Tim Stützle wieder mit Scorerpunkt für die Senators bei knapper Heimniederlage gegen die CoyotesArizonas Phil Kessel: Dauerbrenner und Jung-Papa
Tim Stützle leistete drei Vorlagen beim Sieg der Senators gegen die San Jose Sharks. (picture alliance / empics)Es waren vor allem die Zeitpunkte, zu denen die Tore fielen, die das Spiel zugunsten der Coyotes entschieden. Erst drehten sie im ersten Drittel mit einem Doppelschlag durch Lawson Crouse innerhalb von 71 Sekunden die Führung der Gastgeber in Kanadas Hauptstadt durch Josh Norris. Nach 14 Minuten glichen die Sens das Spiel in Überzahl aber wieder aus: Brady Tkachuk gewann das Anspiel am linken Bullykreis, Tim Stützle passte sie aus dem Gewühl quer zu Josh Norris, der sich diese Gelegenheit nicht entgehen ließ und freistehend per Handgelenkschuss traf. Der nächste schmerzhafte Moment für die Hausherren folgte im Mittelabschnitt, als erneut Lawson Crouse, dieses Mal per Alleingang in Unterzahl, die Führung für die Gäste erzielte. Es war der erste NHL-Hattrick für den 24jährigen Kanadier, der seit 2016 für die Coyotes aufläuft.
Diese glich Connor Brown im Schlussdrittel wieder aus, doch die Freude währte nur kurz: Bereits 16 Sekunden später waren die Gäste wieder in Führung gegangen durch Nick Schmaltz. In der Schlussminute machte Barrett Hayton mit seinem Treffer ins leere Tor der Senators den 5:3-Ausswärtssieg für sein Team perfekt. Zu diesem Treffer gab Nick Schmaltz die Vorlage, der in seinem Sieben-Punkte-Spiel beim 8:5-Sieg ebenfalls gegen die Sens kürzlich einen Franchise-Rekord aufgestellt hatte.
Mit Phil Kessel haben die Arizona Coyotes einen weiteren Rekordmann in ihren Reihen. Der pausbäckige US-Amerikaner wurde bis dato in 959 Spielen in Folge eingesetzt über einen Zeitraum von mehr als 4.500 Tagen. Zu Beginn dieser Superserie, in der Saison 2008/09, trat der damals Zwanzigjährige für die Boston Bruins an. Es folgten Einsätze für die Toronto Maple Leafs, die Pittsburgh Penguins, mit denen er zweimal den Stanley Cup gewann, und schließlich die Arizona Coyotes. Die 959 Partien bedeuten aktuell Platz drei in der ewigen NHL-Rangliste. Platz zwei ist in Sichtweite und auch Platz eins ist noch möglich. Rang zwei wird von Doug Jarvis gehalten. Der Kanadier, der hauptsächlich für Montreal und Washington tätig war, beendete 1988 seine Karriere, stand insgesamt in 1069 Spielen auf dem Eis, davon 964 in Folge. Auf Platz eins steht der noch aktive Keith Yandle. Yandle kann auf 981 Spiele in Serie zurückblicken. Er zeigte im November 2019 seine ganze Härte gegen sich selbst, als er einen Puck ins Gesicht bekam, neun Zähne einbüßte und trotzdem im nächsten Spiel wieder für die Florida Panthers auf dem Eis stand. Rekorde werden einem nicht geschenkt.
Der verrückte Tag des Phil Kessel: Rekordjagd und ein Baby
Weit weniger schmerzhaft war der kleine Stunt, den Kessel in der vergangenen Wochen unternahm, um seine Serie weiter am Laufen zu halten. Der 34jährige Stürmer ist mit Sandra Pereira liiert, einer Instagram-Berühmtheit. Nun stand die Geburt ihres ersten Kindes unmittelbar bevor - und genau in diese heiße Phase fielen zwei Spiele der Senators. Eines auf eigenem Eis gegen Ottawa und ein Auswärtsspiel gegen die Detroit Red Wings. Die Coyotes flogen nach Detroit, bereiteten sich vor und kurz vor Spielbeginn kam die erhoffte und gleichzeitig befürchtete Nachricht. Die Wehen bei Sandra hatten begonnen, es ging los! Doch was tun: auf das Spiel verzichten oder auf den Rekord? Und natürlich wollte Kessel auch sein Team unterstützen - da hatte er jedoch hatte nicht mit den Überredungskünsten seines Trainers Andre Tourigny gerechnet. Tourigny machte ihm klar, dass eine Geburt etwas ganz Besonderes ist: „Das ist wesentlich wichtiger als jedes Eishockeyspiel.“
Die Lösung: Um seine Rekordjagd nicht zu gefährden, ging Kessel für knappe sechzig Sekunden (ein Torschuss) auf das Eis. Als er es verließ, klatschte sich mit seinen Mannschaftskameraden ab und rauschte zum Flughafen. Dort stand eine von Teambesitzer Alex Meruelo organisierte Charter-Maschine, die Kessel ins 3.000 Kilometer entfernte Phoenix brachte. Wie zu erfahren war, schaffte es Phil Kessel tatsächlich noch rechtzeitig zu seiner Freundin, um der Geburt beizuwohnen. Die neue Erdenbürgerin ist ein Mädchen und heißt Kapri Mary Kessel. Mutter und Tochter geht es gut. Doch die Reisestrapazen und die Aufregung rund um die Geburt haben beim frischgebackenen Vater offenbar ihre Spuren hinterlassen. Kessel war beim nächsten Spiel natürlich wieder mit dabei, allerdings ohne groß aufzufallen. Arizona gewann dennoch in der Overtime mit 5:4 in Toronto. Auch bei den Ottawa Senators agierte er eher zurückhaltend: In 17 Minuten Eiszeit gab er keinen Torschuss ab, leistete lediglich die Vorarbeit zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich.
Manfred Schneider / Holger Neumann