5:6 n.V. gegen EHC Klostersee: Wizards bringen sich selbst um Punkte

Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der SonneWizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der Sonne
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Am Sonntagabend ließen die Stuttgart Wizards die große Chance ungenutzt, ihren sechsten Tabellenplatz in der Eishockey-Oberliga Süd weiter zu festigen. Die Blau-Gelben unterlagen dem direkten Konkurrenten EHC Klostersee 5:6 (2:2, 3:1, 0:2) nach Verlängerung und brachten sich dabei selbst um einen möglichen dreifachen Punktgewinn. So agierten die Zauberer nach einer 5:3-Führung zum Ende des zweiten Durchgangs defensiv zu sorglos und bauten die Gäste durch individuelle Fehler Zug um Zug auf. „Es ist immer wieder das gleiche Lied. Nach einer deutlichen Führung vernachlässigt meine Mannschaft die Defensive und macht nicht bis zum Schluss clever ihr Spiel“, zeigte sich Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko enttäuscht. „Wir lagen nach zwei Dritteln gut im Rennen, aber einige Spieler haben wohl gedacht, das Match sei schon gelaufen. Knackpunkt war das Anschlusstor des EHCK kurz vor der zweiten Pause. Danach wurden wir in die Defensive gedrängt und waren in der Abwehr zu sorglos. Schlussendlich hat sich meine Mannschaft zu viele individuelle Fehler erlaubt und Grafing so das Spiel überlassen. Am Ende war der Punkt zwar noch glücklich, aber nach der Führung ist es natürlich bitter, zwei Zähler verloren zu haben“, gab Duszenko zu Protokoll. Am kommenden Freitag (14.01.2005, 20.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) erwarten die Wizards den TEV Miesbach, ehe sie am Sonntag (16.01.2005, 18.30 Uhr) nach Garmisch-Partenkirchen zum SC Riessersee reisen. „Drei Punkte gegen Miesbach sind im Kampf um den Einzug in die Meisterrunde das erklärte Ziel. Dazu muss die Mannschaft umsetzen, dass man nur mit 60 Minuten harter Arbeit und konsequentem, einfachem Spiel Erfolg haben kann. In Garmisch sind wir Außenseiter, werden aber alles geben, um eine Überraschung zu schaffen“, blickt Wizards-Coach Duszenko auf die kommenden Aufgaben



Am Sonntagabend gegen den EHC Klostersee sahen die 779 Besucher auf der Stuttgarter Waldau nervös beginnende Wizards, die Gäste aus Grafing bei München dominierten in den ersten Minuten das Geschehen. Mit schnellen, geradlinigen Spielzügen sorgten sie immer wieder für Gefahr vor dem Stuttgarter Gehäuse. Logische Folge war die Führung der Rot-Weißen durch Vaclav Ruprecht nach genau sechs gespielten Minuten. Dabei gab es für Wizards-Goalie Tyrone Garner nichts zu halten, den wuchtigen Schlagschuss des Routiniers konnte der Kanadier erst registrieren, als die Scheibe bereits hinter ihm im Netz eingeschlagen hatte. Trotz des Gegentores kamen die Wizards mit fortschreitender Dauer der Partie besser ins Spiel und nach rund zehn Minuten zu ersten Chancen. Zwar blieben diese zunächst ungenutzt, doch in der 13. Spielminute zeigte Stuttgarts Verteidiger Jeff White sein ganzes Offensivpotential und traf zum Ausgleich für die Wizards. Dieses Tor schien die Hausherren zu beflügeln, denn nur 81 Sekunden später war es erneut Jeff White, der einen Abpraller per Schlagschuss zur erstmaligen Führung für die Wizards verwertete (14.). Nun entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dessen Verlauf auch die Gäste aus Bayern Dank ihrer wieselflinken Stürmer zu etlichen guten Möglichkeiten kamen. Nach 16 Minuten überlistete EHCK-Angreifer Johannes Wieser Stuttgarts Keeper Tyrone Garner und bugsierte die Scheibe durch die Schoner des Torhüters zum 2:2 ins Netz.



