Stanley Cup Finals - Es ist angerichtet

Heute Nacht ist es so weit: die Joe Louis Arena ist Schauplatz des ersten Finalspiels um den Stanley Cup. Gegner des Gastgebers aus Detroit sind die Pittsburgh Penguins.
Selten hat es im Vorfeld eines Finals um Lord Stanleys Cup so viel Wirbel gegeben. Auf der einen Seite stehen die Detroit Red Wings, ein mit erfahrenen Spielern gespicktes Team, das weiß, worauf es im Kampf um die wohl berühmteste Sporttrophäe der Welt ankommt. Insgesamt zehn Akteure aus dem aktuellen Kader können sich bereits mit einem oder mehreren Stanley Cup Ringen schmücken. Zudem haben die Wings mit Chris Chelios den absoluten Methusalem der NHL (46) in ihren Reihen. Doch auch "Cheli" blieb in den bisherigen Play-offs nicht frei von Fehlern, so dass abzuwarten bleibt, wie viel Eiszeit der Oldie in den Finals erhalten wird. Das Team aus"Hockeytown" besticht jedoch nicht nur durch seine große Erfahrung. Mit Spielern wie Valtteri Filppula, Jiri Hudler (beide 24), Niklas Kronvall (27), Brett Lebda (26) und allen voran natürlich Henrik Zetterberg (28) verfügen die Wings nicht nur über Akteure jenseits der 30, die dem Spiel ihren Stempel aufdrücken können. Vor allem Zetterberg, mit 21 Scorerpunkten gemeinsam mit Sidney Crosby bislang punktbester Akteur in den Play-offs, ist stets gefährlich. Gemeinsam mit Pavel Datsyuk, Tomas Holmström, oder aber auch Johan Franzen (fehlt in Spiel eins noch aufgrund von Nachwirkungen einer Gehirnerschütterung) kann der Schwede großen Schaden anrichten. In der Verteidigung stehen die Superstars Nicklas Lidström und Brian Rafalksi wie erwartet ihren Mann. Doch auch Niklas Kronvall, oder aber Brad Stuart konnten bislang überzeugen. Im Tor hat sich der Mut zum Wechsel von Chefcoach Mike Babcock bezahlt gemacht. Für den in der Auftaktserie gegen Nashville schwächelnden Dominik Hasek rückte Chris Osgood zwischen die Pfosten - und überzeugte. "Ozzie" verlor bislang lediglich zwei Partien (gegen Dallas) und verlieh seinen Vorderleuten die nötige Stabilität.
Mit den Pittsburgh Penguins treffen die Wings auf einen jungen, hungrigen Gegner. Der Laie sieht in den Pens eine unerfahrene Mannschaft, die zum großen Teil von ihrer Schnelligkeit und ihrem Enthusiasmus lebt. Doch weit gefehlt. Vielmehr verstehen es die Pens, ihr 1-2-2-System perfekt anzuwenden. Ähnlich wie bei der "Trap" (Falle), nimmt man dem Gegner vor allem im Mitteldrittel die Anspielstationen. Ein kontrollierter Spielaufbau ist so kaum möglich. Zudem haben Spieler vom Schlage eines Sidney Crosby, Evgeni Malkin, oder Marc-Andre Fleury den nächsten Schritt ihrer Entwicklungsstufe genommen und gehören zur absoluten Liga-Elite. Vor allem Fleury ist bislang die positivste Überraschung der diesjährigen Endrunde. Unter der Saison gar das Opfer von Tradegerüchten, ist der 23-jährige Schlussmann nun sogar ein Anwärter auf die Conn Smythe Trophy für den wertvollsten Spieler der Play-offs. Auch vor den "Machenschaften" eines Tomas Holmström muss Fleury nicht bange sein - wer einen Sean Avery "überlebt", hat eigentlich nichts zu befürchten. Vor ihm sorgen vor allem Verteidigerhüne Hal Gill sowie Brooks Orpik für das physische Element, während Sergei Gonchar der Lenker und Denker im Poweplay ist. Elf Skorerpunkte im bisherigen Play-off Verlauf belegen dies eindrucksvoll. Im Sturm verfügen die Pens fast über das Beste, was die NHL zu bieten hat. Sidney Crosby, Marian Hossa und Evgeni Malkin sind über jeden Zweifel erhaben. Ein Vorteil des zweimaligen Stanley Cup Champions ist jedoch seine Ausgeglichenheit. Auch Spieler aus dem zweiten Glied, wie beispielsweise Max Talbot, Ryan Malone und der wieder erstarkte Petr Sykora erzielten bereits wichtige Treffer. Ein bislang noch nicht so großer Faktor war indes Oldie Gary Roberts. Der Stanley Cup Champion von 1989 (Calgary) kam aktuell in nur sechs Play-off Partien zum Einsatz, war jedoch auch durch eine Leistenverletzung und zuletzt durch eine Lungenentzündung gehandicapt.
Ein Blick auf die Kaderlisten verspricht ein enges, hart umkämpftes Finale. Auch statistisch liegen die beiden Mannschaften ganz dicht beieinander. Sollte es den Pens jedoch gelingen, den Wings daheim ein Spiel zu "stehlen", sind sie eindeutig im Vorteil. Denn bislang ging in der heimischen Mellon-Arena noch kein Spiel verloren. Tipp: 4:3 Pittsburgh
(Dennis Kohl)