2:6 – Rosenheim beendet Heimserie der Wizards

Die Stuttgart Wizards mussten am Freitagabend einen Rückschlag im Kampf um die Meisterrunden-Plätze der Eishockey-Oberliga Süd hinnehmen. Nach einer 2:6-Niederlage gegen den direkten Konkurrenten Star Bulls Rosenheim verpassten es die Württemberger, sich vom ungeliebten siebten Tabellenplatz abzusetzen und gingen zudem erstmals seit Mitte Oktober wieder als Verlierer vom Eis der Stuttgarter Waldau. Die Gäste aus Oberbayern wirkten bissiger und entschlossener und hatten die Hausherren 60 Minuten lang im Griff. So war denn auch Stuttgarts Coach Wilbert Duszenko nach dem Match restlos bedient. „Wir sind heute für überhebliches Spiel knallhart bestraft worden und haben gezeigt bekommen, was passiert, wenn meine Mannschaft glaubt, einen Gegner spielerisch und ohne Zweikämpfe besiegen zu können. Dazu sind wir nicht in der Lage, wir müssen uns alles hart erarbeiten und über den Kampf zum Erfolg kommen. Rosenheim hat es vorgemacht, einfaches und schnörkelloses Eishockey gespielt. Der Sieg der Star Bulls geht deshalb voll in Ordnung“, befand der Übungsleiter. Die Blau-Gelben reisen am Sonntag (19.12.2004, 18.00 Uhr) zum EV Füssen, einem weiteren direkten Konkurrenten um den Einzug in die Meisterrunde und stehen dort unter Zugzwang. „Ich erwarte eine Trotzreaktion und hoffe, dass wir punkten können, um weiter auf Kurs Richtung Top Sechs zu bleiben“, gibt Duszenko die Marschroute für das Duell beim Altmeister vor.
Am Freitagabend gegen Rosenheim begannen die Wizards – ohne der gesperrten Jay Woodcroft und den erkrankten Manuel Weibler – vor knapp 900 Zuschauern auf der Waldau sehr verhalten und kamen gegen kompakte, zweikampfstarke Rosenheimer nur schwer ins Spiel. Die Gäste von der Mangfall sorgten in den ersten 20 Minuten mit schnellen, einfachen Spielzügen immer wieder für höchste Gefahr vor dem Stuttgarter Tor, konnten Tyrone Garner aber nicht überwinden. Von den Wizards war bislang noch nicht viel zu sehen, Chancen resultierten meist aus Einzelaktionen. Trainer Wilbert Duszenko hatte seine Cracks unter der Woche noch auf geradliniges Spiel eingeschworen, doch diese Botschaft schien bei einigen ungehört verhallt zu sein. Den Blau-Gelben fehlte der nötige Zug zum Tor, zudem spielten sie im entscheidenden Moment einen Pass zu viel, statt einfach zu schießen.
Anders die Gäste aus Rosenheim, die die Wizards konsequent im Spielaufbau störten, sich immer wieder die Scheibe erkämpften und die sich bietenden Möglichkeiten eiskalt nutzten. In der 16. Spielminute gelang Ex-DEL-Crack Patrick Senger das 0:1, als er den Puck im vierten Versuch über die Linie bugsierte.
Im zweiten Durchgang ein ähnliches Bild. Rosenheim war klar tonangebend und seinem zweiten Treffer wesentlich näher als Stuttgart dem Ausgleich, während die Wizards kein Mittel gegen die kompakte Defensive der Grün-Weißen fanden und so kaum einmal gefährlich vor dem Tor des starken Oliver Häusler auftauchten. Die Gäste hingegen erspielten sich etliche gute Möglichkeiten und nach 27 Minuten mussten die Zauberer folglich das 0:2 durch Stephan Gottwald hinnehmen, der unbehelligt von der Stuttgarter Defensive einschießen konnte.
In der Folgezeit schlichen sich etliche Nickligkeiten in die Partie und in der 28. Spielminute wurde Rosenheims Torschütze Stephan Gottwald wegen hohen Stocks mit Verletzungsfolge vorzeitig zum Duschen geschickt. Doch auch in der anschließenden Überzahl lief bei den Wizards wenig zusammen, erst als die Gäste erneut eine Strafzeit erhielten und die Zauberer zwei Mann mehr auf dem Eis hatten, konnten sie Rosenheim unter Druck setzen. Jeff White fasste sich ein Herz und brachte die Hausherren mit dem 1:2 wieder ins Spiel, ehe Marc Garthe knapp 70 Sekunden später ausgleichen konnte (31.).
Stuttgart hatte in der noch immer andauernden Überzahl nun einige Möglichkeiten, selbst in Führung zu gehen, agierte im Abschluss jedoch überhastet. Wie man es richtig macht, demonstrierte Rosenheims Patrick Senger kurz vor Ende des Mitteldrittels (38.). Den ersten Schuss des Routiniers konnte Tyrone Garner, der nicht nur in dieser Szene von seinen Vorderleuten im Stich gelassen wurde, noch parieren, doch gegen den Nachschuss war der dunkelhäutige Kanadier chancenlos.
