Washington Capitals gehen in Finalserie 2:1 in Führung3:1-Erfolg gegen die Vegas Golden Knights

Zwei Außenseiter, die das Finale erreicht haben. Mehr Dramatik geht nicht und was die Capitals angeht, deren Fans sprechen seit Wochen nur noch über das Finale. Jetzt haben sie es erreicht und sie wollen den ersten Stanley-Cup-Sieg, seit die Franchise im Herbst 1974 erstmals in der Hauptstadt NHL-Eishockey anbot. Zuletzt standen die Caps im Mai 1998 im Finale, hatten da aber gegen die Detroit Red Wings beim 0:4 keine Chance. Jetzt sieht die Welt anders aus und wie heiß die Fans rund um das „White House“ sind, gibt die Tatsache wieder, dass die ersten beiden Spiele in Las Vegas in der Capital One Arena in Washington übertragen wurden. 14.000 Zuschauer kamen je zu beiden Spielen und „Wheel of Fortune“-Moderator Pat Sajak gab die Mannschaftsaufstellung bekannt. Dazu Capitals-Abwehrspieler John Carlsson: „Die Fans verdienen es. Sie haben uns mächtig unterstützt und jetzt sollen sie maximalen Spaß haben und natürlich den Cup mit uns gewinnen.“ Und T.J. Oshie meinte: „Ich habe die Fans noch nie so gesehen. Sie sind immer gut, aber ich habe sie noch nie so gesehen.“
Die Washington Post errechnete, dass es seit dem letzten Finalspiel 1998 genau 7.291 Tage vergangen sind, bis die Serie in Washington wieder Einzug hielt und informierte seine Leser, dass seit 1939 in 77,8 Prozent aller Fälle der Sieger von Spiel drei auch den Cup gewann.
Hatte die Post recht?
Auf alle Fälle starteten die Capitals überfallartig. Bereits nach 70 Sekunden bediente Kusnetsow seinen russischen Mannschaftskollegen Ovechkin, aber dieser scheiterte an Vegas-Keeper Fleury, der im Fallen seine linke Fanghand noch an den Puck bekam. Das war die Leistung, die alle fürchteten und die Fleury seinen Status in Vegas bestätigen ließ. Nur 240 Sekunden später hob sich das Hallendach, als die Capitals mit 1:0 in Führung gingen. Chandler Stephenson hatte geschossen, aber nur eine Sekunde vor dem Abschluss hatte Capitals-Stürmer Smith-Pelley Fleury umgerannt, so dass dieser beim Schuss chancenlos war. Das 1:0 wurde zurecht aberkannt.
Erst langsam kam Vegas ins Spiel, hatte jedoch schnell eine Großchance, als Topstürmer Marchessault im Powerplay nur den Pfosten traf. Auch wenn es noch ein paar Möglichkeiten auf beiden Seiten gab, echte Knaller waren nicht dabei. Beide Abwehrreihen verrichteten einen guten Job und Washington musste sich in Geduld fassen. Dazu Capitals-Stürmer Nicklas Bäckström: „Wir gehen nicht zu viele Risiken ein. Ich habe das Gefühl, dass du so spielen musst. Du musst defensiv gut spielen, und genau das machen wir gerade.“
Die Marschroute der Golden Knights wurde dann bereits nach 70 Sekunden im Mitteldrittel aus den Angeln gehoben. Einen Frontalangriff der ersten Capitals-Reihe mit Kusnetsow, Carlsson und Ovechkin mit drei Einschussmöglichkeiten konnten Fleury & Partner noch abwehren, aber beim vierten Versuch war dann Ovechkin zur Stelle und schob die Scheibe, wie es einem Weltstar gebührt, mit der Rückhand im Fallen zum Führungstor ins Netz. Nachdem auf der anderen Seite Marchessault nach einem perfekten Solo nur knapp am Vegas-Alptraum Holtby scheiterte, fiel das zweite Tor der Gastgeber. Die beiden Vegas-Akteure Perron und Theodore ließen sich ausspielen und ermöglichten den Capitals eine 3:1-Situation, die Evgeny Kusnetsow eiskalt ausnutzte, obwohl seine Mitspieler Beagle und Orlov besser postiert waren.
Aber die goldenen Ritter aus Nevada waren noch nicht geschlagen und hatten auch noch Glück. Braden Holtby, dem die Capitals auch zu einem guten Stück den Einzug in das Finale zu verdanken haben, leistete sich einen Blackout, ähnlich dem von Loris Karius im Fußball-Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool. Holtby wollte in der 44. Spielminute hinter seinem Tor den Puck an seinen Mitspieler Carlson weiterleiten, wurde von Vegas-Stürmer Bellamare gestört und bediente den Tschechen Tomas Nosek, der ins leere Tor zum 1:2 traf. Damit war die Spielspannung wiederhergestellt, zumindest für zehn Minuten. Dann leistete sich auf der anderen Seite Theodore (Vegas) einen ähnlichen Fehler wie zuvor Holtby, ließ sich von Beagle, fast schon unbedrängt, die Scheibe abnehmen. Dieser bediente Devante Smith-Pelley und es stand 3:1.
Dabei blieb es bis zum Ende, wobei die Capitals laut Schussverhältnis von 26:22 ein leichtes optisches Übergewicht hatten.
Stimmen zum Spiel:
Marc-Andre Fleury (Vegas): „Noch ist die Serie nicht verloren. Es werden noch viele Minuten gespielt und wir haben genug Zeit, in die Serie zurückzufinden.“
Ryan Reaves (Vegas): „Wir waren nicht konzentriert genug. Die Capitals hatten mehr Einschussmöglichkeiten als sie bekommen sollten. Daran müssen wir unbedingt arbeiten.“
Headcoach Barry Trotz (Washington): “Es war unser erster Heimsieg in einem Play-off-Finale in unserer Geschichte. Ich finde, dass war ein bisschen poetische Gerechtigkeit, wenn man so will, für all die harten Zeiten.“
Headcoach Gerard Gallant (Vegas): “Mein Team wird das heutige Spiel vergessen und neu angreifen. Washington war heute Abend besser und sie haben verdient gewonnen.“