Vor 100 Jahren: Der Triumph der Seattle MetropolitansErinnerung an ersten Stanley-Cup-Sieger der USA

Stanley-Cup-Geschichte beginnt 1893
Wer sich in Seattle an den letzten Stanley-Cup-Sieg erinnern will, muss zum Historiker werden. Denn der große Triumph der Seattle Metropolitans ist nun exakt 100 Jahre her. Das passt perfekt – denn die National Hockey League feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Es ist kein großes Geheimnis, dass der Stanley Cup älter ist als die heute beste der Liga der Welt. Während die NHL 1917 das Licht der Welt erblickte, wird der Pokal, den Kanadas damaliger Generalgouverneur Frederick Arthur Stanley stiftete, seit 1893 ausgespielt wird. Ursprünglich war es ein Challenge Cup, das heißt, der Titelverteidiger wurde herausgefordert. Letztlich sollten die Meister aller damaligen Ligen die Chance haben, um diesen Cup zu spielen. Sozusagen ein kanadischer Meisterpokal. So bezieht sich auch das „National“ in National Hockey League auf Kanada, nicht auf die USA, die nun 100 Jahre später, das Gros der bald 31 Teams der Liga bildet.
1917: Erster Sieg eines US-Teams
Seattle aber bildet gerade in dieser Entwicklung, der Öffnung zu den USA, einen Meilenstein. Denn die Seattle Metropolitans sind das erste US-Team, das den Stanley Cup gewinnen konnte. 100 Jahre ist das her – und seither gab es nicht nur keinen weiteren Erfolg, sondern auch nie ein NHL-Team in der „Emerald City“ ganz im Nordwesten der USA.
Das soll sich bekanntermaßen ändern. Es gibt Ideen und Projekte, ein NHL-Team in die Stadt zu bringen, die als eishockeyverrückt gelten darf. Die Seattle Thunderbirds spielen seit 1977 (damals noch als Breakers) in der Western Hockey League, also eine der drei großen Juniorenligen, die gemeinsam die Canadian Hockey League bilden.
Eishockey-Enthusiasten stellen Ausstellung zusammen
Aktuell haben einige Eishockey-Enthusiasten eine Ausstellung ins Leben gerufen, die in Seattle an den Stanley-Cup-Sieger von 1917 erinnert. Jeff Obermeyer zum Beispiel hat zum Thema der Seattle Thunderbirds geforscht, hat den Standort des damaligen Stadions ausgemacht. „Der Standort der Arena war an der Ecke Sechste (Straße) und University, wo später ein Parkhaus und dann das IBM Building entstand“, verriet er dem Portal MyNorthwest.com. Das Team „wurde nach der Metropolitan Building Company benannt, die die Arena gebaut hat, in der die Mets gespielt haben.“ Ein anderer Fan der lange vergangenen Mets, Paul Kim, hat eine Sammlung aus Erinnerungsstücken zusammengestellt, die nun in Seattle zu sehen ist. Natürlich wünschen sich die beiden ein aktuelles NHL-Team in ihrer Stadt. Schon in den 60er und 70er Jahren gab es Gerüchte um eine NHL-Expansion, als die Seattle Totems in der (Senioren) Western Hockey League spielten.
Sechs statt fünf Feldspieler
Die Stanley-Cup-Serie von 1917 war – wie viele andere dieser Zeit – kurios. Gegner der Metropolitans waren die legendären Montréal Canadiens aus der damaligen National Hockey Association, der direkten Vorgängerliga der NHL (1910 bis 1917). Mit 3:1 Siegen setzte sich Seattle als Meister der Pacific Coast Hockey Association durch. Kurios war es deshalb, weil bei diesen „Interleague Games“ jeweils die Regeln der Liga des Heimteams galten. So wurden die Spiele in Seattle nach PCHA-Regeln ausgetragen – und das bedeutet, das dort sechs Feldspieler (!) und ein Torhüter auf dem Eis standen.
Ab 1926/27: NHL-Meister automatisch Stanley-Cup-Sieger
Seit Gründung der NHL zur Saison 1917/18 gewannen mit der Ausnahme der Victoria Cougars (WHL, 1925) nur noch NHL-Teams. Seattle erreichte noch zweimal das Stanley-Cup-Finale: 1919 wurde die Serie gegen die Montréal Canadiens beim Stand von 2:2 Siegen wegen der Epidemie der Spanischen Grippe abgebrochen. 1920 unterlagen die Metropolitans den Ottawa Senators. 1926 hatte mit der WHL die letzte andere Major League ihren Spielbetrieb eingestellt, sodass ab 1926/27 der NHL-Champion automatisch Stanley-Cup-Sieger wurde. 1947 erhielt die NHL auch offiziell die exklusiven Rechte am Stanley Cup – und konnte so die Forderung der von 1972 bis 1979 existierenden Konkurrenzliga World Hockey Association (WHA) abwehren, dass die Meister von NHL und WHA um den Stanley Cup spielen sollten.
In diesen 100 Jahren seit dem Stanley-Cup-Sieg der Seattle Metropolitans ist also viel passiert. Bemerkenswert genug, dass es immer noch „Fans“ der Mets gibt, die sich nichts sehnlicher wünschen als ein NHL-Team in ihrer Stadt. Und wie das heißen soll, da gibt es bei den Fans der Metropolitans nicht den geringsten Zweifel.