Wer kann Tampa Bay Lightning stoppen?Play Off-Vorschau Eastern Conference

Sonder-Quoten zum NHL-Playoffs-Start
Tampa Bay Lightning – Columbus Blue Jackets
Die Columbus Blue Jackets haben die Play-Offs 2019 erreicht. Was vor der Saison als relativ sichere Wettquote galt, wurde zu einer Wackelpartie bis zum 81. Spiel der Jackets aus Ohio.Doch nach der Erlösung kam die Ernüchterung: Der Gegner würde kein geringerer sein als die Tampa Bay Lightning. Ligenprimus der NHL, der diese Saison so gut wie alles weggebügelt hat - so fuhr man 62 Siege ein. Das ist ein neuer Rekord in der NHL. Torjäger Nikita Kucherov kam auf 41 Tore und 87 Vorlagen und damit auf 128 Punkte.
Der Schlüssel für die Serie gegen Tampa wird definitiv im Tor stehen: Sergei Bobrovsky, schon während der Saison kamen Gerüchte über einen Trade Richtung Florida Panthers auf, aber der Torhüter ist eine wichtige Säule. Von 62 Partien hat er 37 gewonnen, einen Gegentorschnitt von 2,58 und eine Fangquote von 91,3 Prozent erzielt.
Der Sturm mit Cam Atkinson, Artemi Panarin, Matt Duchene (Neuzugang aus Ottawa), Nick Foligno können in manchen Nächten auch ein Team wie Tampa schwindelig spielen. Kapitän Foligno, der aus persönlichen Gründen im März ein paar Spiele nicht mitmachen konnte, wird alle geben müssen, sein Team durch diese Serie zu führen. Dahinter lauern Josh Anderson, der ebenfalls nachverpflichtete Ryan Dzingel und Alexander Wennberg. Seth Jones als punktbester Verteidiger im Team (46 Punkte) wird mit David Savard in der Verteidigung nichts geschenkt bekommen. Die Offensive der „Bolts“ um Steven Stamkos ist nur schwer kontrollieren
Es wird also einiges zusammenkommen müssen, um dem Team der Lightning ordentlich Paroli bieten zu können. Die Saison-Serie ging mit 3:0 an den Gewinner der Presidents‘ Trophy aus Florida. Die wichtigste Erkenntnis für Jackets-Coach Tortorella war dabei, „dass man im Spiel mithalten konnte, es lediglich an Killer-Instinkt vor dem Tor haperte“. Unter dem Strich spricht nicht viel für die Columbus Blue Jackets. Ob es ein Sweep der Lightning wird, wird man sehen – in jedem Fall werden die Jackets einen großen Kampf liefern, sich am Ende aber geschlagen geben müssen.
Washington Capitals – Carolina Hurricanes
Die schlechte Botschaft für die Carolina Hurricanes und auch alle anderen Teams der NHL: Die Washington Capitals haben sich nach dem Meistertitel der vergangenen Saison keinen „Stanley Cups Blues“ – und vor allem hat Captain Ovechkin nichts, aber auch gar nichts von seiner Gier nach Toren eingebüßt. Und selbst es das gefühlt 800. Tor nach der immer gleichen Variante – Direktschuss vom linken Bullykreis – ist, jubelt Ovi immer noch mehr als mancher Rookie bei seinem ersten NHL-Treffer.
Zudem weiß das Team, was es braucht, um sich durch die Höhen und Tiefen einer Serie und der gesamten Play Offs hindurch zu manövrieren. Torwart Braden Holtby hat das Team im letzten Jahr aus einer schwierigen Situation – zwei Niederlagen zum Auftakt mit dem schuldlosen Philipp Grubauer als Starting Goalie – in die zweite Runde geführt und dort den ewigen Rivalen Pittsburgh nach einigen schmerzhaften Niederlagen endlich einmal besiegt. Der Rest ist bekannt. Das Team hat die Routine, das Talent, die mentale Stärke und zeigt trotz Trainerwechsel keine nennenswerten Abnutzungserscheinungen. Das Biest scheint gerade erst zu erwachen – weswegen die Canes in der ersten Runde den Meister kaum vor ernsthafte Probleme stellen dürften.