Im zweiten Spielabschnitt lief für die Wizards noch alles nach Plan. Zwar waren sie gleich zu Beginn in Unterzahl, doch Peter Westerkamp zeigte sich davon unbeeindruckt und beförderte die Scheibe aus spitzem Winkel zum 3:2 in die Maschen (22.). Nun schien bei den Zauberern der Knoten geplatzt zu sein, denn sie erspielten sich Chance um Chance. Nach 31 Minuten erhöhte Peter Westerkamp im Powerplay auf 4:2 und Kapitän John Sicinski legte – erneut in Überzahl – keine zwei Minuten später das 5:2 nach (33.). Die Blau-Gelben drängten nun mit aller Macht auf das 6:2, gingen nicht entschlossen genug in die Zweikämpfe und hatten bereits in dieser Phase Glück, dass die Gäste mit ihren daraus entstehenden Chancen so nachlässig umgingen. Dennoch mussten die Wizards 44 Sekunden vor Ende des Mitteldrittels – zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt – das 5:3 durch EHCK-Goalgetter Petr Zajonc hinnehmen, den die Wizards-Abwehr nicht nur in dieser Szene völlig unbehelligt ziehen ließ. Neun Sekunden vor der Sirene bekam Stuttgarts Routinier Marc Garthe zudem eine unnötige Strafe wegen übertriebener Härte und brachte sein Team so zu Beginn der letzten 20 Minuten in Unterzahl.



Diese heikle Phase überstanden die Württemberger zwar unbeschadet, dennoch war ein Bruch im Spiel unverkennbar. Grafing übernahm nun mehr und mehr die Initiative, setzte die Wizards unter Druck und drängte sie in die Defensive. Da die Zauberer zu weit vom Gegner entfernt standen, hatten sie den Angriffen der Gäste wenig entgegenzusetzen und wussten sich deren Druck oft nur durch Strafzeiten zu erwehren. In der 48. Minute waren allerdings die Grafinger in Unterzahl, als Wizard Peter Westerkamp ein kapitaler Fehlpass hinter dem eigenen Tor unterlief. Grafings Cori Sicorschi hatte keine Mühe, ihn abzufangen und seinen Teamkollegen Johannes Wieser zu bedienen, der völlig freistehend zum 5:4 einschieben konnte.

Dieser Treffer gab dem Spiel endgültig die Wende. Der EHC Klostersee bekam nun spürbar Oberwasser und kam immer besser in Fahrt, während die Wizards von Minute zu Minute verunsicherter wirkten. Die Stürmer agierten glücklos, die Abwehr zeigte sich unter dem Druck der Gäste ein ums andere Mal anfällig. So kam es, wie es kommen musste, und EHCK-Verteidiger Vaclav Ruprecht markierte nach 55 Minuten das 5:5. In der Schlussphase wirkten die Gäste bissiger und hätten das Match mit etlichen hochkarätigen Möglichkeiten bereits in der regulären Spielzeit entscheiden können. Von den Wizards war hingegen nicht mehr viel zu sehen, so dass sie unter dem Strich mit dem einen Punkt noch gut bedient waren. In der Verlängerung zeigte dann Petr Zajonc vom EHC Klostersee, warum er zu den besten Torjägern der Liga gehört. Der Tscheche schnappte sich nach dem ersten echten Angriff der Grafinger neben dem Stuttgarter Tor die Scheibe und zog aus der Drehung mit einem Glücksschuss ab. Der Puck trudelte von Tyrone Garners Schulter ins Tor und besiegelte die unnötige Stuttgarter Niederlage. Zwar liegen die Wizards noch immer auf Rang sechs und im Hinblick auf die Meisterrunde voll im Soll, einmal mehr verpassten sie durch das verschenkte Erfolgserlebnis in einem Schlüsselspiel jedoch die Möglichkeit, sich von den Abstiegsrunden-Plätzen abzusetzen.



Stuttgarts Coach Wilbert Duszenko war nach Spielende denn auch restlos bedient: „Bis zum 5:2 lagen wir durch unser Powerplay voll auf Kurs. Es darf jedoch nicht passieren, dass man dann den Gegner durch individuelle Fehler wie beim dritten und vierten Tor der Grafinger aufbaut uns ins Spiel zurück bringt. Dafür sind wir heute knallhart bestraft worden. Nach unserem fünften Tor haben wir die Defensive sträflich vernachlässigt und der EHCK hat die gebotenen Räume geschickt ausgenutzt. Dabei hat sich auch gezeigt, dass unsere Abwehr nicht immer sattelfest war. Wie schon häufiger in dieser Saison hat meine Mannschaft nicht über die volle Spielzeit konsequent und einfach gespielt, vielmehr wollte sie zaubern und hat sich dabei zu viele Fehler erlaubt. Wir haben zwar technisch gute Spieler im Team, doch Talent allein reicht nun mal nicht aus, wenn man nicht auch bereit ist, hart zu arbeiten und die nötige Disziplin an den Tag zu legen. Die haben wir heute vermissen lassen, denn 20 Strafminuten sind zu viel, um so ein Spiel zu gewinnen. Am Ende hatten wir zwar Glück, in die Verlängerung gekommen zu sein, doch nach drei Toren Vorsprung ist es natürlich enttäuschend, in so einem wichtigen Spiel zwei Punkte abgegeben zu haben“, erklärte der Übungsleiter und fügte hinzu: „Nun gilt es, gegen Miesbach drei Punkte zu holen. Dazu muss die Mannschaft verinnerlichen, dass man in dieser engen Liga, in der jeder jeden schlagen kann, über die gesamte Spieldauer Vollgas geben muss, um punkten zu können.“