So mussten die Wizards im Schlussabschnitt weiter einem Rückstand hinterherlaufen. Sie wirkten zwar bemüht, doch Rosenheim verstand es sehr gut, die Räume eng zu machen und Stuttgart nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Die Gäste hatten ihrerseits sehr viel Raum, da die Wizards nicht entschlossen genug in die Zweikämpfe gingen und zu weit weg vom Gegner standen. So hatte Rosenheim keine Mühe, die Hausherren in Schach zu halten und konnte zudem nachlegen. Beim 2:4 durch Andreas Paderhuber (53.), mit dem Zauberer endgültig auf die Verliererstraße gerieten, machte Tyrone Garner, der mit etlichen Glanzparaden eine höhere Niederlage verhinderte, keine gute Figur. In der Schlussphase brachen nun alle Dämme. Die Wizards zeigten sich undiszipliniert, erhielten vermeidbare Strafzeiten und ermöglichten es Rosenheims Routinier Mondi Hilger, mit zwei Treffern (57., 59.) für die höchste Heimniederlage in der Oberliga-Geschichte der Stuttgart Wizards zu sorgen.
Nach Spielende zeigte sich Wizards-Coach Wilbert Duszenko denn auch restlos bedient: „Ich bin natürlich enttäuscht, dass unsere Heimserie zu Ende gegangen ist. Rosenheim hat verdientermaßen gewonnen, weil das Team so aufgetreten ist, wie wir hätten auftreten wollen und müssen: kompakt, diszipliniert, zweikampfstark und zielstrebig. Stattdessen sind wir heute für unsere Überheblichkeit knallhart bestraft worden, da einige Spieler gemeint haben, Rosenheim spielerisch besiegen zu können. Dass dies nicht geht, hat jeder gesehen. Natürlich haben uns die Ausfälle von Jay Woodcroft und Manuel Weibler geschwächt, doch das darf keine Entschuldigung sein. Dann müssen eben die verbliebenen Cracks eine Schippe drauflegen, um die Ausfälle zu kompensieren. Was mich besonders ärgert, sind die Strafzeiten in der Schlussphase. In den letzten sieben Minuten waren wir nicht mehr komplett. So darf man zu Hause nicht auftreten“, fand Duszenko deutliche Worte und fügte hinzu: „Die Mannschaft ist jetzt gefordert, mit einer Trotzreaktion in Füssen Charakter zu zeigen, damit wir weiter in den Top Sechs bleiben können.“
Duszenkos Rosenheimer Kollege Ron Chyzowski war hingegen sehr zufrieden: „Das war ein wichtiger Sieg. Wir haben sehr gut gespielt. Obwohl wir bislang immer Probleme hatten, gegen die Wizards Tore zu schießen, hat es heute gleich sechs Mal geklappt. Wir haben die Abwehr geknackt und auch die fünfminütige Unterzahl weggesteckt. Ich denke, das war der Unterschied zu unseren Gunsten. Zudem waren wir diszipliniert und haben uns 60 Minuten lang an unser System gehalten und die Wizards unter Druck gesetzt. Gerade im letzten Drittel hat das sehr gut geklappt“, meinte Chyzowski.
Für die Wizards besteht bereits am morgigen Sonntag, 19.12.2004, die Gelegenheit zur Rehabilitation. Dann sind die Cracks von Trainer Wilbert Duszenko zu Gast bei Altmeister EV Füssen (18.00 Uhr), den sie bislang zwei Mal besiegen können. „Um in Füssen eine Chance zu haben, müssen wir uns um 100 Prozent steigern. Ich erwarte, dass die Mannschaft nach der Niederlage gegen Rosenheim Charakter zeigt und hoffe, dass wir punkten, um weiter Kurs auf die Meisterrunde zu halten. Freilich wird das sehr schwer, denn der EVF hat ein starkes, eingespieltes Team“, blickt der gebürtige Tölzer Duszenko voraus.
Stuttgart Wizards – Star Bulls Rosenheim 2:6 (0:1, 2:2, 0:3)
Tore: 0:1 (15:23) Patrick Senger (Gabriel Krüger, Jeremy Stasiuk), 0:2 (26:23) Stephan Gottwald (Christoph Koziol, Matthias Bergmann), 1:2 (29:13) Jeff White (Marc Garthe) 5-3, 2:2 (30:35) Marc Garthe (Jeff White), 2:3 (37:14) Patrick Senger (Jeremy Stasiuk, Michael Pohl), 2:4 (52:38) Andreas Paderhuber, 2:5 (55:36) Mondi Hilger (Maximilian Huff, Andreas Schneider), 2:6 (58:53) Mondi Hilger (Matthias Bergmann, Nico Köttstorfer) 5-4
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