New York Islanders – Pittsburgh Penguins
Drei Punkte Vorsprung hatten die New York Islanders am Ende der Hauptrunde vor ihrem Gegner in der ersten Runde, den Pittsburgh Penguins – ein Duell auf Augenhöhe, in dem die Isles allerdings zwei Vorteile auf ihrer Seite haben: Sie haben das Heimrecht und eine bärenstarke Defensive um das herausragende Torhüter-Duo Robin Lehner und Thomas Greiss, die gerade mit der William H. Jennings-Torphy ausgezeichnet für die wenigsten Gegentore in der Regular Season – nachdem sie im Jahr zuvor noch die Schießbude der Liga mit fast 300 Gegentoren waren.
Sie werden sich nun der furchteinflößenden Offensivkraft der Penguins entgegenstellen: Sidney Crosby hat zum sechsten Mal in seiner Karriere die 100-Punkte-Marke erreicht, Jevgeni Malkin dürfte nach überstandener Verletzung wieder zu seiner üblichen Play Off-Form auflaufen, dazu fand Phil Kessel seine Treffsicherheit wieder, Gabe Guentzel hat mehr als nur überzeugt, Bryan Rust erzielte immer wieder wichtige Tore für die Pens – und sollte dann noch Patric Hörnquist sich auf seine Scoring-Qualitäten besinnen, wird es für alle Teams der Liga eng. Und selbst wenn die Abwehr nicht immer sattelfest war, was aber auch den Verletzungen von Star-Verteidiger Kris Letang sowie den etablierten Kräften Justin Schultz oder Olli Määtä geschuldet war, ist mit den Penguins zu rechnen. Und hinter den Verteidigern steht mit Matt Murray ja ein Torhüter, der die Penguins 2016 und 2017 zum Cup-Gewinn geführt hat. Und noch etwas für Statistikfreunde: Sidney Crosby hat seit seinem Liga-Debüt im Jahr 2005 in 66 Spielen gegen die New York Islanders im Schnitt mehr als zwei Punkte pro Partie gemacht. Das sollte die Islanders einigermaßen bedenklich stimmen.
Aber die New Yorker können mit breiter Brust in die Serie gehen: Sie haben das erste Mal seit drei Jahren wieder die Endrunde erreicht – und dabei erstmalig seit 1988 wieder das Heimrecht. Die Talente wie Matt Barzal sind gereift und man hat den Abgang von Kapitän John Tavares gut verkraftet. Auch Dank Barry Trotz, dessen Verpflichtung im Sommer als Meister-Coach der Capitals sich voll ausgezahlt hat.
Am Ende sollten sich aber die etwas höhere Qualität und Erfahrung der Penguins knapp durchsetzen.
Boston Bruins – Toronto Maple Leafs
Wie im vergangenen Jahr treffen die Boston Bruins in der ersten Runde auf die Toronto Maple Leafs – ein Treffen zweier Original Six-Teams mit ellenlanger Historie. Die jüngere Geschichte dürfte vor allem die Bruins freuen, denn im vergangenen Jahr setzten sie sich durch – und gehen in diesem Jahr mit dem Heimvorteil in die Serie. Es ist ein Duell Jugend gegen Erfahrung: hier die Bruins mit dem Korsett der Meister-Mannschaft von 2011 mit Tukka Rask, Zdeno Chara im zarten Alter von 42 Jahren immer noch ein – nicht nur aufgrund seiner 206 Zentimeter – herausragender Verteidiger, Brad Marchand, Patrice Bergeron und David Krejci, dort die „Jungen Wilden“ Austin Matthews, William Nylander, Kasperi Kapanen und Mitch Marner.
Womöglich entscheidender Unterschied zum vergangenen Jahr: Mit John Tavares, der nach neun Jahren in New York in seine Heimat Toronto zurückgekehrt war, haben die Leafs sich Einiges an Erfahrung dazugeholt – und unter der Saison mit Jake Muzzin aus Los Angeles, Cup-Sieger mit den Kings, nochmals nachgelegt. Mit dem nimmermüden Patrick Marleau ist nun also auch reichlich Erfahrung vorhanden bei den Leafs, so dass es eine enge Serie werden wird, die sogar über die volle Distanz gehen könnte.
Frank Göbel
Holger Neumann