Duszenkos Gegenüber vom EHC Klostersee, Ludvik Kopecky, freute sich hingegen über das Comeback seines Teams: „Ich möchte meiner Mannschaft ein Lob aussprechen. Es ist zwar schwer, im Eishockey drei Tore aufzuholen, aber nicht unmöglich. Ganz wichtig war, dass wir den Abstand noch im zweiten Drittel verkürzen konnten. Wir haben trotz vieler Verletzter toll gekämpft, gerade im dritten Spielabschnitt. Im ersten Durchgang hatten wir Glück, dass wir in Führung gegangen sind. Im Mitteldrittel haben die Wizards unsere Strafzeiten und Fehler bestraft, doch wir hatten in den letzten 20 Minuten die richtige Antwort parat. Ich hoffe, dass wir – wenn wir wieder komplett sind – so eine Leistung auch einmal über 60 Minuten abrufen können“, so Kopecky.



Für die Wizards stehen am kommenden Wochenende wieder zwei wichtige Matches im Hinblick auf die Meisterrunde an. Um weiter Kurs aufs große Ziel halten zu können, möchten die Zauberer am Freitag (14.01.2005, 20.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) gegen den TEV Miesbach drei Zähler einfahren. Gegen die Oberbayern unterlagen die Blau-Gelben zu Saisonbeginn zwar noch 1:4, die übrigen Vergleiche (4:3, 3:1) gingen jedoch an die Württemberger. Auch am Freitag setzt Wilbert Duszenko auf Sieg: „Das ist natürlich unser Ziel. Wir müssen 60 Minuten lang hellwach sein, konzentriert, engagiert und diszipliniert zu Werke gehen“, so der Übungsleiter. Dazu wird es auch nötig sein, Miesbachs Torjäger Bobby Davis, der zu den schnellsten Cracks der Liga gehört, so gut wie möglich unter Kontrolle zu bekommen. Am Sonntag, 16.01.2005, 18.30 Uhr, reisen die Zauberer dann unter die Zugspitze zum Traditionsclub SC Riessersee, der mit Dave Noel-Bernier und T.J. Guidarelli das derzeit torhungrigste Angriffsduo der gesamten Oberliga Süd in seinen Reihen hat. „In Garmisch sind wir sicher nur Außenseiter. Dennoch werden wir alles geben, um dem Favoriten ein Bein zu stellen“, blickt Wilbert Duszenko voraus. Im bisherigen Saisonverlauf steht es unentschieden: Auf der heimischen Waldau setzten sich die Wizards 5:3 gegen den SCR durch, während sie unter der Zugspitze eine 2:4-Niederlage hinnehmen mussten.



Stuttgart Wizards – EHC Klostersee 5:6 n.V. (2:2, 3:1, 0:2)


Tore: 0:1 (6:00) Vaclav Ruprecht (Danny Beauregard) 5-4, 1:1 (12:25) Jeff White (John Sicinski, Jay Woodcroft), 2:1 (13:46) Jeff White (Michel Maaßen, Peter Westerkamp), 2:2 (15:44) Johannes Wieser (Cori Sicorschi), 3:2 (21:26) Peter Westerkamp (Jeff White, Jay Woodcroft) 4-5, 4:2 (30:24) Peter Westerkamp (Jeff White, John Sicinski) 5-3, 5:2 (32:20) John Sicinski (Jeff White, Marc Garthe) 5-4, 5:3 (39:16) Petr Zajonc (Danny Beauregard, Jiri Beranek), 5:4 (47:11) Johannes Wieser (Cori Sicorschi) 4-5, 5:5 (54:12) Vaclav Ruprecht (Danny Beauregard, Jiri Beranek) 5-4, 5:6 (60:48) Petr Zajonc (Johannes Wieser, Danny Beauregard)


Strafminuten: Stuttgart Wizards 20, EHC Klostersee 14

Zuschauer: 779


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