Washington zieht ins Conference-Finale ein, Nashville erzwingt siebtes Spiel NHL-Play-offs kompakt
Nashvilles Filip Forsberg (weißes Trikot, Nr. 9) entschied mit diesem Tor durch die Beine das Spiel gegen die Jets. ( picture alliance / AP Photo)Sie können es einfach nicht sein lassen. Wenn drei Halbfinalisten vorzeitig den Einzug schaffen, dann muss eine Paarung über die volle Distanz gehen. In diesem Fall sind das die Nashville Predators, Stanley-Cup-Finalist 2017, und die Winnipeg Jets. Nach einem, in der Höhe zumindest, überraschenden 4:0 Erfolg in Winnipeg haben die Predators nun in der entscheidenden siebten Begegnung Heimrecht. Eigentlich ein Vorteil, aber in dieser Serie ist alles vorhersehbar, nur kein garantierter Heimsieg. So gewann Winnipeg den Auftakt in Nashville gleich mit 4:1 und war auch in Partie fünf dort mit 6:2 siegreich. Lediglich in Spiel drei konnte Nashville mit einem 5:4 n.V. den Vorteil nutzen. Das würde um Umkehrschluss bedeuten, dass Winnipeg trotz des Auswärtsspieles vielleicht sogar die besseren Karten hat. Es wäre übrigens der erste Einzug in ein Conference-Finale für Winnipeg seit dem Umzug der Franchise von Atlanta nach Winnipeg.
Ganz anders die Situation in Washington. Nach dem schmachvollen Ausscheiden der Capitals (3:4) im Conference-Halbfinale der NHL Play-Offs 2017 sinnten die Capitals auf Rache und jetzt, genau ein Jahr später, war sie da. Allerdings war beiden Mannschaften klar, dass die Details die Serie entscheiden würden, denn Washington, Divisions-Meister, holte mit 105 Zählern genau fünf mehr als der ewige Konkurrent aus dem nur 400 Kilometer entfernten Pittsburgh. Am Ende stand die Serie 4:2 für Washington - es war das erste Mal in der Ära Ovechkin, dass man die Pens in den Play-offs bezwingen konnte. Damit sind nun die gemütlichen Reisen wieder vorbei, denn es müssen rund 1.500 Kilometer nach Tampa zurückgelegt werden.
Ein interessante Ansicht der Dinge hat die hannoversche Studentin Alina (20), die sich bereits vor einem Jahr als Hardcore-Fan der Anaheim Ducks outete und - etwas enttäuscht über das schnelle Ausscheiden der Ducks in der ersten Play-Off-Runde - meinte, dass dann die größten Chancen entweder die Pittsburgh Penguins oder der Bezwinger der Penguins hätten. Da dies die Washington Capitals sind, wären also ihre Sympathien beim Hauptstadtclub. Sie glaubt zudem, dass die Capitals, sollten sie das Finale erreichen, dann auf die Ligasensation treffen, die Vegas Golden Knights. Alina: „Die beiden Teams sind davon angetrieben, Rekorde zu brechen. Die Erfahrung, unter so einer Stressbedingung, würde ich nicht unterschätzen.“ Lassen wir uns überraschen.
Zu den Spielen vom Montag:
Pittsburgh Penguins – Washington Capitals 1:2 (0:0, 1:1, 0:0, 0:1) n.V.
Play-off-Stand: 2:4 (Washington im Conference-Finale)
Die Capitals, die ohne den verletzten Schweden Nicklas Bäckström antraten, sahen sich gleich in die Defensive gedrängt und hatten unheimliches Glück, als Pittsburghs Phil Kessel nach dem Aufbaufehler der Capitals frei vor Holtby auftauchte aber den Puck nicht unter Kontrolle bringen konnte. Auf der anderen Seite brauchten die Capitals etwas, um ein Schwung zu kommen. Die beste Chance hatten sie dabei im Powerplay, als der freistehende Oshie aus nähester Entfernung nur den Pfosten traf. Dass auch die Penguins bei Überzahl Druck entfalten können, zeigten sie beeindruckend bei einem Powerplay kurz vor Ende des ersten Drittels. Malkin und Hörnquist scheiterten nur knapp an Holtby und seinen Defensivleuten, wobei diese Kopf und Kragen riskierten, um kein Gegentor zu fangen.
Dass manchmal die einfachsten Versuche Erfolg bringen, zeigte sich dann in der 23. Minute. Nathan Walker, gebürtiger Waliser und afgeachsen in Australien, bediente den Kanadier Alex Chiasson und dieser zog sofort ab. Obwohl Pittsburghs Keeper Matt Murray in der richtigen Ecke war, flutschte ihm der Puck zwischen Achselhöhle und Arm durch und lag zur Freude der Capitals hinter der Linie. Jetzt mussten die Penguins angreifen und das öffnete das Konterspiel der Capitals, für die der Tscheche Vrana die nächste Großchance hatte, aber am stoisch ruhigen Murray scheiterte. Da sollte sich in der 32. Minute rächen. Der Penguins-Abwehrchef persönlich, Kris Letang, kam bei einem Powerplay an der blauen Linie zum Schuss, zog ab und weil sein Landsmann Stephenson von den Capitals seinen Stock in die Schussbahn hielt, war am Ende Holtby geschlagen und es hieß 1:1. Das machte Kräfte frei und genau vier Sekunden vor Drittelende scheiterte Penguins-Angreifer Schultz freistehend an Holtby.
