Was machen die Deutschen in der NHL?

Dennis Seidenbergs
Team Carolina Hurricanes hat derzeit einen Lauf: Sechs Siege in Folge, nur
einen Punkt hinter dem Tabellenvierten in der Eastern Conference, den
Philadelphia Flyers; Seidenbergs früherer Klub hat aber drei Spiele weniger
bestritten haben als die ’Canes. Es geht also nicht mehr nur um die erste
Play-Off-Teilnahme der Hurricanes seit deren Stanley Cup-Sieg 2006, sondern
auch um das Heimrecht in der ersten Runde. Der gebürtige Schwenninger spielt
ordentlich und gehört zu den vier Top-Verteidigern in Raleigh. Die ’Canes haben
allerdings kein leichtes Restprogramm: Viermal gegen Klubs mit Endrundenchancen
(Rangers, Penguins, Sabres und Devils) und einmal zuhause gegen die New York
Islanders, die zwar abgeschlagen am Tabellenende stehen, aber seit kurzem
ziemlich gute Leistungen abliefern.
Schwieriger
als Seidenberg mit den Hurricanes haben es Jochen Hecht und die Buffalo Sabres:
Vier Zähler Rückstand auf einen Play-Off-Platz, gestern gab es einen hart erkämpften
4:3-Sieg nach Penaltyschießen beim Tabellenachten Montréal Canadiens. Hecht
selbst hat in den letzten zwei Spielen ein Tor erzielt und zwei Vorlagen
gegeben, ein deutlicher Aufwärtstrend also beim Mannheimer, der ansonsten eine
seiner schlechtesten NHL-Saisons bietet. Es wird eng werden für die Sabres,
aber wenigstens hat sich Goalie Ryan Miller wieder gesund gemeldet und damit
die Aussichten für die Endrundenteilnahme erhöht.
Die können
Christoph Schubert (Ottawa Senators) und Olaf Kölzig (Toronto Maple Leafs) dagegen
nun wohl endgültig abschreiben. Die Sens haben nach den Niederlagen in
Carolina am Mittwoch und gestern in Atlanta bei zwölf Punkten Rückstand auf
Platz acht nur noch theoretische Chancen, und Schubert sitzt dabei unter dem
neuen Trainer Cory Clouston öfter auf der Tribüne. Am Mittwoch wurde der
Münchener, der diese Saison die wenigsten NHL-Spiele seit seinem Durchbruch
2005/06 bestreiten wird, drei Minuten vor Spielende Opfer eines (völlig korrekten)
Monsterchecks von Tuumo Ruutu und kam nur sehr langsam wieder auf die Beine;
Spiegelbild eines verkorksten Jahres für Schubert und die Senators.
Kölzigs
Leafs hätten den am 6. April 39 Jahre alt werdenden Torwart gestern Abend
gut gebrauchen können: Rookie Justin Pogge ließ bei der 5:7-Heimniederlage
gegen die Boston Bruins, bei denen Marco Sturm nach seiner Knie-OP erst nächste
Saison wieder mitwirken wird, bei zwanzig Schüssen auf seinen Kasten sechs Treffer
zu und wurde nach knapp 33 Minuten gegen den fast 42-jährigen Curtis Joseph
ausgewechselt. Ob „Olie the Goalie“, der erst am 4. März von Tampa Bay nach
Toronto getradet worden war, nach seiner Armverletzung überhaupt noch einmal in
der NHL spielen wird, ist ungewiss.
Verletzt ist
derzeit auch Stürmer Marcel Goc von den San Jose Sharks (Spitzenreiter im Westen), aber
er hofft schon diese Woche wieder ins Geschehen eingreifen zu können. Sein
Teamkollege Christian Ehrhoff wird diese Saison nicht nur mit einem echten
Titelanwärter in die Play-Offs einziehen, sondern auch sein statistisch bestes
NHL-Jahr abliefern. Die Krönung wäre natürlich der Stanley Cup, doch dafür
müssen die Sharks zuerst ihren Ruf als Endrunden-Versager ablegen. (Oliver
Stein)