Sergio Momesso: Die Stimme der CanadiensSein Herz schlägt noch Kölsch
Sergio, nachdem Sie Deutschland und Ihrer großartigen Eishockeykarriere den Rücken gekehrt haben, sind Sie dem Eishockey – Gott sei Dank – erhalten geblieben, haben nur den Schläger mit dem Mikrofon getauscht! Wie läuft es?
Die Montreal Canadiens haben eine sehr große Fangemeinschaft, die sich nicht nur über Kanada, sondern auch über die ganze USA erstreckt. Wir sahen auch bei den Spielen in Tampa, Florida, unheimlich viele Anhänger. Und es sind noch mehr, als die, die man an den roten Jerseys erkennt. Für Montreal ist es schon fast eine Religion, eine Lebenseinstellung. Das ganze Leben dreht sich dort um diesen Sport. Die Menschen sind richtiggehend verrückt, vor Allem jetzt, als die Canadiens Tampa aus den Play-offs geworfen haben.
Und Sie halten die Fans, die nicht dabei sein können, auf dem Laufenden – über das Spiel, die Hintergründe? Sie sind die „Stimme der Canadiens“!
Ja, ich übertrage die Partien des Teams und berichte über alles, was um das Spiel, die Mannschaft und das Eishockey herum passiert. Sie nehmen Eishockey sehr ernst – man könnte es noch am ehesten mit dem deutschen Fußball vergleichen. Die Zeitungen sind voll, das Fernsehen sendet den ganzen Tag während der Play-offs und im Radio müssen wir auch die ganze Zeit rotieren! Während der Endrunde herrscht in Montreal Ausnahmezustand! Der Job bereitet mir jedenfalls sehr viel Freude.
Die letzten Jahre Ihrer großen Karriere haben Sie in Deutschland verbracht – was sind Ihre Erinnerungen an diese Zeit?
Ich habe nur die besten Erinnerungen! Beide Orte, an denen ich aktiv war – Köln und Nürnberg – waren fantastisch. Vom Eishockey her, als auch von den Städten. Natürlich habe ich eine engere Bindung an Köln, an die Haie, da ich dort immerhin drei Jahre aktiv war. Meine Kinder waren noch sehr klein, als wir in der Domstadt waren und mein erstes Jahr beinhaltete schon einige Umstellungsprobleme, doch von da an lief es. Und außerdem habe ich immer noch sehr gute Freunde dort.
Das passt ja gut. Ihre Haie stehen im DEL-Finale gegen den ERC Ingolstadt.
Um ehrlich zu sein, habe ich das Geschehen in der Deutschen Eishockey Liga in der letzten Zeit nicht mehr so verfolgt – aber wenn die Haie im Finale sind, schlägt mein Herz natürlich „Kölsch“ – ich drücke ihnen ganz fest die Daumen.
Könnten Sie uns mal kurz etwas über Ihre Canadiens sagen?
1. Wer war bis dato der beste Canadien?
Nummer Eins ist ganz klar Carey Price. Er hat sich zu einem der besten Goalies in der ganzen Liga entwickelt, wenn nicht sogar zur # 1! Er hat mit Team Canada bei Olympia die Goldmedaille gewonnen – das sagt eigentlich schon alles! Wenn er die Leistung weiterhin konservieren kann, werden die Canadiens sehr weit kommen!
2. Wer war Ihrer Meinung nach die größte Überraschung?
Mir haben die Vorstellungen von Max Pacioretty mit seinen 39 Toren sehr gut gefallen. Dies war vielleicht keine so große Überraschung, aber er konnte eindrucksvoll überzeugen. Auch Brian Gionta, der mit seinen 35 Jahren bewiesen hat, dass er immer noch ein Team führen kann. Ja, ihn würde ich nehmen.
3. Wen könnte man als negative Überraschung nehmen, jemandem von dem mehr erwartet wurde?
Wen sollte ich da nehmen – vielleicht Lars Eller, der ein eher schwieriges Jahr durchgemacht hat – aber auch er scheint jetzt in den Playoffs zu kommen, jetzt kann er zeigen, was wirklich in ihm steckt.
4. Zur „Trading Deadline“ kam mit Thomas Vanek noch ein Ausnahmestürmer von den Islanders!
Ja, Vanek hat den Angriff der Canadiens durchaus verstärkt und ihn durchschlagkräftiger gemacht. Das Team benötigte einfach einen Scorer, wie er es ist! Zusammen mit seinen Linemates (Max) Pacioretty und (David) Desharnais hat er am Ende der Doppelrunde die wohl torgefährlichste Sturmformation der gesamten Liga gebildet. Jetzt müssen sie dies noch in der Endrunde unter Beweis stellen!
Wer wird Stanley Cup Sieger 2014?
Ich denke mir, dass wir mit den Chicago Blackhawks rechnen müssen!
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