Fast die gleiche Schusschance hatte zum Auftakt des letzten Drittels Washingtons Letang und auch diesmal stand der gegnerische Keeper goldrichtig. Zwar war das Spiel in diesem Drittel hart umkämpft, richtige Großchancen wurden von den starken Defensivreihen nicht zugelassen. Dass auch unser Land mit im Spiel war, zeigte die erste echte Großchance der Penguins in der 63. Minute. Tom Kühnhackl kam frei zum Schuss und wäre fast zum Held geworden, traf jedoch nur den rechten Außenpfosten. Ein Abwehrfehler von Pittsburgh beendete schließlich den Abend zu Gunsten der Hauptstädter. Hagelin vertändelte den Puck im Gästedrittel, Ovechkin handelte am schnellsten, schickte Jevgeni Kusnetzow auf die Reise und der schob am machtlosen Murray die Scheibe zum Seriensieg und zum ersten Einzug ins Conference-Finale nach fast 20 Jahren in die Maschen.
Dazu Matt Murray nach dem Spiel: „Sie waren die bessere Mannschaft. Obwohl wir jede Menge Chancen hatten, waren sie einfach besser eingestellt. Am Ende haben sie verdient gewonnen.“ Washingtons Ovechkin: „Wir glauben aneinander. Es ist ein tolles Team und wir haben viel geschafft. Allerdings sind wir erst an der Hälfte unseres Weges angekommen.“
Winnipeg Jets – Nashville Predators 0:4 (0:1, 0:1, 0:2)
Play-off-Stand: 3:3
Bereits der Start hatte es in sich. Scheinbar hatten die Predators die 2.100 Km weite Anreise viel lockerer weggesteckt als erwartet, denn bereits nach 62 Sekunden führten sie 1:0. Der Schweizer Roman Josi schoss von der blauen Linie, traf seinen Mannschaftskameraden Arvidsson und dieser lenkte die Scheibe unhaltbar für Winnipegs Schlussmann Hellebuyck in das Tor. Die Unparteiischen winkten zunächst ab, wurden dann aber per Videobeweis vom Gegenteil überzeugt. Hauptschiedsrichter Wes McCauley ließ sich jedoch nicht zu einer seiner berühmten, leicht überdramatisierten Durchsagen hinreißen, sondern gab das Ergebnis sachlich bekannt. Ein Auftakt nach Maß - und die übertölpelten Jets mussten nun mitansehen, wie ein Konter nach dem anderen vom starken Keeper Hellebuyck entschärft werden musste. Aber auch Winnipeg hatte gute Möglichkeiten. Der bereits seit seinen NHL-Anfangstagen in der Jets/Trashers-Organisation spielende Little scheiterte nur knapp an Nashvilles Rinne und auch Stastny konnte das Spielgerät aus einem Meter Torentfernung nicht in die Maschen setzen.
Einem atemberaubenden Schnellstart von Filip Forsberg hatten die Predators in der 29. Minute das 2:0 zu verdanken. Zuvor hatte Jets-Defender Chiarot den Puck an der Bande nicht unter Kontrolle bringen können und ihn an Forsberg verloren. Dieser Rückstand brachte Winnipeg jetzt richtig in die Bredouille. Zwar griffen sie verstärkt an, setzten Nashville unter Druck aber der starke Keeper Rinne zeigte sich auf der Hut, machte über das ganze Spiel 34 Saves und ließ die Jets verzweifeln. Auf der anderen Seite fiel auch das 3:0 ganz leicht. Filip Forsberg stand in der 46. Minute mutterseelenalleine vor Hellebuyck und das nutzte der gewiefte Schwede eiskalt aus. Damit war das Spiel gelaufen und am Ende durfte sich Nashvilles Viktor Arvidsson über ein weiteres Tor freuen, einem Empty-Netter zum Endstand 4:0.
Dazu Nashvilles Defender PK Subban: „Das war heute ein glänzende Leistung meiner Mannschaft. Wird können große Spiele gewinnen und auch diesen Wettbewerb.“ Ganz locker sah es der zweifache Torschütze Filip Forsberg: „Um ehrlich zu sein, machen die Play-Offs am meisten Spaß. Wir genießen jedes Spiel und das macht es für uns vielleicht so leicht.“
Und Winnipegs Kapitän Blake Wheeler sagte: „Stastny und Scheifele hatte zwei echt gute Chancen, aber Nashvilles Keeper Rinne war einfach super. Natürlich ist unser Powerspiel ergebnisorientiert und wir sind es gewohnt, mindestens ein Tor zu erzielen. Diesmal hat es nicht geklappt aber das muss für Spiel sieben nichts bedeuten.“