eishockeyspieler, die
von dort stammen.
(AL)
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