Tom Kühnhackl und der gelebte Traum„Du wirst immer härter arbeiten müssen als die anderen Jungs“

„Du kannst daheim nicht mit ihm durch die Straßen gehen, jeder kennt ihn“, sagte Tom Kühnhackl kürzlich in einem Gespräch mit Dan Rosen von NHL.com. Der 24-Jährige beschreibt damit eigentlich perfekt, dass es für ihn nahezu unmöglich ist, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Erich Kühnhackl ist der „Deutsche Eishockey Spieler des Jahrhunderts“. Der 65-Jährige erzielte in 772 Spielen in der Deutschen Bundesliga 773 Tore. 131 Treffer sammelte er im Trikot der Deutschen Nationalmannschaft und ist damit Rekordtorschütze und Mitglied in der Hall of Fame des DEB und der IIHF.
Ein tolles Vorbild für den jungen Tom, der unbedingt Eishockey-Profi werden wollte. Sein Vater war sein Mentor und sein Trainer. Für den gebürtigen Landshuter war es Glück, Luxus und Last zugleich. Denn der Name Kühnhackl allein sorgte für hohe Erwartungen an den jungen Tom. „Der Druck war groß. Ich sagte ihm: Du wirst immer härter arbeiten müssen als die anderen Jungs“, so Erich Kühnhackl auf NHL.com. Manchmal war das Training unter seinem Vater auch hart. Ständig sagte er Tom, dass er zwar gut in der Offensive sei, aber schrecklich in der Defensive. „Wenn ich jetzt daran denke, hatte er total recht“, so Tom Kühnhackl. Die Ironie des Schicksals machte aus Tom einen ganz anderen Spieler, als es sein Vater war. Kühnhackl Junior ist der akribische Arbeiter in der eigenen Zone, ein starker Unterzahlspieler, mit Stärken Abseits der Scheibe. Erich Kühnhackl genoss schon wegen seiner Statur einen Sonderstatus. Großgewachsen, stark auf den Schlittschuhen und im Abschluss eiskalt.
Für Tom geht es nun darum kein Tor zuzulassen. In der letzten Saison spielte er die meiste Zeit in der East Coast Hockey League. Dort lernte er eine Lektion, an der viele Spieler in Nordamerika scheitern. Er musste akzeptieren, dass er, wenn er in der NHL erfolgreich sein will, eine andere Rolle einnehmen muss, als die, die er sein ganzen Leben zuvor gespielt hat. Aus dem Topscorer der Windsor Spitfire (39 Tore 2010/11) wurde der Arbeiter.
Diese Saison begann Kühnhackl in der AHL bei den Wilkes-Barre Scranton Penguins („Baby-Pens“). Als NHL-Headcoach Mike Johnston Mitte Dezember durch Mike Sullivan ersetzt wurde, dauerte es nur wenige Tage, bis die Penguins Tom Kühnhackl in die NHL beförderten. Sullivan coachte ihn zuvor bei den „Baby-Pens“ und wusste, dass auf den jungen Deutschen mit dem großen Namen Verlass ist. Nun spielt er mit den Penguins im Stanley Cup Finale. Nach drei Spielen führt Pittsburgh mit 2:1 Siegen und hat heute Nacht (2 Uhr – live Sport1 US) die Chance sich Matchpucks zu erspielen. Auch beim vierten Spiel wird sein Vater wieder ganz vorn dabei sein:„Seine Motivation, all die Jahre, war es in der NHL zu spielen. Das war sein Traum und er lebt ihn.“