Vielleicht die letzte ChanceNHL Teamcheck: New York Rangers
Einer der besten Goalies der NHL - Henrik Lundqvist (Foto: Imago)Seit zwei Jahren trainiert Alain Vigneault nun schon die New York Rangers. Die Resultate können sich sehen lassen. Zwei Mal ist sein Team sehr weit in den Playoffs vorgedrungen. Im ersten Jahr standen sie im Finale, im letzten Jahr waren sie das beste Team der Hauptrunde, scheiterten allerdings in Spiel sieben der Eastern Conference Finals an den Tampa Bay Lightning. Von einigen Spielern mussten sich die New Yorker während des Sommers trennen, um unter der Gehaltsobergrenze zu bleiben. Zusätzlich beendete Martin St. Louis seine Karriere. Die Rangers gelten noch immer als einer der Titelfavoriten.
Henrik Lundqvist wird nicht ohne Grund „King Henrik“ (König Henrik) genannt. Er, LA’s Jonathan Quick und Montreal’s Carey Price sind die Elite im Tor der NHL. Die Konstanz und die stoische Ruhe zeichnen den Schweden aus. Lundqvist ist kein Goalie der für eine Masse an Highlights sorgt, wie bspw. ein Jonathan Quick. Er arbeitet mehr mit seinem Stellungsspiel, steht häufig sehr tief in seinem Tor und liest das Spiel, durch sein außerordentliches Spielverständnis sehr gut. Abpraller lässt er selten zu und wenn doch, kontrolliert er sie meistens. Die kommende Saison wird seine 11. NHL Saison. Auch im nächsten Jahr wird sich das Team wieder auf einen starken Lundqvist verlassen.
In der Defensive hat sich, im Vergleich zur Vorsaison, nichts verändert. Die starke Verteidigung, der Rangers, wird angeführt von Ryan McDonagh und Dan Girardi. McDonagh ist ein dominierender Verteidiger, mit der Fähigkeit, die Top-Reihe des Gegners aus dem Spiel zu nehmen. Er kann aber auch offensiv Akzente setzen. Sein Partner Girardi denkt etwas defensiver. Nicht ohne Grund führte er das Team in gespielte Minuten, in Unterzahl an. Durchschnittlich 2:47 Minuten pro Spiel steht Girardi in Unterzahl auf dem Eis. Zusätzlich führte er das Team bei geblockten Schüssen (184) und Checks (224) an. Das zweite Paar besteht aus Marc Staal und Dan Boyle. Auch hier haben die Rangers eine Kombination aus einem offensiv-denkenden und einem defensiv-denkenden Verteidiger. Staal hatte die meisten Puckeroberungen (43) aller Verteidiger der Rangers, in der vergangenen Saison. Staal ist besonders dann wertvoll für die Rangers, wenn sie auf offensiv tief besetzte Teams, wie Tampa Bay oder Pittsburgh treffen. Boyle hingegen kam zu den Rangers, um Anton Stralman zu ersetzten. Während der regulären Saison ließ er Zweifel aufkommen, ob seine Verpflichtung die richtige war. Er konnte zwar einige Zeichen im Powerplay setzen, seine Kritiker verstummen konnte Boyle allerdings erst in den Playoffs. Hier gelangen ihm 10 Punkte in 19 Spielen. Komplettiert wird die Verteidigung von Keith Yandle und Kevin Klein. Yandle stieß zur Trade Deadline, in der vergangenen Saison, zu den Rangers. Er kam als Top-Verteidiger der Arizona Coyotes und musste in New York eine deutlich kleinere Rolle ausfüllen. Das, und das neue System machten ihm spürbar zu schaffen, sodass seine Verpflichtung im Nachhinein kritisch gesehen wird. Er wird in der kommenden Saison mehr zeigen müssen.
In der Offensive wiegt natürlich der Verlust von Martin St. Louis schwer. Seine Einstellung, Erfahrung und Fähigkeiten waren beispielhaft. Besonders profitierte Rick Nash von ihm. Nash schoss in der letzten Saison, die meisten Tore seiner Karriere (42). Aber der kantige Flügelstürmer konnte abermals nicht in den Playoffs überzeugen. Zwar erzielte er 14 Punkte, auf dem Weg in das Conference Finale, wirkte allerdings weniger dominant, wie noch während der regulären Saison. In der kommenden Saison wird Nash wieder ein wichtiger Faktor im Offensivspiel der Rangers sein, seine Kombination aus Technik und Kraft findet man so nur selten in der NHL. Headcoach Alain Vigneault hat die Fähigkeit, Spieler gemäß ihrer Fähigkeiten, perfekt einzusetzen. Dies machte ihn in Vancouver erfolgreich und nun auch bei den Rangers. Ein Spieler, der davon besonders profitieren zu scheint, ist Chris Kreider. Der Flügelstürmer ist unglaublich schnell. Manchmal wirkt es, als können seine Hände, nicht mit dem Tempo seiner Füße mithalten. Für die kommende Saison muss es sein Ziel sein, weniger Schwächephasen zu haben, um seinen Platz, in den ersten beiden Reihen der Rangers zu sichern. Denn mit St. Louis fehlt in der kommenden Saison nicht nur ein wichtiger Baustein der guten Leistungen in den letzten Jahren. Carl Hagelin verließ den Big Apple und wechselte zu den Anaheim Ducks. Für ihn kam Emerson Etem nach New York. Beide Spieler ähneln sich von ihrem Stil sehr. Der Unterschied ist, dass Etem deutlich körperbetonter spielt. Den Platz von Hagelin, in der dritten Reihe, wird wohl Mats Zuccarello einnehmen. Der Norweger kam auf 49 Punkte in der abgelaufenen Saison, ohne St. Louis und Hagelin wird er in der Offensive noch mehr gefordert sein.
Klar, die Rangers gehen auch diese Saison als Favorit ins Rennen. Sie haben einen der besten Goalies auf der Welt und eine ausgeglichene, tief besetzte Verteidigung. Der Sturm verlor einige wichtige Säulen der letzten beiden Jahre, ist aber dennoch sehr gut besetzt. Das Team vom Big Apple tendiert immer etwas den Saisonstart zu verschlafen, fängt sich aber rechtzeitig, um dann zu den Playoffs voll da zu sein. Die anderen Team in der Metropolitan Division, wie Columbus, Pittsburgh Washington oder die NY Islanders, haben sich über den Sommer hinweg teilweise deutlich verbessert. Vielleicht ist die Saison 2015/16 die letzte Chance, um nach der größten Trophäe des Sports zu greifen.