Sport und Web 2.0Was zwitscherst du so?
Ein ganz besonderer "Gefällt mit"-Button der Münchner Fans in der vergangenen Saison. (Foto: Armin Rohnen - www.stock4press.de)Kaum ist das Problem publik geworden, werden Social-Media-Richtlinien gefordert, um Problemen der Bundesligateams durch Twitter und Facebook vorzubeugen.
Doch bis auf den FC Schalke 04, der seine Spieler bereits vor der Saison auf die Probleme mit Twitter und Facebook hinwies und ihnen mitteilte, dass sie auch dort Personen des öffentlichen Lebens sind und sich dort benehmen müssen, verzichten größtenteils die Vereine darauf, mit ihren Spielern über dieses Problem zu reden. Als würden sie nicht wahrnehmen wollen, dass Twitter auch für Probleme in ihren Reihen sorgen könnte.
Bayern München verhängte nun Social-Media-Richtlinien, die besagen, dass die Spieler keine Fotos mehr vom Vereinsgelände posten dürfen, weil unteranderem Anatoliy Timostschuk ein Foto aus der Kabine online stellte (https://twitter.com/#!/Timo_44/status/160397553815396352/photo/1). Brenos und Timostschuk Verhalten bewegte nun Bayern zum Handeln.
Doch wie sieht es im Eishockey aus?
In der NHL ist es bekannt, dass die Spieler dort im Umgang mit den „sozialen Medien“ geschult werden. In der NHL gibt es seit Mitte September neue Social Media Guidelines (Richtlinien), die den Spielern vorschreiben, dass sie ab zwei Stunden vor dem Spiel bis zu dem Zeitpunkt, zu dem sie ihre Interviews nach dem Spiel gegeben haben, nichts bei Twitter, Facebook, Google+ und so weiter veröffentlichen dürfen. Verstöße können mit Geldstrafen belegt werden. Die NHL ist von den vier großen nordamerikanischen Ligen die letzte, die solche Guidelines einführt. NBA, NFL und MLB hatten sie mitunter schon vor zwei Jahren.
Einige Punkte der „NHL Social Media Policy“ sind, dass alle Tweets eines jeden Spielers archiviert werden, ein Spieler eigenverantwortlich handelt (er nur seine Meinung preisgibt und nicht die des Teams oder der Franchise), er keine geschützten Infos wie Reihenumstellungen oder taktische Sachen leichtfertig posten darf. Natürlich wird er auch dazu angehalten, überlegt zu handeln und die Netzwerke nach bestem Wissen und Gewissen zu nutzen.
Immer öfter kommt es in letzter Zeit vor, dass die Spieler ihre Vertragsverlängerungen oder Wechsel autonom posten und nicht warten, bis es dazu eine Pressemitteilung gibt. So geschehen bei Jeff Ulmer (https://twitter.com/#!/Ulms44/status/95908521132044288), der bereits zwei Tage vor der offiziellen Pressemitteilung über Twitter verbreiten ließ, dass er in die DEL wechselt.
Den Social Media Boom machen sich natürlich auch die Franchises der NHL zu Nutze. In New Jersey wurde Mitte Februar letzten Jahres die „Mission Control“ eingerichtet. Dort halten die Devils in Echtzeit das Social Web im Auge und sehen, wer, was, wo über ihr Team schreibt, und können dementsprechend sofort auf Augenhöhe reagieren.
Stark vertreten bei Twitter und Facebook sind auch die drei Ligen Canadian Hockey League. In der Western Hockey League erarbeiteten die General Manager der Teams die „Social Media and Networking Policy“. Dort wird unteranderem die Regel festgesetzt, das zwei Stunden vor und zwei Stunden nach dem Spiel keiner online sein darf. Außerdem wurden die Spieler vor der Saison von Experten in diesem Thema unterrichtet.
In der Quebec Major Junior Hockey League erzählte Konrad Abeltshauser Ähnliches. Hier gehen die Verantwortlichen allerdings einen Schritt weiter: „Unser Trainer will, dass wir unsere Handys und Laptops über Nacht sowie zwei Stunden vor einem Auswärtsspiel abgeben. Außerdem dürfen wir nach einem verlorenen Spiel nicht twittern. Aber sonst ist das nicht so streng.“ Beim Frühstück gibt es dann beides zurück. Außerdem sind Selbstverständlichkeiten wie „Sex, Alkohol und Fluchen tabu“, so Abeltshauser weiter.
Eine kleine Anekdote konnte Abeltshauser dann noch vom San Jose Sharks Rookie Camp erzählen. Dort bekamen die Spieler sogar eine Telefonnummer für den Fall das sie „Blackmails“ (Erpressungen) von Frauen bekommen, die ihnen unterstellen, ein Kind von ihnen zu haben – wohl ein in der NHL nicht unbekanntes Problem.
So ziemlich jedes Team in Nordamerika besitzt einen Twitter-Account und nutzt diesen auch zur Kommunikation mit den Fans. Überhaupt gibt es in Nordamerika kaum einen Journalisten, der nicht mit Twitter arbeitet.
Social Media im Sportbereich zu nutzen, ist für beide Seiten gut. Es hilft der Franchise, die damit authentisch rüberkommt und ihren Fans das Gefühl gibt, ganz nah am Team zu sein, und dem Fan, der durch die Aktivitäten der Franchises hinter die Kulissen schauen kann.