Vor dem Stanley Cup-Finale: Detroit Red Wings

In der Detroiter Joe Louis Arena steigt am kommenden Samstag bekanntlich das erste Spiel der Finalserie um den Stanley Cup. Gegenüber stehen sich mit den Heimrecht innehabenden Red Wings und den Pittsburgh Penguins zwei ziemlich unterschiedliche Teams. Wer setzt sich nach maximal sieben Spielen durch, die Detroit Red Wings mit ihrer großen Erfahrung oder die schnellen und laufstarken Pittsburgh Penguins?
Die geballte Routine stellt das Team von Chefcoach Mike Babcock dar. Der Altersdurchschnitt des aktiven Red Wings-Kaders bewegt sich einigermaßen deutlich jenseits der 30. Nicht unwesentlichen Anteil daran trägt freilich Verteidiger-Methusalem Chris Chelios mit seinen 46 Lenzen. Der will jetzt mit seinen Red Wings nochmals nach der wohl am schwierigsten zu erringenden Trophäe im Profimannschaftssport greifen. Zehn Mal schon stemmten Spieler mit dem geflügelten Rad auf der Brust den Stanley Cup in die Höhe. Zuletzt war es Steve Yzerman, der zum Ende der Saison 2001/02 als Kapitän den begehrten Pott für Detroit in Empfang nehmen durfte. Verantwortlicher Trainer war dazumal der legendäre Scotty Bowman. Immerhin acht Spieler der damaligen Siegermannschaft, eben besagter Chris Chelios, der aktuelle Käpt’n Nicklas Lidström sowie Pavel Datsyuk, Kris Draper, Tomas Holmström, Kirk Maltby, Darren McCarty und Dominik Hasek, gehören noch immer oder wieder zum Kader der Red Wings, der sich nun anschickt, den Stanley Cup ein elftes Mal nach „Hockeytown“ zu holen.
Und die Chancen der Red Wings stehen wahrlich nicht schlecht, den früheren Erfolg zu wiederholen. Aufgrund des Salary Caps ist die Dichte der Stars zwar wie bei allen NHL-Teams inzwischen nicht mehr ganz so groß, an überdurchschnittlichen Spielern herrscht in Detroit dennoch längst kein Mangel. Die Paradereihe mit Henrik Zetterberg und Pavel Datsyuk gehört sicherlich zum Besten vom Besten, was die NHL zu bieten hat. Beide zusammen scorten in den bisherigen 16 Play-off-Spielen beeindruckende 40 Punkte. Zu den beiden Top-Stars gesellte sich in den Play-off mit Johan Franzen recht überraschend ein so genannter Rollenspieler als kontinuierlicher Torschütze. Zwölf Tore erzielte der hünenhafte Schwede, der allerdings nach dem ersten Spiel im Conference Finale verletzungsbedingt ausfiel. – Franzen wird sich, so General Manager Ken Holland gegenüber der Detroiter Free Press, dieser Tage einem weiteren Test unterziehen müssen. Er sei zwar inzwischen frei von Kopfschmerzen, habe jedoch noch nicht auf höchstem Level trainiert. Franzens Einsatz beim Auftakt der Finalserie ist trotz deutlicher Fortschritte also zumindest weiter fraglich.
Nach echten Schwächen muss man bei den Red Wings schon eine Weile suchen. Auf nahezu gleich bleibend hohem Niveau funktionieren Über- und Unterzahl (21% bzw. 87,3%) und die Produktion stimmt dank der vorgenannten Protagonisten ja sowieso. In der Hintermannschaft ziehen Nicklas Lidström, Brian Rafalski und Niklas Kronwall effektiv die Fäden. Nach dem Wechsel zwischen den Pfosten von Dominik Hasek, dessen lange und überaus erfolgreiche Karriere sich nun wohl tatsächlich dem Ende zuneigt, zum dann erstaunlich stark haltenden Chris Osgood (Gegentorschnitt: 1,60 – Fangquote: 93,1%) war die augenfälligste Schwachstelle der ersten Spiele behoben. Zwar benötigte man in der ersten Play-off-Runde sechs Spiele gegen die Nashville Predators zum Weiterkommen, was zwischenzeitlich Befürchtungen aufkommen ließ, das erneut punktbeste Team der Liga könnte wieder einmal kläglich gegen einen Underdog scheitern. Doch schon in Runde zwei, gegen die überforderte, jedoch auch von Verletzungen gebeutelte Colorado Avalanche, untermauerten die Red Wings mit einem Sweep ihre Titelansprüche.
In wirkliche Schwierigkeiten könnten die Detroit Red Wings vor allem dann kommen, wenn es den Penguins gelänge, die Kreise Zetterbergs und Datsyuks nachhaltig einzuschränken. Denn nach diesen beiden Top-Stürmern und dem verletzten Franzen hat Detroit keinen weiteren Spieler im Team, der in diesen Play-off mehr als vier Tore erzielen konnte. Mit den beiden 24-jährigen Jiri Hudler und Valtteri Filppula finden sich aber auch im Red Wings-Kader zwei junge Stürmer, die jederzeit für entscheidende Tore gut sind. Im entscheidenden sechsten Spiel des Conference Finals gegen die Stars sprangen Raubein Dallas Drake (39 Jahre) sowie Kris Draper (feiert just am ersten Finalspieltag seinen 37. Geburtstag) als Torschützen ein und stellten mit ihren Treffern den hoch verdienten 4:1-Auswärtserfolg und damit den Einzug ins Stanley Cup-Finale sicher.
Also: Alter schützt vor Leistung nicht! Diesen Spruch sollten sich die um einiges jüngeren Penguins-Cracks - Altersschnitt beträgt etwas über 27 Jahre - vielleicht als Warnung vor allzu viel Übermut hinter ihre (teilweise noch recht grünen) Ohren schreiben, wollen sie kein böses Erwachen aus ihren Titelträumen erleben. Die Detroit Red Wings verfügen über alle nötigen Voraussetzungen, den im Verhältnis Play-off unerfahrenen Pittsburgh Penguins ihre Grenzen deutlich aufzuzeigen.