1:4 – EHC Chur zeigt Wizards die Grenzen auf

Auch im zweiten Testspiel gab es für den Eishockey-Oberligisten Stuttgart Wizards keinen Grund zu feiern. Zwar wussten die Schützlinge von Trainer Wilbert Duszenko durch Einsatz und Kampfkraft zu gefallen, gegen die individuelle Klasse des EHC Chur aus der Schweizer Nationalliga B zogen sie dennoch den Kürzeren und mussten sich am Ende 1:4 (0:2, 0:0, 1:2) geschlagen geben. Während bei den Zauberern John Sicinski verletzt ausfiel (Muskelfaserriss, noch rund eine Woche Pause) und Verteidiger Thorsten Fischer, der derzeit mit der deutschen U 18-Nationalmannschaft in Füssen ein Sommerturnier gegen Norwegen absolviert, zumindest am Sonntag gegen Bietigheim (29.08.2004, 18.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) wieder zur Verfügung steht, gehört Stefan Härtl nicht mehr zum Team. Der junge Verteidiger war mit großen Erwartungen nach Stuttgart gekommen, konnte sich aber nicht wie erhofft durchsetzen. „Seine körperliche Fitness war nicht so, wie wir uns das gewünscht hätten. Wir sind übereingekommen, dass ein weiters Jahr in Augsburg in der Bayernliga für ihn die beste Lösung ist, um daran zu arbeiten“, erklärt Wilbert Duszenko. Trotz des Abgangs ist der Stuttgarter Coach überzeugt: „Meiner Meinung nach ist die Mannschaft stärker als im vergangenen Jahr. Gegen Bietigheim sind wir erneut voll gefordert und werden alles geben, uns achtbar aus der Affäre zu ziehen“, gibt der Schwetzinger die Richtung vor.
Gut verkauft haben sich die Blau-Gelben auch am Freitag gegen den EHC Chur. Mehr als das 1:4 war an diesem Abend einfach nicht drin, zu unterschiedlich waren die Voraussetzungen. Auf der einen Seite die durch das Fehlen von John Sicinski und Thorsten Fischer dezimierten Wizards, die erst ihr zweites Vorbereitungsspiel absolvierten, auf der anderen die ambitionierten Schweizer, für die die Partie bei den Wizards bereits der sechste Test war.
Darüber hinaus hatten die Gäste aus Graubünden mit dem NHL-Haudegen und ehemaligen Kasseler Paul Di Pietro (über 200 Matches in der besten Liga der Welt) sowie dem lettischen Nationalspieler Leonids Tambijevs zwei herausragende Angreifer in ihren Reihen, die von den Wizards nur schwer in den Griff zu bekommen waren. „Solche Top-Leute machen den Unterschied zwischen einem Mittelfeldplatz und Rang 1 aus“, blickt Stuttgarts Coach Wilbert Duszenko ein wenig neidvoll auf den Kader der Eidgenossen. Auch wenn bei den Wizards derzeit noch zwei Ausländerpositionen unbesetzt sind, ist der Schwetzinger von der Qualität seiner Mannschaft überzeugt: „In meinen Augen ist das Team, das wir jetzt zur Verfügung haben, stärker als die Mannschaft zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, zudem haben wir noch etwas Zeit, die beiden Kontingentstellen adäquat zu besetzen.“
In den ersten Minuten der Partie riskierten beide Mannschaften nicht zu viel. Chur hatte die zwingenderen Chancen, scheiterte aber immer wieder an Stuttgarts Keeper Tyrone Garner. In der siebten Spielminute schaltete Leonids Tambijevs nach einem Missverständnis zwischen Garner und seinen Vorderleuten am schnellsten und brachte die Churer in Unterzahl in Führung. Die Wizards hielten kämpferisch gut dagegen, die läuferische und technische Überlegenheit der eingespielten Schweizer war jedoch nicht zu übersehen und das zweite Tor der Gäste kurz vor Ende des ersten Durchgangs durch Jonathan Pan die logische Konsequenz (19.).
Im zweiten Drittel hatten sich die Wizards besser auf den Gegner eingestellt, gingen das hohe Tempo mit und kamen zu zahlreichen guten Chancen. Selbst beste Gelegenheiten blieben jedoch ungenutzt und auch der EHC Chur konnte Tyrone Garner kein weiteres Mal überwinden, so dass die Gäste ihren Zwei-Tore-Vorsprung ins Schlussdrittel mitnehmen konnten.
Kurz nach Wiederanpfiff wurden die Wizards bei eigener Überzahl kalt erwischt. An der blauen Linie des EHC Chur vertändelten sie die Scheibe, der Schweizer Jürg Hardegger reagierte blitzschnell. Er steuerte quasi über die gesamte Eisfläche mutterseelenallein auf Wizards-Goalie Tyrone Garner zu, verlud diesen und vollstreckte souverän zum dritten Tor der Gäste (42.). Das Spiel flachte nun ab. Chur tat nicht mehr als nötig, um die Wizards in Schach zu halten. Die Blau-Gelben ihrerseits waren zwar bemüht, agierten im Abschluss jedoch zu umständlich und ließen so wiederum beste Möglichkeiten ungenutzt. Die Gäste machten es in der 55. Minute erneut besser, als Roger Capaul das 0:4 aus Stuttgarter Sicht gelang.
Obwohl den Wizards eine harte Trainingswoche mit täglich zwei Einheiten auf dem Eis in den Knochen steckte, gaben sie sich trotz des Rückstandes zu keinem Zeitpunkt geschlagen und kämpften auch kurz vor Schluss noch verbissen um jeden Zentimeter Eis. Nach 57 Minuten wurde dieses Engagement belohnt, als Neuzugang Andreas Klundt in Überzahl den Ehrentreffer zum 1:4 erzielte und zugleich den Schlusspunkt unter diese Partie setzte.
„Wir haben noch viel Arbeit vor uns“, gab Wizards-Coach Wilbert Duszenko im Anschluss zu Protokoll. „Man hat heute deutlich gesehen, was überragende Ausländer wie Tambijevs und Di Pietro ausmachen können. Außerdem steht Chur schon wesentlich länger auf dem Eis als wir. Dennoch haben wir uns achtbar geschlagen, die Mannschaft hat gut gekämpft. Darauf lässt sich aufbauen. Gegen Bietigheim wollen wir wieder einen Schritt nach vorne machen“, schloss Duszenko sein Statement.
Der nächste Härtetest für die Zauberer steht am Sonntag, 29.08.2004, 18.00 Uhr, auf der Stuttgarter Waldau gegen den benachbarten Zweitligisten SC Bietigheim-Bissingen auf dem Programm. „Die Steelers werden uns alles abverlangen. Wichtig ist, dass bei diesem Spiel unsere Fans hinter uns stehen und das Team lautstark anfeuern. Wir haben nichts zu verlieren und werden alles daran setzen, uns erneut gut zu verkaufen“, so Wizards-Coach Wilbert Duszenko.
Stuttgart Wizards – EHC Chur 1:4 (0:2, 0:0, 1:2)
Tore: 0:1 (6:46) Leonids Tambijevs (Paul Di Pietro, Marc Haueter) 4-5, 0:2 (18:14) Jonathan Pan (Alain Pasqualino, Luca Trulzi), 0:3 (41:39) Jürg Hardegger (Marc Haueter) 4-5, 0:4 (54:36) Roger Capaul (Luca Trulzi, Jürg Hardegger), 1:4 (56:31) Andreas Klundt (Marc Garthe, Peter Westerkamp) 5-4